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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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schen bilde -- schien ihnen, wie ers ist, in Tag
hineingeredt. --

Ein Volk, das sich durch Thätigkeit in gute
Umstände sezt, und den Gesichtspunkt fest hat, seine
Kinder und Kindskinder darinn zu erhalten, ist an
der besten Kette gegen alle Verbrechen, und vielleicht
an der einzig realen; aber so es die Früchte seiner
Thätigkeit ohne Aussicht auf wahre Verbesserung
seiner Umstände, und ohne Rücksicht auf die Nach-
kommenschaft nur auffrißt, durchbringt, oder sich
stehlen läßt, so ist es just da, wo man es nicht im
Zaum halten, und mit keiner Gewalt dem Ausbruch
seiner Verbrechen, mehr als zum Schein, steuern
kann. -- Die Erfahrung zeigte ihnen in ihrem klei-
nen Dorf, daß die Verbrechen in demselben in dem
Maaß abnähmen, als darinn die Leute sparen ge-
lernt; sie wurden dadurch sichtbar und allgemein
minder ansteckend -- Und da Arner wußte, daß das
untrügliche Kennzeichen der Zeit und des Orts, wo
und wann die öffentliche Gerechtigkeit menschlicher
werden könne, dieses sey, wenn die Verbrechen
nicht mehr ansteckend sind, so schafte er, so bald
er von der sichtbaren Verminderung derselben und
ihrer Ansteckung sicher war, den Galgen ab, und
erklärte feyerlich an der Gemeinde, so lange kein
Blutgericht in Bonnal mehr halten zu lassen, als sich
in der Gemeinde nicht 3 Menschen fänden, die nach
der alten Art die Verbrechen zu behandeln, das Leben
verwirkt hätten. --

Es

ſchen bilde — ſchien ihnen, wie ers iſt, in Tag
hineingeredt. —

Ein Volk, das ſich durch Thaͤtigkeit in gute
Umſtaͤnde ſezt, und den Geſichtspunkt feſt hat, ſeine
Kinder und Kindskinder darinn zu erhalten, iſt an
der beſten Kette gegen alle Verbrechen, und vielleicht
an der einzig realen; aber ſo es die Fruͤchte ſeiner
Thaͤtigkeit ohne Ausſicht auf wahre Verbeſſerung
ſeiner Umſtaͤnde, und ohne Ruͤckſicht auf die Nach-
kommenſchaft nur auffrißt, durchbringt, oder ſich
ſtehlen laͤßt, ſo iſt es juſt da, wo man es nicht im
Zaum halten, und mit keiner Gewalt dem Ausbruch
ſeiner Verbrechen, mehr als zum Schein, ſteuern
kann. — Die Erfahrung zeigte ihnen in ihrem klei-
nen Dorf, daß die Verbrechen in demſelben in dem
Maaß abnaͤhmen, als darinn die Leute ſparen ge-
lernt; ſie wurden dadurch ſichtbar und allgemein
minder anſteckend — Und da Arner wußte, daß das
untruͤgliche Kennzeichen der Zeit und des Orts, wo
und wann die oͤffentliche Gerechtigkeit menſchlicher
werden koͤnne, dieſes ſey, wenn die Verbrechen
nicht mehr anſteckend ſind, ſo ſchafte er, ſo bald
er von der ſichtbaren Verminderung derſelben und
ihrer Anſteckung ſicher war, den Galgen ab, und
erklaͤrte feyerlich an der Gemeinde, ſo lange kein
Blutgericht in Bonnal mehr halten zu laſſen, als ſich
in der Gemeinde nicht 3 Menſchen faͤnden, die nach
der alten Art die Verbrechen zu behandeln, das Leben
verwirkt haͤtten. —

Es
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[384/0402] ſchen bilde — ſchien ihnen, wie ers iſt, in Tag hineingeredt. — Ein Volk, das ſich durch Thaͤtigkeit in gute Umſtaͤnde ſezt, und den Geſichtspunkt feſt hat, ſeine Kinder und Kindskinder darinn zu erhalten, iſt an der beſten Kette gegen alle Verbrechen, und vielleicht an der einzig realen; aber ſo es die Fruͤchte ſeiner Thaͤtigkeit ohne Ausſicht auf wahre Verbeſſerung ſeiner Umſtaͤnde, und ohne Ruͤckſicht auf die Nach- kommenſchaft nur auffrißt, durchbringt, oder ſich ſtehlen laͤßt, ſo iſt es juſt da, wo man es nicht im Zaum halten, und mit keiner Gewalt dem Ausbruch ſeiner Verbrechen, mehr als zum Schein, ſteuern kann. — Die Erfahrung zeigte ihnen in ihrem klei- nen Dorf, daß die Verbrechen in demſelben in dem Maaß abnaͤhmen, als darinn die Leute ſparen ge- lernt; ſie wurden dadurch ſichtbar und allgemein minder anſteckend — Und da Arner wußte, daß das untruͤgliche Kennzeichen der Zeit und des Orts, wo und wann die oͤffentliche Gerechtigkeit menſchlicher werden koͤnne, dieſes ſey, wenn die Verbrechen nicht mehr anſteckend ſind, ſo ſchafte er, ſo bald er von der ſichtbaren Verminderung derſelben und ihrer Anſteckung ſicher war, den Galgen ab, und erklaͤrte feyerlich an der Gemeinde, ſo lange kein Blutgericht in Bonnal mehr halten zu laſſen, als ſich in der Gemeinde nicht 3 Menſchen faͤnden, die nach der alten Art die Verbrechen zu behandeln, das Leben verwirkt haͤtten. — Es

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/402>, abgerufen am 22.11.2024.