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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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nahm sie dem Rudi den Haspel, und sagte, es geht
dir izt doch nicht recht -- haspelte munter darauf
los, half den Kindern an ihren Rädern wo es fehl-
te, flochte zweyen die Zöpfe, kochte der Kleinen den
Brey, gab den Engelkind auf ihrem Schooß zu
essen, zog es dann ab, hielt es eine Weile nackend,
wie die Mutter Gottes den lieben Heiland, auf
ihrem Arme -- machte dann dasselbe seinen Ge-
schwisterten alen gute Nacht sagen, hielt ihm das
Köpfgen an ihre Backen, sie küßten dasselbe alle --
und es machte allen Ae -- Ae -- dann that sie es
ins Bett, konnte fast nicht von ihm weg, und sang
ihm noch bis es entschlafen war. Der Rudi stand
bey allem hinter ihr her wie ihr Schatten. -- Doch
als sie fortgehen wollten, machte er seine Kinder
aufstehen, und der Gertrud danken -- aber er hatte
ein silber und vergoldetes Halsband mit Granaten
und Bollen in einem Papier in der Hand -- Ach,
mein Gott! er hatte es unter der Frauen selig einer
reichen Bäurin versezt, und izt, da er es konnte,
auf diesen Fall wieder heraus gelöst, und dachte
wohl tausendmal, so oft er es ansah, wanns auch
die Frau selig wüßte, daß ich wieder dazu gekom-
men, es würde sie doch auch freuen. -- Aber er
dorfte das Papir der Meyerin fast nicht geben, sie
merkte es, und fragte ihn noch selber, was hast
du da in den Händen? -- Nahm ihm es ab --
und trug es den lieben Rudi zur Freude am Hals

nahm ſie dem Rudi den Haſpel, und ſagte, es geht
dir izt doch nicht recht — haſpelte munter darauf
los, half den Kindern an ihren Raͤdern wo es fehl-
te, flochte zweyen die Zoͤpfe, kochte der Kleinen den
Brey, gab den Engelkind auf ihrem Schooß zu
eſſen, zog es dann ab, hielt es eine Weile nackend,
wie die Mutter Gottes den lieben Heiland, auf
ihrem Arme — machte dann daſſelbe ſeinen Ge-
ſchwiſterten alen gute Nacht ſagen, hielt ihm das
Koͤpfgen an ihre Backen, ſie kuͤßten daſſelbe alle —
und es machte allen Ae — Ae — dann that ſie es
ins Bett, konnte faſt nicht von ihm weg, und ſang
ihm noch bis es entſchlafen war. Der Rudi ſtand
bey allem hinter ihr her wie ihr Schatten. — Doch
als ſie fortgehen wollten, machte er ſeine Kinder
aufſtehen, und der Gertrud danken — aber er hatte
ein ſilber und vergoldetes Halsband mit Granaten
und Bollen in einem Papier in der Hand — Ach,
mein Gott! er hatte es unter der Frauen ſelig einer
reichen Baͤurin verſezt, und izt, da er es konnte,
auf dieſen Fall wieder heraus geloͤſt, und dachte
wohl tauſendmal, ſo oft er es anſah, wanns auch
die Frau ſelig wuͤßte, daß ich wieder dazu gekom-
men, es wuͤrde ſie doch auch freuen. — Aber er
dorfte das Papir der Meyerin faſt nicht geben, ſie
merkte es, und fragte ihn noch ſelber, was haſt
du da in den Haͤnden? — Nahm ihm es ab —
und trug es den lieben Rudi zur Freude am Hals

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[118/0136] nahm ſie dem Rudi den Haſpel, und ſagte, es geht dir izt doch nicht recht — haſpelte munter darauf los, half den Kindern an ihren Raͤdern wo es fehl- te, flochte zweyen die Zoͤpfe, kochte der Kleinen den Brey, gab den Engelkind auf ihrem Schooß zu eſſen, zog es dann ab, hielt es eine Weile nackend, wie die Mutter Gottes den lieben Heiland, auf ihrem Arme — machte dann daſſelbe ſeinen Ge- ſchwiſterten alen gute Nacht ſagen, hielt ihm das Koͤpfgen an ihre Backen, ſie kuͤßten daſſelbe alle — und es machte allen Ae — Ae — dann that ſie es ins Bett, konnte faſt nicht von ihm weg, und ſang ihm noch bis es entſchlafen war. Der Rudi ſtand bey allem hinter ihr her wie ihr Schatten. — Doch als ſie fortgehen wollten, machte er ſeine Kinder aufſtehen, und der Gertrud danken — aber er hatte ein ſilber und vergoldetes Halsband mit Granaten und Bollen in einem Papier in der Hand — Ach, mein Gott! er hatte es unter der Frauen ſelig einer reichen Baͤurin verſezt, und izt, da er es konnte, auf dieſen Fall wieder heraus geloͤſt, und dachte wohl tauſendmal, ſo oft er es anſah, wanns auch die Frau ſelig wuͤßte, daß ich wieder dazu gekom- men, es wuͤrde ſie doch auch freuen. — Aber er dorfte das Papir der Meyerin faſt nicht geben, ſie merkte es, und fragte ihn noch ſelber, was haſt du da in den Haͤnden? — Nahm ihm es ab — und trug es den lieben Rudi zur Freude am Hals

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/136>, abgerufen am 21.11.2024.