Uebungen zu guten häuslichen Fertigkeiten ohne anders untergeordnet seyn, und nachgehen müsse, und Maulreligion, an welche sie alles Gute was sie sind und werden sollen, wie an- gebunden haben, aus dem Sinn fallen lassen dörfe, -- nehmlich erst dann, wenn durch feste Uebungen in guten Lebensfertigkeiten in ihnen ein besseres Fundament zu guten und edeln Neigungen, das ist zur wahren Weisheit und zur wahren Religion gelegt worden. --
Aber er sah auch, daß er selber über diesen Punkt zur Führung der Menschen nichts tauge, und daß der Lieutenant und selber die Mar- greth mit einem Wort bey ihren Kindern mehr zu diesem Endzwek ausrichten, als er wenn er Stunden lang predigte, oder sonst thäte was er könnte. Er schämte sich vor ihnen, aber er nuzte ihr Daseyn, lehrnte von ihnen was er konnte, und bauete in allem, was er seine Kinder lehrte auf das, worinn der Lieu- tenant und die Margreth sie übten. Es führte ihn weit, nehmlich seinen Wortunterricht in dem Grad zu verkürzen als diese zwey Men- schen seinen Kindern nüzliche Fertigkeiten an- gewöhnten.
Er hätte das schon längst gern gethan, aber er wußte nicht, wie es anstellen, und worauf denn bauen.
Es traumte ihm wohl von dem, was der
Uebungen zu guten haͤuslichen Fertigkeiten ohne anders untergeordnet ſeyn, und nachgehen muͤſſe, und Maulreligion, an welche ſie alles Gute was ſie ſind und werden ſollen, wie an- gebunden haben, aus dem Sinn fallen laſſen doͤrfe, — nehmlich erſt dann, wenn durch feſte Uebungen in guten Lebensfertigkeiten in ihnen ein beſſeres Fundament zu guten und edeln Neigungen, das iſt zur wahren Weisheit und zur wahren Religion gelegt worden. —
Aber er ſah auch, daß er ſelber uͤber dieſen Punkt zur Fuͤhrung der Menſchen nichts tauge, und daß der Lieutenant und ſelber die Mar- greth mit einem Wort bey ihren Kindern mehr zu dieſem Endzwek ausrichten, als er wenn er Stunden lang predigte, oder ſonſt thaͤte was er koͤnnte. Er ſchaͤmte ſich vor ihnen, aber er nuzte ihr Daſeyn, lehrnte von ihnen was er konnte, und bauete in allem, was er ſeine Kinder lehrte auf das, worinn der Lieu- tenant und die Margreth ſie uͤbten. Es fuͤhrte ihn weit, nehmlich ſeinen Wortunterricht in dem Grad zu verkuͤrzen als dieſe zwey Men- ſchen ſeinen Kindern nuͤzliche Fertigkeiten an- gewoͤhnten.
Er haͤtte das ſchon laͤngſt gern gethan, aber er wußte nicht, wie es anſtellen, und worauf denn bauen.
Es traumte ihm wohl von dem, was der
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Uebungen zu guten haͤuslichen Fertigkeiten ohne
anders untergeordnet ſeyn, und nachgehen
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Gute was ſie ſind und werden ſollen, wie an-
gebunden haben, aus dem Sinn fallen laſſen
doͤrfe, — nehmlich erſt dann, wenn durch
feſte Uebungen in guten Lebensfertigkeiten in
ihnen ein beſſeres Fundament zu guten und
edeln Neigungen, das iſt zur wahren Weisheit
und zur wahren Religion gelegt worden. —
Aber er ſah auch, daß er ſelber uͤber dieſen
Punkt zur Fuͤhrung der Menſchen nichts tauge,
und daß der Lieutenant und ſelber die Mar-
greth mit einem Wort bey ihren Kindern mehr
zu dieſem Endzwek ausrichten, als er wenn
er Stunden lang predigte, oder ſonſt thaͤte
was er koͤnnte. Er ſchaͤmte ſich vor ihnen,
aber er nuzte ihr Daſeyn, lehrnte von ihnen
was er konnte, und bauete in allem, was er
ſeine Kinder lehrte auf das, worinn der Lieu-
tenant und die Margreth ſie uͤbten. Es fuͤhrte
ihn weit, nehmlich ſeinen Wortunterricht in
dem Grad zu verkuͤrzen als dieſe zwey Men-
ſchen ſeinen Kindern nuͤzliche Fertigkeiten an-
gewoͤhnten.
Er haͤtte das ſchon laͤngſt gern gethan, aber
er wußte nicht, wie es anſtellen, und worauf
denn bauen.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/319>, abgerufen am 24.11.2024.
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