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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Er zog alsobald eine neue warme Kappe über
die Ohren, sezte den Hut darüber auf, nahm war-
me Handschuh, und seinen Stab aus dem Kasten,
und gieng. --

Ae -- was will doch der Großvater, daß er
bey dem schlechten Wetter zu uns kommt? fragte
ihn ein jedes, wo er zusprach -- und wo er zu-
sprach, war er der liebe alte Mann, der jedermann
gedient, und den jedermann in Ehren hielt -- er
war der Reichste, und obgleich schon alt, so war
kein Haus, in welchem Mann und Frau, so bald
er sagte was er wollte, einander nicht ansahen, und
Winke sich gaben, es gelte sich zu besinnen, was
man antworte, und man dörfe es ihm nicht ab-
schlagen. --

Er bettelte nicht, er sagte die Sach, und sezte
hinzu, die Sache ist so nöthig und gut, und es sind
unser über die zwanzig Bauern, die das wohl kön-
nen, und die, wenn sie es nicht thun, an ihren
Kindern und am ganzen Dorf auf eine leichtfertige
Art sich versündigen -- ich hoffe, ihr schlaget es
mir nicht ab; aber ich sage es zum voraus, wenn
mir einer abschlagt, so muß es doch seyn; ich will
es denn für ihn thun, und seinen Kindern und dem
Dorf zum Allmosen geben, und es muß mir denn
so eingeschrieben werden. -- Aber es ließ sich das
Niemand zum Allmosen einschreiben -- mancher

Er zog alſobald eine neue warme Kappe uͤber
die Ohren, ſezte den Hut daruͤber auf, nahm war-
me Handſchuh, und ſeinen Stab aus dem Kaſten,
und gieng. —

Ae — was will doch der Großvater, daß er
bey dem ſchlechten Wetter zu uns kommt? fragte
ihn ein jedes, wo er zuſprach — und wo er zu-
ſprach, war er der liebe alte Mann, der jedermann
gedient, und den jedermann in Ehren hielt — er
war der Reichſte, und obgleich ſchon alt, ſo war
kein Haus, in welchem Mann und Frau, ſo bald
er ſagte was er wollte, einander nicht anſahen, und
Winke ſich gaben, es gelte ſich zu beſinnen, was
man antworte, und man doͤrfe es ihm nicht ab-
ſchlagen. —

Er bettelte nicht, er ſagte die Sach, und ſezte
hinzu, die Sache iſt ſo noͤthig und gut, und es ſind
unſer uͤber die zwanzig Bauern, die das wohl koͤn-
nen, und die, wenn ſie es nicht thun, an ihren
Kindern und am ganzen Dorf auf eine leichtfertige
Art ſich verſuͤndigen — ich hoffe, ihr ſchlaget es
mir nicht ab; aber ich ſage es zum voraus, wenn
mir einer abſchlagt, ſo muß es doch ſeyn; ich will
es denn fuͤr ihn thun, und ſeinen Kindern und dem
Dorf zum Allmoſen geben, und es muß mir denn
ſo eingeſchrieben werden. — Aber es ließ ſich das
Niemand zum Allmoſen einſchreiben — mancher

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[126/0144] Er zog alſobald eine neue warme Kappe uͤber die Ohren, ſezte den Hut daruͤber auf, nahm war- me Handſchuh, und ſeinen Stab aus dem Kaſten, und gieng. — Ae — was will doch der Großvater, daß er bey dem ſchlechten Wetter zu uns kommt? fragte ihn ein jedes, wo er zuſprach — und wo er zu- ſprach, war er der liebe alte Mann, der jedermann gedient, und den jedermann in Ehren hielt — er war der Reichſte, und obgleich ſchon alt, ſo war kein Haus, in welchem Mann und Frau, ſo bald er ſagte was er wollte, einander nicht anſahen, und Winke ſich gaben, es gelte ſich zu beſinnen, was man antworte, und man doͤrfe es ihm nicht ab- ſchlagen. — Er bettelte nicht, er ſagte die Sach, und ſezte hinzu, die Sache iſt ſo noͤthig und gut, und es ſind unſer uͤber die zwanzig Bauern, die das wohl koͤn- nen, und die, wenn ſie es nicht thun, an ihren Kindern und am ganzen Dorf auf eine leichtfertige Art ſich verſuͤndigen — ich hoffe, ihr ſchlaget es mir nicht ab; aber ich ſage es zum voraus, wenn mir einer abſchlagt, ſo muß es doch ſeyn; ich will es denn fuͤr ihn thun, und ſeinen Kindern und dem Dorf zum Allmoſen geben, und es muß mir denn ſo eingeſchrieben werden. — Aber es ließ ſich das Niemand zum Allmoſen einſchreiben — mancher

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/144>, abgerufen am 21.11.2024.