Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Meyer erwiederte ihm; einmal mehr
als sonst.

Junker. Glaubst du das?

Meyer. Ganz sicher: denn für's erste,
ist ein jeder Mensch, der für irgend was
in Ordnung kommt, für alles andere, was
er sonst unter den Händen hat, auch besser
in der Ordnung: für's andere, muß das
Baumwollenspinner-Kind für das Bauren-
wesen nur so weit in Ordnung kommen als
es dasselbe treiben kann; und da wisset ihr
wohl, das höchste worauf sie kommen kön-
nen, ist etwa zu einem Kuh-Heuwachs und
ein paar Hausäker: die meisten müssen sich
mit einem Garten, oder mit ein oder ein
paar Pünten behelfen, und es könnte sie
doch nichts so sehr zu der Art Baurenwe-
sen, wie sie eins treiben können, aufmuntern
und machen, daß sie es so weit treiben als
immer möglich, als solche Zehendfreye Aeker.

Der Junker erwiederte; noch einmal sey
ihm alles daran gelegen, daß auch die ärmste
Haushaltung sich nie ganz vom Landbau
weglasse, sonder alles so viel es einem jeden
möglich ist, neben seinem Hausverdienst auch
noch etwas Herd baue.

Das Mareylj sagte ihm darauf; wenn
euch daran so viel liegt, so thätet ihr dann
gewiß wohl, wenn ihr die Spinnerkinder

Der Meyer erwiederte ihm; einmal mehr
als ſonſt.

Junker. Glaubſt du das?

Meyer. Ganz ſicher: denn fuͤr’s erſte,
iſt ein jeder Menſch, der fuͤr irgend was
in Ordnung kommt, fuͤr alles andere, was
er ſonſt unter den Haͤnden hat, auch beſſer
in der Ordnung: fuͤr’s andere, muß das
Baumwollenſpinner-Kind fuͤr das Bauren-
weſen nur ſo weit in Ordnung kommen als
es daſſelbe treiben kann; und da wiſſet ihr
wohl, das hoͤchſte worauf ſie kommen koͤn-
nen, iſt etwa zu einem Kuh-Heuwachs und
ein paar Hausaͤker: die meiſten muͤſſen ſich
mit einem Garten, oder mit ein oder ein
paar Puͤnten behelfen, und es koͤnnte ſie
doch nichts ſo ſehr zu der Art Baurenwe-
ſen, wie ſie eins treiben koͤnnen, aufmuntern
und machen, daß ſie es ſo weit treiben als
immer moͤglich, als ſolche Zehendfreye Aeker.

Der Junker erwiederte; noch einmal ſey
ihm alles daran gelegen, daß auch die aͤrmſte
Haushaltung ſich nie ganz vom Landbau
weglaſſe, ſonder alles ſo viel es einem jeden
moͤglich iſt, neben ſeinem Hausverdienſt auch
noch etwas Herd baue.

Das Mareylj ſagte ihm darauf; wenn
euch daran ſo viel liegt, ſo thaͤtet ihr dann
gewiß wohl, wenn ihr die Spinnerkinder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0032" n="10"/>
        <p>Der Meyer erwiederte ihm; einmal mehr<lb/>
als &#x017F;on&#x017F;t.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Junker</hi>. Glaub&#x017F;t du das?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Meyer</hi>. Ganz &#x017F;icher: denn fu&#x0364;r&#x2019;s er&#x017F;te,<lb/>
i&#x017F;t ein jeder Men&#x017F;ch, der fu&#x0364;r irgend was<lb/>
in Ordnung kommt, fu&#x0364;r alles andere, was<lb/>
er &#x017F;on&#x017F;t unter den Ha&#x0364;nden hat, auch be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
in der Ordnung: fu&#x0364;r&#x2019;s andere, muß das<lb/>
Baumwollen&#x017F;pinner-Kind fu&#x0364;r das Bauren-<lb/>
we&#x017F;en nur &#x017F;o weit in Ordnung kommen als<lb/>
es da&#x017F;&#x017F;elbe treiben kann; und da wi&#x017F;&#x017F;et ihr<lb/>
wohl, das ho&#x0364;ch&#x017F;te worauf &#x017F;ie kommen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, i&#x017F;t etwa zu einem Kuh-Heuwachs und<lb/>
ein paar Hausa&#x0364;ker: die mei&#x017F;ten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich<lb/>
mit einem Garten, oder mit ein oder ein<lb/>
paar Pu&#x0364;nten behelfen, und es ko&#x0364;nnte &#x017F;ie<lb/>
doch nichts &#x017F;o &#x017F;ehr zu der Art Baurenwe-<lb/>
&#x017F;en, wie &#x017F;ie eins treiben ko&#x0364;nnen, aufmuntern<lb/>
und machen, daß &#x017F;ie es &#x017F;o weit treiben als<lb/>
immer mo&#x0364;glich, als &#x017F;olche Zehendfreye Aeker.</p><lb/>
        <p>Der Junker erwiederte; noch einmal &#x017F;ey<lb/>
ihm alles daran gelegen, daß auch die a&#x0364;rm&#x017F;te<lb/>
Haushaltung &#x017F;ich nie ganz vom Landbau<lb/>
wegla&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;onder alles &#x017F;o viel es einem jeden<lb/>
mo&#x0364;glich i&#x017F;t, neben &#x017F;einem Hausverdien&#x017F;t auch<lb/>
noch etwas Herd baue.</p><lb/>
        <p>Das Mareylj &#x017F;agte ihm darauf; wenn<lb/>
euch daran &#x017F;o viel liegt, &#x017F;o tha&#x0364;tet ihr dann<lb/>
gewiß wohl, wenn ihr die Spinnerkinder<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0032] Der Meyer erwiederte ihm; einmal mehr als ſonſt. Junker. Glaubſt du das? Meyer. Ganz ſicher: denn fuͤr’s erſte, iſt ein jeder Menſch, der fuͤr irgend was in Ordnung kommt, fuͤr alles andere, was er ſonſt unter den Haͤnden hat, auch beſſer in der Ordnung: fuͤr’s andere, muß das Baumwollenſpinner-Kind fuͤr das Bauren- weſen nur ſo weit in Ordnung kommen als es daſſelbe treiben kann; und da wiſſet ihr wohl, das hoͤchſte worauf ſie kommen koͤn- nen, iſt etwa zu einem Kuh-Heuwachs und ein paar Hausaͤker: die meiſten muͤſſen ſich mit einem Garten, oder mit ein oder ein paar Puͤnten behelfen, und es koͤnnte ſie doch nichts ſo ſehr zu der Art Baurenwe- ſen, wie ſie eins treiben koͤnnen, aufmuntern und machen, daß ſie es ſo weit treiben als immer moͤglich, als ſolche Zehendfreye Aeker. Der Junker erwiederte; noch einmal ſey ihm alles daran gelegen, daß auch die aͤrmſte Haushaltung ſich nie ganz vom Landbau weglaſſe, ſonder alles ſo viel es einem jeden moͤglich iſt, neben ſeinem Hausverdienſt auch noch etwas Herd baue. Das Mareylj ſagte ihm darauf; wenn euch daran ſo viel liegt, ſo thaͤtet ihr dann gewiß wohl, wenn ihr die Spinnerkinder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/32
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/32>, abgerufen am 23.11.2024.