wieviel Kalch und Stein und Sand es zu einem Klafter heischt wenn es so oder so dik ist. -- Er lehrte ihn das Bleymaas, das Richtscheit und das Winkelmäß brauchen, und zeigte ihm den Vortheil der Steinen wenn sie dik -- oder dünn -- glatt oder hokericht. --
Erst vor kurzem kaufte er ihm eine Pflaster- kellen, und ein Fürfell -- ich darf wohl sa- gen, die Freude eines Königs Sohns ist nichts dagegen, wie es Niklaus freute, daß er ein Fürfell und eine Pflasterkelle bekam. -- Er nahm einen Gang an, die Stube hinauf und hinunter, wie wenn er schon ein Maurergesell wär, und sprang dann im Fell einsmal über das andere zu Vater und Mutter, nahm sie bey der Hand und Rok, sagte alle Augenblik, er wolle auf der Welt thun und machen was sie wollen, wenn sie ihn nur auch bald auf- dingen; der gute Vater wußte nicht was er machte, so nahm ihn das ein, und er konnte seine Thränen nicht hinterhalten, da er ihn jezt auf die Schoos nahm und zur Mutter sagte, wenn ich nur auch noch erlebe, daß er ein rechter Meister wird so will ich denn gern aus der Welt, wann's Gottes Wille ist.
Gertrud drukte dem Vater die Hand und hatte auch Thränen in Augen, da sie sagte, er wird's wills Gott werden.
Aber der Niklaus meynte, das sollte jezt
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wieviel Kalch und Stein und Sand es zu einem Klafter heiſcht wenn es ſo oder ſo dik iſt. — Er lehrte ihn das Bleymaas, das Richtſcheit und das Winkelmaͤß brauchen, und zeigte ihm den Vortheil der Steinen wenn ſie dik — oder duͤnn — glatt oder hokericht. —
Erſt vor kurzem kaufte er ihm eine Pflaſter- kellen, und ein Fuͤrfell — ich darf wohl ſa- gen, die Freude eines Koͤnigs Sohns iſt nichts dagegen, wie es Niklaus freute, daß er ein Fuͤrfell und eine Pflaſterkelle bekam. — Er nahm einen Gang an, die Stube hinauf und hinunter, wie wenn er ſchon ein Maurergeſell waͤr, und ſprang dann im Fell einsmal uͤber das andere zu Vater und Mutter, nahm ſie bey der Hand und Rok, ſagte alle Augenblik, er wolle auf der Welt thun und machen was ſie wollen, wenn ſie ihn nur auch bald auf- dingen; der gute Vater wußte nicht was er machte, ſo nahm ihn das ein, und er konnte ſeine Thraͤnen nicht hinterhalten, da er ihn jezt auf die Schoos nahm und zur Mutter ſagte, wenn ich nur auch noch erlebe, daß er ein rechter Meiſter wird ſo will ich denn gern aus der Welt, wann’s Gottes Wille iſt.
Gertrud drukte dem Vater die Hand und hatte auch Thraͤnen in Augen, da ſie ſagte, er wird’s wills Gott werden.
Aber der Niklaus meynte, das ſollte jezt
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wieviel Kalch und Stein und Sand es zu
einem Klafter heiſcht wenn es ſo oder ſo dik
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Richtſcheit und das Winkelmaͤß brauchen, und
zeigte ihm den Vortheil der Steinen wenn ſie
dik — oder duͤnn — glatt oder hokericht. —
Erſt vor kurzem kaufte er ihm eine Pflaſter-
kellen, und ein Fuͤrfell — ich darf wohl ſa-
gen, die Freude eines Koͤnigs Sohns iſt nichts
dagegen, wie es Niklaus freute, daß er ein
Fuͤrfell und eine Pflaſterkelle bekam. — Er
nahm einen Gang an, die Stube hinauf und
hinunter, wie wenn er ſchon ein Maurergeſell
waͤr, und ſprang dann im Fell einsmal uͤber
das andere zu Vater und Mutter, nahm ſie
bey der Hand und Rok, ſagte alle Augenblik,
er wolle auf der Welt thun und machen was
ſie wollen, wenn ſie ihn nur auch bald auf-
dingen; der gute Vater wußte nicht was er
machte, ſo nahm ihn das ein, und er konnte
ſeine Thraͤnen nicht hinterhalten, da er ihn
jezt auf die Schoos nahm und zur Mutter
ſagte, wenn ich nur auch noch erlebe, daß er
ein rechter Meiſter wird ſo will ich denn gern
aus der Welt, wann’s Gottes Wille iſt.
Gertrud drukte dem Vater die Hand und
hatte auch Thraͤnen in Augen, da ſie ſagte,
er wird’s wills Gott werden.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/61>, abgerufen am 23.11.2024.
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