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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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aber es dann nicht geachtet hatte, wenn ihm der
Wirth für 3 Schoppen Wein, die er trank, das
Geld von vieren gefodert.

Auch die seyen daran krank, sagte er, die mit
allem, was sie wissen, oder meynen zu wissen, ein
Wesen machen, wie wenn es ganze Berge wären,
die sie mit sich herumtragen, und zu einem Viertel
Korn Säcke machen lassen, wie wenn sie einen
Kirchthurm darein einpacken sollten, und Wägen,
mit denen man halbe Berge könnte wegführen.
Er sagte, es gebe hier und dort Pfarrer, die der-
gleichen Verstandssäcke und Verstandswägen mit
sich aufs Dorf bringen, und die, wenn sie alle
Wahrheit und alles Gute in kleinen Körnern auf
dem Boden zerstreut finden, und auflesen sollten,
keinen Rücken und keine Hände dazu haben, und
es lieber die Spatzen auffressen lassen, und dann
ihre großen Wägen, damit sie solche doch nicht
vergebens aufs Dorf gebracht, zu Spatzierwägen
machen -- die großen Säcke brauchen sie dann zu
Kutschen-Küssen für sich und ihre Frauen. --

Auch die Herren Pfarrer, sagte er, haben
diese Pest, deren Wahrheit nur blitze und wetter-
leuchte. -- Das Volk fürchte das Donnern, das
darauf folge, und die Menschen seyen ein Unsegen
im Lande, die Freude daran haben, mit der Wahr-
heit einzuschlagen wie mit Stralstreichen, die die

aber es dann nicht geachtet hatte, wenn ihm der
Wirth fuͤr 3 Schoppen Wein, die er trank, das
Geld von vieren gefodert.

Auch die ſeyen daran krank, ſagte er, die mit
allem, was ſie wiſſen, oder meynen zu wiſſen, ein
Weſen machen, wie wenn es ganze Berge waͤren,
die ſie mit ſich herumtragen, und zu einem Viertel
Korn Saͤcke machen laſſen, wie wenn ſie einen
Kirchthurm darein einpacken ſollten, und Waͤgen,
mit denen man halbe Berge koͤnnte wegfuͤhren.
Er ſagte, es gebe hier und dort Pfarrer, die der-
gleichen Verſtandsſaͤcke und Verſtandswaͤgen mit
ſich aufs Dorf bringen, und die, wenn ſie alle
Wahrheit und alles Gute in kleinen Koͤrnern auf
dem Boden zerſtreut finden, und aufleſen ſollten,
keinen Ruͤcken und keine Haͤnde dazu haben, und
es lieber die Spatzen auffreſſen laſſen, und dann
ihre großen Waͤgen, damit ſie ſolche doch nicht
vergebens aufs Dorf gebracht, zu Spatzierwaͤgen
machen — die großen Saͤcke brauchen ſie dann zu
Kutſchen-Kuͤſſen fuͤr ſich und ihre Frauen. —

Auch die Herren Pfarrer, ſagte er, haben
dieſe Peſt, deren Wahrheit nur blitze und wetter-
leuchte. — Das Volk fuͤrchte das Donnern, das
darauf folge, und die Menſchen ſeyen ein Unſegen
im Lande, die Freude daran haben, mit der Wahr-
heit einzuſchlagen wie mit Stralſtreichen, die die

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[218/0236] aber es dann nicht geachtet hatte, wenn ihm der Wirth fuͤr 3 Schoppen Wein, die er trank, das Geld von vieren gefodert. Auch die ſeyen daran krank, ſagte er, die mit allem, was ſie wiſſen, oder meynen zu wiſſen, ein Weſen machen, wie wenn es ganze Berge waͤren, die ſie mit ſich herumtragen, und zu einem Viertel Korn Saͤcke machen laſſen, wie wenn ſie einen Kirchthurm darein einpacken ſollten, und Waͤgen, mit denen man halbe Berge koͤnnte wegfuͤhren. Er ſagte, es gebe hier und dort Pfarrer, die der- gleichen Verſtandsſaͤcke und Verſtandswaͤgen mit ſich aufs Dorf bringen, und die, wenn ſie alle Wahrheit und alles Gute in kleinen Koͤrnern auf dem Boden zerſtreut finden, und aufleſen ſollten, keinen Ruͤcken und keine Haͤnde dazu haben, und es lieber die Spatzen auffreſſen laſſen, und dann ihre großen Waͤgen, damit ſie ſolche doch nicht vergebens aufs Dorf gebracht, zu Spatzierwaͤgen machen — die großen Saͤcke brauchen ſie dann zu Kutſchen-Kuͤſſen fuͤr ſich und ihre Frauen. — Auch die Herren Pfarrer, ſagte er, haben dieſe Peſt, deren Wahrheit nur blitze und wetter- leuchte. — Das Volk fuͤrchte das Donnern, das darauf folge, und die Menſchen ſeyen ein Unſegen im Lande, die Freude daran haben, mit der Wahr- heit einzuſchlagen wie mit Stralſtreichen, die die

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/236>, abgerufen am 21.11.2024.