kein Brod habe, so der edelveste Junker den Gal- gen abschaffe, und auch den Pranger nicht mehr gebrauche, wie es die Zeit her geschehen." --
Arner dachte wohl, er könnte ihm sagen, er sey noch jung und stark, und könnte noch wohl et- was andens lernen, als Menschen hängen und aus- peitschen; aber er wußte, was das in der Welt für Schwierigkeiten habe, fand es wirklich billig, wenn die Gesellschaft jemanden in ihrem Dienst zu etwas mache, daß er fast nichts mehr anders werden kön- ne, so müsse sie ihn dann auch erhalten, wie er sey. Er fragte ihn, wie viel ihm sein Dienst eingetragen, da er noch nichts zu klagen gehabt? Und auf seine Antwort, bot er ihm das Doppelte an; und im Heimgehen wünschte dieser herzlich, daß auf diese Weise alle Galgen in der Welt abgiengen. --
Aber der Junker mußte noch mit mehrern Leu- ten, als nur mit dem Henker, abschaffen, die durch die gute Ordnung Dienst- und Brodlos wurden. Ich mag sie nicht nennen. --
Am Ort, wo der Galgen gestanden, richtete er eine Säule auf, mit der Ueberschrift: "Das Hochgericht abgeschaft durch gute Ordnung 1786." Run ließ er auch die Urkunden seines Volkfests öf- nen, und der Gemeinde vorlesen; bestimmte den Mayen künftigen Jahrs zur ersten Feyer desselben;
kein Brod habe, ſo der edelveſte Junker den Gal- gen abſchaffe, und auch den Pranger nicht mehr gebrauche, wie es die Zeit her geſchehen.“ —
Arner dachte wohl, er koͤnnte ihm ſagen, er ſey noch jung und ſtark, und koͤnnte noch wohl et- was andens lernen, als Menſchen haͤngen und aus- peitſchen; aber er wußte, was das in der Welt fuͤr Schwierigkeiten habe, fand es wirklich billig, wenn die Geſellſchaft jemanden in ihrem Dienſt zu etwas mache, daß er faſt nichts mehr anders werden koͤn- ne, ſo muͤſſe ſie ihn dann auch erhalten, wie er ſey. Er fragte ihn, wie viel ihm ſein Dienſt eingetragen, da er noch nichts zu klagen gehabt? Und auf ſeine Antwort, bot er ihm das Doppelte an; und im Heimgehen wuͤnſchte dieſer herzlich, daß auf dieſe Weiſe alle Galgen in der Welt abgiengen. —
Aber der Junker mußte noch mit mehrern Leu- ten, als nur mit dem Henker, abſchaffen, die durch die gute Ordnung Dienſt- und Brodlos wurden. Ich mag ſie nicht nennen. —
Am Ort, wo der Galgen geſtanden, richtete er eine Saͤule auf, mit der Ueberſchrift: „Das Hochgericht abgeſchaft durch gute Ordnung 1786.“ Run ließ er auch die Urkunden ſeines Volkfeſts oͤf- nen, und der Gemeinde vorleſen; beſtimmte den Mayen kuͤnftigen Jahrs zur erſten Feyer deſſelben;
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kein Brod habe, ſo der edelveſte Junker den Gal-
gen abſchaffe, und auch den Pranger nicht mehr
gebrauche, wie es die Zeit her geſchehen.“ —
Arner dachte wohl, er koͤnnte ihm ſagen, er
ſey noch jung und ſtark, und koͤnnte noch wohl et-
was andens lernen, als Menſchen haͤngen und aus-
peitſchen; aber er wußte, was das in der Welt fuͤr
Schwierigkeiten habe, fand es wirklich billig, wenn
die Geſellſchaft jemanden in ihrem Dienſt zu etwas
mache, daß er faſt nichts mehr anders werden koͤn-
ne, ſo muͤſſe ſie ihn dann auch erhalten, wie er ſey.
Er fragte ihn, wie viel ihm ſein Dienſt eingetragen,
da er noch nichts zu klagen gehabt? Und auf ſeine
Antwort, bot er ihm das Doppelte an; und im
Heimgehen wuͤnſchte dieſer herzlich, daß auf dieſe
Weiſe alle Galgen in der Welt abgiengen. —
Aber der Junker mußte noch mit mehrern Leu-
ten, als nur mit dem Henker, abſchaffen, die durch
die gute Ordnung Dienſt- und Brodlos wurden.
Ich mag ſie nicht nennen. —
Am Ort, wo der Galgen geſtanden, richtete
er eine Saͤule auf, mit der Ueberſchrift: „Das
Hochgericht abgeſchaft durch gute Ordnung 1786.“
Run ließ er auch die Urkunden ſeines Volkfeſts oͤf-
nen, und der Gemeinde vorleſen; beſtimmte den
Mayen kuͤnftigen Jahrs zur erſten Feyer deſſelben;
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/404>, abgerufen am 22.11.2024.
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