gut versteht als ein anderer, sollte mir eben ver- sprechen, sich darinn gutmüthig weisen und rathen zu lassen; aber er ließe es auch hierinn nicht beym bloßen man sollte, und ihr solltet, bewenden; sondern wandte sich auch dießfalls vor allen an ihrer etliche, die in einigen Hauptstücken ihrer Wirthschaft kund- barlich nicht in einer guten Ordnung waren, und sagte: Wie ists? Willt du dir in diesem oder jenem Stuck, in dem du nicht läugnen kannst, daß du es noch weiter treiben könntest als du thust, rathen und helfen lassen? Auch hierinn schien es, daß sie alle mit Freuden Ja sagten. -- Aber er war auch so innig gut -- zeigte ihnen dann noch zulezt ihre tanzenden Kinder, und sagte ihnen, wenn ihr es nicht um meinetwillen, und nicht um euer selbst willen thun wolltet, so solltet ihr es um dieser wil- len thun. -- Er sezte hinzu -- es wird mit ihren Freuden bald aus seyn, wenn ihr nicht für sie sor- get, und alle Lustbarkeit ihres Lebens, die ihnen so wohl thut, ist an die Art und Weise, wie ihr euere Geschäfte machet, und wie ihr sie auch dazu anzie- het, gebunden; fehlet ihr darinn, so erwahret das alte Sprüchwort an ihnen, "Je freudiger, je trau- riger", und sie werden darüber Niemanden als euch anklagen.
Das Volk war gerührt; aller Augen waren auf ihn geheftet, und viele hielten ihre Hände zu- sammen, wie wenn sie beteten; ihr Stillschweigen
gut verſteht als ein anderer, ſollte mir eben ver- ſprechen, ſich darinn gutmuͤthig weiſen und rathen zu laſſen; aber er ließe es auch hierinn nicht beym bloßen man ſollte, und ihr ſolltet, bewenden; ſondern wandte ſich auch dießfalls vor allen an ihrer etliche, die in einigen Hauptſtuͤcken ihrer Wirthſchaft kund- barlich nicht in einer guten Ordnung waren, und ſagte: Wie iſts? Willt du dir in dieſem oder jenem Stuck, in dem du nicht laͤugnen kannſt, daß du es noch weiter treiben koͤnnteſt als du thuſt, rathen und helfen laſſen? Auch hierinn ſchien es, daß ſie alle mit Freuden Ja ſagten. — Aber er war auch ſo innig gut — zeigte ihnen dann noch zulezt ihre tanzenden Kinder, und ſagte ihnen, wenn ihr es nicht um meinetwillen, und nicht um euer ſelbſt willen thun wolltet, ſo ſolltet ihr es um dieſer wil- len thun. — Er ſezte hinzu — es wird mit ihren Freuden bald aus ſeyn, wenn ihr nicht fuͤr ſie ſor- get, und alle Luſtbarkeit ihres Lebens, die ihnen ſo wohl thut, iſt an die Art und Weiſe, wie ihr euere Geſchaͤfte machet, und wie ihr ſie auch dazu anzie- het, gebunden; fehlet ihr darinn, ſo erwahret das alte Spruͤchwort an ihnen, „Je freudiger, je trau- riger“, und ſie werden daruͤber Niemanden als euch anklagen.
Das Volk war geruͤhrt; aller Augen waren auf ihn geheftet, und viele hielten ihre Haͤnde zu- ſammen, wie wenn ſie beteten; ihr Stillſchweigen
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gut verſteht als ein anderer, ſollte mir eben ver-
ſprechen, ſich darinn gutmuͤthig weiſen und rathen zu
laſſen; aber er ließe es auch hierinn nicht beym bloßen
man ſollte, und ihr ſolltet, bewenden; ſondern
wandte ſich auch dießfalls vor allen an ihrer etliche,
die in einigen Hauptſtuͤcken ihrer Wirthſchaft kund-
barlich nicht in einer guten Ordnung waren, und
ſagte: Wie iſts? Willt du dir in dieſem oder jenem
Stuck, in dem du nicht laͤugnen kannſt, daß du
es noch weiter treiben koͤnnteſt als du thuſt, rathen
und helfen laſſen? Auch hierinn ſchien es, daß ſie
alle mit Freuden Ja ſagten. — Aber er war auch
ſo innig gut — zeigte ihnen dann noch zulezt ihre
tanzenden Kinder, und ſagte ihnen, wenn ihr es
nicht um meinetwillen, und nicht um euer ſelbſt
willen thun wolltet, ſo ſolltet ihr es um dieſer wil-
len thun. — Er ſezte hinzu — es wird mit ihren
Freuden bald aus ſeyn, wenn ihr nicht fuͤr ſie ſor-
get, und alle Luſtbarkeit ihres Lebens, die ihnen ſo
wohl thut, iſt an die Art und Weiſe, wie ihr euere
Geſchaͤfte machet, und wie ihr ſie auch dazu anzie-
het, gebunden; fehlet ihr darinn, ſo erwahret das
alte Spruͤchwort an ihnen, „Je freudiger, je trau-
riger“, und ſie werden daruͤber Niemanden als euch
anklagen.
Das Volk war geruͤhrt; aller Augen waren
auf ihn geheftet, und viele hielten ihre Haͤnde zu-
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/256>, abgerufen am 21.11.2024.
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