das wohl gethan, und wie es mich gemacht Gott erkennen! --
Denn stuhnd er auf, wie wenn er nicht wüßte wo er war, und sagte, Kinder! Kinder! kommt, wir wollen gehen zu diesen Waysen! Die Kinder drängten sich an ihn an, hatten Thränen in den Augen, und suchten seine Hand.
Dann trat der Junker aus seinem Stuhl, und sagte, ich will bey euch seyn bis diese Kin- derlehr aus ist, und nun folgten die Vorgesezten, und alles Volk das in der Kirche war, dem Pfar- rer in das Haus des Kienastes.
Der Vater und die Kinder stuhnden alle um das Bett der Todten, als der Junker und der Pfarrer in die Stube hineinkamen.
Dann giengen sie zuerst allein und machten die Vorgesezten und Kinder, und wer mit ih- nen kam, unten im Tenn und vor dem Haus zu warten, bis man ihnen riefe.
Der arme Alte sagte mit gebeugtem Haupt zu ihnen: es hat in Gottes Namen eine Aende- rung gegeben, ihr Herren!
Wir wissens, lieber Alter! erwiederte der Junker, und sezte nach der Bauern Weise hinzu: Gott tröst euch im Leid! denn machte er den zit- ternden Mann absizen mit dem Pfarrer auf sei- nen Ofenbank, neben ihn zu, und hielt seine kalte Hand in seine warme.
Das machte den Alten bald traulich, daß er konnte anfangen reden, danken, und dann er-
das wohl gethan, und wie es mich gemacht Gott erkennen! —
Denn ſtuhnd er auf, wie wenn er nicht wuͤßte wo er war, und ſagte, Kinder! Kinder! kommt, wir wollen gehen zu dieſen Wayſen! Die Kinder draͤngten ſich an ihn an, hatten Thraͤnen in den Augen, und ſuchten ſeine Hand.
Dann trat der Junker aus ſeinem Stuhl, und ſagte, ich will bey euch ſeyn bis dieſe Kin- derlehr aus iſt, und nun folgten die Vorgeſezten, und alles Volk das in der Kirche war, dem Pfar- rer in das Haus des Kienaſtes.
Der Vater und die Kinder ſtuhnden alle um das Bett der Todten, als der Junker und der Pfarrer in die Stube hineinkamen.
Dann giengen ſie zuerſt allein und machten die Vorgeſezten und Kinder, und wer mit ih- nen kam, unten im Tenn und vor dem Haus zu warten, bis man ihnen riefe.
Der arme Alte ſagte mit gebeugtem Haupt zu ihnen: es hat in Gottes Namen eine Aende- rung gegeben, ihr Herren!
Wir wiſſens, lieber Alter! erwiederte der Junker, und ſezte nach der Bauern Weiſe hinzu: Gott troͤſt euch im Leid! denn machte er den zit- ternden Mann abſizen mit dem Pfarrer auf ſei- nen Ofenbank, neben ihn zu, und hielt ſeine kalte Hand in ſeine warme.
Das machte den Alten bald traulich, daß er konnte anfangen reden, danken, und dann er-
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das wohl gethan, und wie es mich gemacht
Gott erkennen! —
Denn ſtuhnd er auf, wie wenn er nicht wuͤßte
wo er war, und ſagte, Kinder! Kinder! kommt,
wir wollen gehen zu dieſen Wayſen! Die Kinder
draͤngten ſich an ihn an, hatten Thraͤnen in den
Augen, und ſuchten ſeine Hand.
Dann trat der Junker aus ſeinem Stuhl,
und ſagte, ich will bey euch ſeyn bis dieſe Kin-
derlehr aus iſt, und nun folgten die Vorgeſezten,
und alles Volk das in der Kirche war, dem Pfar-
rer in das Haus des Kienaſtes.
Der Vater und die Kinder ſtuhnden alle um
das Bett der Todten, als der Junker und der
Pfarrer in die Stube hineinkamen.
Dann giengen ſie zuerſt allein und machten
die Vorgeſezten und Kinder, und wer mit ih-
nen kam, unten im Tenn und vor dem Haus zu
warten, bis man ihnen riefe.
Der arme Alte ſagte mit gebeugtem Haupt
zu ihnen: es hat in Gottes Namen eine Aende-
rung gegeben, ihr Herren!
Wir wiſſens, lieber Alter! erwiederte der
Junker, und ſezte nach der Bauern Weiſe hinzu:
Gott troͤſt euch im Leid! denn machte er den zit-
ternden Mann abſizen mit dem Pfarrer auf ſei-
nen Ofenbank, neben ihn zu, und hielt ſeine
kalte Hand in ſeine warme.
Das machte den Alten bald traulich, daß er
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/433>, abgerufen am 23.11.2024.
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