phj, und fragten ob er nicht meyne, sie könn- ten daheim auch so Gärten machen, wie diese Frau?
Warum das nicht? erwiederte ihnen der Schulmeister, wenn ihr nicht zu faul seyt, und führte sie demnach selber alle miteinander zu dieser Frau in ihren Garten.
Die Freude der Alten ist nicht auszuspre- chen.
Sie sagte dem Lieutenant: es sey ihr, sie sey ihr Lebtag noch nie in Bonnal daheim ge- wesen, wie heut, da er mit seiner Schul in ihren Garten komme.
Und die Kinder riefen daheim bey ihren Müttern, sie müßten ihnen Land geben Gär- ten zu probieren und zu machen, wie die Frau ihnen sagte, daß man sie machen müsse.
Richts, das früh oder späth ihnen nuzlich seyn konnte, hielt er ausser dem Kreis seiner Schularbeit; denn er fühlte sich Vater, und glaubte seine Arbeit seye nichts minder als das Erziehen der Kinder, und was immer ihr gan- zes Erziehen erfordere, das sey alles im Kreis seines Berufs.
Desnahen brachte er ausser den Schulstun- den fast alle Abende mit ihnen zu, und nachte denn mit ihnen was sie nur wollten. Manch- mal schnitt er mit ihnen Holz, manchmal nach- te er mit ihnen Figuren aus Wachs, Men-
phj, und fragten ob er nicht meyne, ſie koͤnn- ten daheim auch ſo Gaͤrten machen, wie dieſe Frau?
Warum das nicht? erwiederte ihnen der Schulmeiſter, wenn ihr nicht zu faul ſeyt, und fuͤhrte ſie demnach ſelber alle miteinander zu dieſer Frau in ihren Garten.
Die Freude der Alten iſt nicht auszuſpre- chen.
Sie ſagte dem Lieutenant: es ſey ihr, ſie ſey ihr Lebtag noch nie in Bonnal daheim ge- weſen, wie heut, da er mit ſeiner Schul in ihren Garten komme.
Und die Kinder riefen daheim bey ihren Muͤttern, ſie muͤßten ihnen Land geben Gaͤr- ten zu probieren und zu machen, wie die Frau ihnen ſagte, daß man ſie machen muͤſſe.
Richts, das fruͤh oder ſpaͤth ihnen nuzlich ſeyn konnte, hielt er auſſer dem Kreis ſeiner Schularbeit; denn er fuͤhlte ſich Vater, und glaubte ſeine Arbeit ſeye nichts minder als das Erziehen der Kinder, und was immer ihr gan- zes Erziehen erfordere, das ſey alles im Kreis ſeines Berufs.
Desnahen brachte er auſſer den Schulſtun- den faſt alle Abende mit ihnen zu, und nachte denn mit ihnen was ſie nur wollten. Manch- mal ſchnitt er mit ihnen Holz, manchmal nach- te er mit ihnen Figuren aus Wachs, Men-
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phj, und fragten ob er nicht meyne, ſie koͤnn-
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Frau?
Warum das nicht? erwiederte ihnen der
Schulmeiſter, wenn ihr nicht zu faul ſeyt, und
fuͤhrte ſie demnach ſelber alle miteinander zu
dieſer Frau in ihren Garten.
Die Freude der Alten iſt nicht auszuſpre-
chen.
Sie ſagte dem Lieutenant: es ſey ihr, ſie
ſey ihr Lebtag noch nie in Bonnal daheim ge-
weſen, wie heut, da er mit ſeiner Schul in
ihren Garten komme.
Und die Kinder riefen daheim bey ihren
Muͤttern, ſie muͤßten ihnen Land geben Gaͤr-
ten zu probieren und zu machen, wie die Frau
ihnen ſagte, daß man ſie machen muͤſſe.
Richts, das fruͤh oder ſpaͤth ihnen nuzlich
ſeyn konnte, hielt er auſſer dem Kreis ſeiner
Schularbeit; denn er fuͤhlte ſich Vater, und
glaubte ſeine Arbeit ſeye nichts minder als das
Erziehen der Kinder, und was immer ihr gan-
zes Erziehen erfordere, das ſey alles im Kreis
ſeines Berufs.
Desnahen brachte er auſſer den Schulſtun-
den faſt alle Abende mit ihnen zu, und nachte
denn mit ihnen was ſie nur wollten. Manch-
mal ſchnitt er mit ihnen Holz, manchmal nach-
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/416>, abgerufen am 23.11.2024.
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