Kaltes Wasser, liebe deutsche Frau! zum trin- ken und baden, und alle Jahr einmal zur Probe viermal mit den Kindern, am Maytag auf unsern Hackenberg hinauf und hinunter -- und Garten, Kuche und Keller -- und lieber Rollenberger! der gute Bauerngewerb, und das Einmaleins, und die Mathematik dazu, das erhaltet in Buben und Mäd- chen deutsches Blut, deutsches Hirn, und deutschen Muth. -- Gottlob! Es ist mir für meine Kinder, wie wenn das alles nicht in der Welt wäre. --
§. 24. Der christliche Junker; eine Klosterge- schichte aus der Ritter-Zeit.
Er haßte die Schwärmerey, und empfahl auch in diesem Gesichtspunkte der Therese die Geschichte des alten Ahnherrn, der noch auf seinem Schloßgut selber pflügte, und den weit und breit alles den christlichen Junker nannte, weil er gerecht war, seinen Bauern ein harmloses, sicheres und vergnügtes Leben verschafte, und das Kloster Him- mel auf dem Boden eben machte.
Seine Vorfahren hatten dasselbe gestiftet; aber den vergabten Bauern große und wichtige Rechte
Kaltes Waſſer, liebe deutſche Frau! zum trin- ken und baden, und alle Jahr einmal zur Probe viermal mit den Kindern, am Maytag auf unſern Hackenberg hinauf und hinunter — und Garten, Kuche und Keller — und lieber Rollenberger! der gute Bauerngewerb, und das Einmaleins, und die Mathematik dazu, das erhaltet in Buben und Maͤd- chen deutſches Blut, deutſches Hirn, und deutſchen Muth. — Gottlob! Es iſt mir fuͤr meine Kinder, wie wenn das alles nicht in der Welt waͤre. —
§. 24. Der chriſtliche Junker; eine Kloſterge- ſchichte aus der Ritter-Zeit.
Er haßte die Schwaͤrmerey, und empfahl auch in dieſem Geſichtspunkte der Thereſe die Geſchichte des alten Ahnherrn, der noch auf ſeinem Schloßgut ſelber pfluͤgte, und den weit und breit alles den chriſtlichen Junker nannte, weil er gerecht war, ſeinen Bauern ein harmloſes, ſicheres und vergnuͤgtes Leben verſchafte, und das Kloſter Him- mel auf dem Boden eben machte.
Seine Vorfahren hatten daſſelbe geſtiftet; aber den vergabten Bauern große und wichtige Rechte
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Kaltes Waſſer, liebe deutſche Frau! zum trin-
ken und baden, und alle Jahr einmal zur Probe
viermal mit den Kindern, am Maytag auf unſern
Hackenberg hinauf und hinunter — und Garten,
Kuche und Keller — und lieber Rollenberger! der
gute Bauerngewerb, und das Einmaleins, und die
Mathematik dazu, das erhaltet in Buben und Maͤd-
chen deutſches Blut, deutſches Hirn, und deutſchen
Muth. — Gottlob! Es iſt mir fuͤr meine Kinder,
wie wenn das alles nicht in der Welt waͤre. —
§. 24.
Der chriſtliche Junker; eine Kloſterge-
ſchichte aus der Ritter-Zeit.
Er haßte die Schwaͤrmerey, und empfahl auch
in dieſem Geſichtspunkte der Thereſe die Geſchichte
des alten Ahnherrn, der noch auf ſeinem Schloßgut
ſelber pfluͤgte, und den weit und breit alles den
chriſtlichen Junker nannte, weil er gerecht
war, ſeinen Bauern ein harmloſes, ſicheres und
vergnuͤgtes Leben verſchafte, und das Kloſter Him-
mel auf dem Boden eben machte.
Seine Vorfahren hatten daſſelbe geſtiftet; aber
den vergabten Bauern große und wichtige Rechte
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/113>, abgerufen am 24.11.2024.
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