Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Hand dahin, daß er seyn will, was er seyn muß. --
Er erhebt sich in deiner Liebe, daß er sich opfert,
und im Ueberwinden seiner tobenden Trieben seine
Vollkommenheit findet.

Allmächtige! darum vollendet kein Gesezgeber
sein Werk ohne Dich; und darum steigt Arner em-
por, und nähert sich deinem Altar.

Er kommt zu Dir, geheiligte Gottes! aber
nicht wie deine Gewaltige und deine Streiter, an-
gethan mit dem Harnisch seiner Meynungen -- er
kommt zu Dir wie ein Armer, und bringt in der
stillen Stunde seines demüthigen Diensts ein heiliges
Opfer, das Bild der Ordnung und der Ewigkeit.

Nimm es gnädig auf, Dienerin Gottes! und
lehre die Menschen immer mehr Zeit und Ewigkeit
in Eins verbinden, und Gott und dem Staat auf
gleichen Altären dienen.

Arner sah die Uebereinstimmung der Endzwe-
cken einer wahrhaft weisen Gesezgebung mit den
Endzwecken einer wahrhaft weisen Religion -- und
die innere Gleichheit der Mittel, unser Geschlecht
durch eine gute bürgerliche Bildung zu veredeln,
mit den Mitteln, dasselbe durch den Dienst des
Allerhöchsten zu vervollkommen. --



Hand dahin, daß er ſeyn will, was er ſeyn muß. —
Er erhebt ſich in deiner Liebe, daß er ſich opfert,
und im Ueberwinden ſeiner tobenden Trieben ſeine
Vollkommenheit findet.

Allmaͤchtige! darum vollendet kein Geſezgeber
ſein Werk ohne Dich; und darum ſteigt Arner em-
por, und naͤhert ſich deinem Altar.

Er kommt zu Dir, geheiligte Gottes! aber
nicht wie deine Gewaltige und deine Streiter, an-
gethan mit dem Harniſch ſeiner Meynungen — er
kommt zu Dir wie ein Armer, und bringt in der
ſtillen Stunde ſeines demuͤthigen Dienſts ein heiliges
Opfer, das Bild der Ordnung und der Ewigkeit.

Nimm es gnaͤdig auf, Dienerin Gottes! und
lehre die Menſchen immer mehr Zeit und Ewigkeit
in Eins verbinden, und Gott und dem Staat auf
gleichen Altaͤren dienen.

Arner ſah die Uebereinſtimmung der Endzwe-
cken einer wahrhaft weiſen Geſezgebung mit den
Endzwecken einer wahrhaft weiſen Religion — und
die innere Gleichheit der Mittel, unſer Geſchlecht
durch eine gute buͤrgerliche Bildung zu veredeln,
mit den Mitteln, daſſelbe durch den Dienſt des
Allerhoͤchſten zu vervollkommen. —



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0347" n="329"/>
Hand dahin, daß er &#x017F;eyn will, was er &#x017F;eyn muß. &#x2014;<lb/>
Er erhebt &#x017F;ich in deiner Liebe, daß er &#x017F;ich opfert,<lb/>
und im Ueberwinden &#x017F;einer tobenden Trieben &#x017F;eine<lb/>
Vollkommenheit findet.</p><lb/>
        <p>Allma&#x0364;chtige! darum vollendet kein Ge&#x017F;ezgeber<lb/>
&#x017F;ein Werk ohne Dich; und darum &#x017F;teigt Arner em-<lb/>
por, und na&#x0364;hert &#x017F;ich deinem Altar.</p><lb/>
        <p>Er kommt zu Dir, geheiligte Gottes! aber<lb/>
nicht wie deine Gewaltige und deine Streiter, an-<lb/>
gethan mit dem Harni&#x017F;ch &#x017F;einer Meynungen &#x2014; er<lb/>
kommt zu Dir wie ein Armer, und bringt in der<lb/>
&#x017F;tillen Stunde &#x017F;eines demu&#x0364;thigen Dien&#x017F;ts ein heiliges<lb/>
Opfer, das Bild der Ordnung und der Ewigkeit.</p><lb/>
        <p>Nimm es gna&#x0364;dig auf, Dienerin Gottes! und<lb/>
lehre die Men&#x017F;chen immer mehr Zeit und Ewigkeit<lb/>
in Eins verbinden, und Gott und dem Staat auf<lb/>
gleichen Alta&#x0364;ren dienen.</p><lb/>
        <p>Arner &#x017F;ah die Ueberein&#x017F;timmung der Endzwe-<lb/>
cken einer wahrhaft wei&#x017F;en Ge&#x017F;ezgebung mit den<lb/>
Endzwecken einer wahrhaft wei&#x017F;en Religion &#x2014; und<lb/>
die innere Gleichheit der Mittel, un&#x017F;er Ge&#x017F;chlecht<lb/>
durch eine gute bu&#x0364;rgerliche Bildung zu veredeln,<lb/>
mit den Mitteln, da&#x017F;&#x017F;elbe durch den Dien&#x017F;t des<lb/>
Allerho&#x0364;ch&#x017F;ten zu vervollkommen. &#x2014;</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329/0347] Hand dahin, daß er ſeyn will, was er ſeyn muß. — Er erhebt ſich in deiner Liebe, daß er ſich opfert, und im Ueberwinden ſeiner tobenden Trieben ſeine Vollkommenheit findet. Allmaͤchtige! darum vollendet kein Geſezgeber ſein Werk ohne Dich; und darum ſteigt Arner em- por, und naͤhert ſich deinem Altar. Er kommt zu Dir, geheiligte Gottes! aber nicht wie deine Gewaltige und deine Streiter, an- gethan mit dem Harniſch ſeiner Meynungen — er kommt zu Dir wie ein Armer, und bringt in der ſtillen Stunde ſeines demuͤthigen Dienſts ein heiliges Opfer, das Bild der Ordnung und der Ewigkeit. Nimm es gnaͤdig auf, Dienerin Gottes! und lehre die Menſchen immer mehr Zeit und Ewigkeit in Eins verbinden, und Gott und dem Staat auf gleichen Altaͤren dienen. Arner ſah die Uebereinſtimmung der Endzwe- cken einer wahrhaft weiſen Geſezgebung mit den Endzwecken einer wahrhaft weiſen Religion — und die innere Gleichheit der Mittel, unſer Geſchlecht durch eine gute buͤrgerliche Bildung zu veredeln, mit den Mitteln, daſſelbe durch den Dienſt des Allerhoͤchſten zu vervollkommen. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/347
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/347>, abgerufen am 21.11.2024.