Die Kinder lachten meistens wenn er so et- was sagte; dann fuhr er fort; -- Mey! -- wenn ihr es dann könnet, so ist es lustig und geht wie von ihm selber.
Ja es wird schön von ihm selber gehen, sagten die Kinder -- und der Heirlj -- wenn man doch kann die Augen zuthun und fortspin- nen und recht, so meyn' ich -- es gehe denn doch fast von ihm selber. --
Aber kannst du die Augen zuthun und fort- spinnen? sagten die Kinder.
Das kan ich, sagte der Heirlj, und da sie es ihm nicht glaubten sagte er: wartet nur bis die Mutter aus der Kuche im Garten ist, so will ich's euch denn zeigen -- dann stuhnd er, so bald er die Gartenthür gehen hörte, auf, ließ sich die Augen steinhart bey seinem Rad verbinden, nahm stokblind den Treiber und den Floken in die Hand und trieb das Rad so munter, wie wenn er beyde Augen offen hätte. --
Die Kinder, die um ihn herstuhnden, sag- ten alle -- das ist doch auch! das ist doch auch! und hätten ihm bis zu Nacht zugesehen wie er so blind spinne; -- aber an 3 Floken so wegspinnen, hatte er genug, und schüttelte die Binde wieder ab -- da sagten die Kinder zu ihm, aber sag jezt auch, lehrnen wir's auch so?
Die Kinder lachten meiſtens wenn er ſo et- was ſagte; dann fuhr er fort; — Mey! — wenn ihr es dann koͤnnet, ſo iſt es luſtig und geht wie von ihm ſelber.
Ja es wird ſchoͤn von ihm ſelber gehen, ſagten die Kinder — und der Heirlj — wenn man doch kann die Augen zuthun und fortſpin- nen und recht, ſo meyn’ ich — es gehe denn doch faſt von ihm ſelber. —
Aber kannſt du die Augen zuthun und fort- ſpinnen? ſagten die Kinder.
Das kan ich, ſagte der Heirlj, und da ſie es ihm nicht glaubten ſagte er: wartet nur bis die Mutter aus der Kuche im Garten iſt, ſo will ich’s euch denn zeigen — dann ſtuhnd er, ſo bald er die Gartenthuͤr gehen hoͤrte, auf, ließ ſich die Augen ſteinhart bey ſeinem Rad verbinden, nahm ſtokblind den Treiber und den Floken in die Hand und trieb das Rad ſo munter, wie wenn er beyde Augen offen haͤtte. —
Die Kinder, die um ihn herſtuhnden, ſag- ten alle — das iſt doch auch! das iſt doch auch! und haͤtten ihm bis zu Nacht zugeſehen wie er ſo blind ſpinne; — aber an 3 Floken ſo wegſpinnen, hatte er genug, und ſchuͤttelte die Binde wieder ab — da ſagten die Kinder zu ihm, aber ſag jezt auch, lehrnen wir’s auch ſo?
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Die Kinder lachten meiſtens wenn er ſo et-
was ſagte; dann fuhr er fort; — Mey! —
wenn ihr es dann koͤnnet, ſo iſt es luſtig und
geht wie von ihm ſelber.
Ja es wird ſchoͤn von ihm ſelber gehen,
ſagten die Kinder — und der Heirlj — wenn
man doch kann die Augen zuthun und fortſpin-
nen und recht, ſo meyn’ ich — es gehe denn
doch faſt von ihm ſelber. —
Aber kannſt du die Augen zuthun und fort-
ſpinnen? ſagten die Kinder.
Das kan ich, ſagte der Heirlj, und da ſie
es ihm nicht glaubten ſagte er: wartet nur
bis die Mutter aus der Kuche im Garten iſt,
ſo will ich’s euch denn zeigen — dann ſtuhnd
er, ſo bald er die Gartenthuͤr gehen hoͤrte,
auf, ließ ſich die Augen ſteinhart bey ſeinem
Rad verbinden, nahm ſtokblind den Treiber
und den Floken in die Hand und trieb das
Rad ſo munter, wie wenn er beyde Augen
offen haͤtte. —
Die Kinder, die um ihn herſtuhnden, ſag-
ten alle — das iſt doch auch! das iſt doch
auch! und haͤtten ihm bis zu Nacht zugeſehen
wie er ſo blind ſpinne; — aber an 3 Floken
ſo wegſpinnen, hatte er genug, und ſchuͤttelte
die Binde wieder ab — da ſagten die Kinder
zu ihm, aber ſag jezt auch, lehrnen wir’s
auch ſo?
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/65>, abgerufen am 24.11.2024.
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