und lauren, wo sich nichts regt; und dazu machte er Bylifsky mit seinem Lauren noch Vergnügen: das Bollaug konnte nicht anderst, als sich aufthun, wenn dieser um den Weg war; so sehr sein Meister sonst sein Gesicht und seine Falten in seiner Gewalt hatte, und so gern er gegen jedermann that, als ob er Niemanden achte, so konnte er es izt nicht mehr gegen Bylifsky. --
Aber es war lange nicht so; sehr lange glaubte er, er habe das Feld wirklich behauptet; und der Eindruck, den er mit dem Wort, "die Welt ist ein Narrenhaus", mit seiner Terne und Quaterne, und mit vielem anderm, dießfalls auf den Herzog ge- macht, habe Bylifsky mit seiner Träumerprotek- tion gänzlich zum Schweigen gebracht. --
Der Herzog war so viel als ganz abgelenkt; es that ihm freylich manchmal noch weh, das schöne Ding für Nichts zu achten, und ganz aus dem Kopf zu schlagen; aber Helidor wußte immer alle seine Launen zufrieden zu stellen, und ihn vergessen zu ma- chen, was er wollte, daß er vergesse. Bylifsky that seine Geschäfte, und ließ kein Wort mehr da- von fallen. Ein einzigesmal sagte der Herzog zu ihm: Es ist Schade, daß auch dieses nichts ist, und es thut mir weh; aber es ist wahr, die Menschen sind nicht in der Welt, die darinn seyn müßten, wenn man so etwas als eine Staatssache ausfüh-
B b 3
und lauren, wo ſich nichts regt; und dazu machte er Bylifsky mit ſeinem Lauren noch Vergnuͤgen: das Bollaug konnte nicht anderſt, als ſich aufthun, wenn dieſer um den Weg war; ſo ſehr ſein Meiſter ſonſt ſein Geſicht und ſeine Falten in ſeiner Gewalt hatte, und ſo gern er gegen jedermann that, als ob er Niemanden achte, ſo konnte er es izt nicht mehr gegen Bylifsky. —
Aber es war lange nicht ſo; ſehr lange glaubte er, er habe das Feld wirklich behauptet; und der Eindruck, den er mit dem Wort, „die Welt iſt ein Narrenhaus“, mit ſeiner Terne und Quaterne, und mit vielem anderm, dießfalls auf den Herzog ge- macht, habe Bylifsky mit ſeiner Traͤumerprotek- tion gaͤnzlich zum Schweigen gebracht. —
Der Herzog war ſo viel als ganz abgelenkt; es that ihm freylich manchmal noch weh, das ſchoͤne Ding fuͤr Nichts zu achten, und ganz aus dem Kopf zu ſchlagen; aber Helidor wußte immer alle ſeine Launen zufrieden zu ſtellen, und ihn vergeſſen zu ma- chen, was er wollte, daß er vergeſſe. Bylifsky that ſeine Geſchaͤfte, und ließ kein Wort mehr da- von fallen. Ein einzigesmal ſagte der Herzog zu ihm: Es iſt Schade, daß auch dieſes nichts iſt, und es thut mir weh; aber es iſt wahr, die Menſchen ſind nicht in der Welt, die darinn ſeyn muͤßten, wenn man ſo etwas als eine Staatsſache ausfuͤh-
B b 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0407"n="389"/>
und lauren, wo ſich nichts regt; und dazu machte<lb/>
er Bylifsky mit ſeinem Lauren noch Vergnuͤgen:<lb/>
das Bollaug konnte nicht anderſt, als ſich aufthun,<lb/>
wenn dieſer um den Weg war; ſo ſehr ſein Meiſter<lb/>ſonſt ſein Geſicht und ſeine Falten in ſeiner Gewalt<lb/>
hatte, und ſo gern er gegen jedermann that, als<lb/>
ob er Niemanden achte, ſo konnte er es izt nicht<lb/>
mehr gegen Bylifsky. —</p><lb/><p>Aber es war lange nicht ſo; ſehr lange glaubte<lb/>
er, er habe das Feld wirklich behauptet; und der<lb/>
Eindruck, den er mit dem Wort, „die Welt iſt ein<lb/>
Narrenhaus“, mit ſeiner Terne und Quaterne, und<lb/>
mit vielem anderm, dießfalls auf den Herzog ge-<lb/>
macht, habe Bylifsky mit ſeiner Traͤumerprotek-<lb/>
tion gaͤnzlich zum Schweigen gebracht. —</p><lb/><p>Der Herzog war ſo viel als ganz abgelenkt; es<lb/>
that ihm freylich manchmal noch weh, das ſchoͤne<lb/>
Ding fuͤr Nichts zu achten, und ganz aus dem Kopf<lb/>
zu ſchlagen; aber Helidor wußte immer alle ſeine<lb/>
Launen zufrieden zu ſtellen, und ihn vergeſſen zu ma-<lb/>
chen, was er wollte, daß er vergeſſe. Bylifsky<lb/>
that ſeine Geſchaͤfte, und ließ kein Wort mehr da-<lb/>
von fallen. Ein einzigesmal ſagte der Herzog zu<lb/>
ihm: Es iſt Schade, daß auch dieſes nichts iſt, und<lb/>
es thut mir weh; aber es iſt wahr, die Menſchen<lb/>ſind nicht in der Welt, die darinn ſeyn muͤßten,<lb/>
wenn man ſo etwas als eine Staatsſache ausfuͤh-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B b 3</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[389/0407]
und lauren, wo ſich nichts regt; und dazu machte
er Bylifsky mit ſeinem Lauren noch Vergnuͤgen:
das Bollaug konnte nicht anderſt, als ſich aufthun,
wenn dieſer um den Weg war; ſo ſehr ſein Meiſter
ſonſt ſein Geſicht und ſeine Falten in ſeiner Gewalt
hatte, und ſo gern er gegen jedermann that, als
ob er Niemanden achte, ſo konnte er es izt nicht
mehr gegen Bylifsky. —
Aber es war lange nicht ſo; ſehr lange glaubte
er, er habe das Feld wirklich behauptet; und der
Eindruck, den er mit dem Wort, „die Welt iſt ein
Narrenhaus“, mit ſeiner Terne und Quaterne, und
mit vielem anderm, dießfalls auf den Herzog ge-
macht, habe Bylifsky mit ſeiner Traͤumerprotek-
tion gaͤnzlich zum Schweigen gebracht. —
Der Herzog war ſo viel als ganz abgelenkt; es
that ihm freylich manchmal noch weh, das ſchoͤne
Ding fuͤr Nichts zu achten, und ganz aus dem Kopf
zu ſchlagen; aber Helidor wußte immer alle ſeine
Launen zufrieden zu ſtellen, und ihn vergeſſen zu ma-
chen, was er wollte, daß er vergeſſe. Bylifsky
that ſeine Geſchaͤfte, und ließ kein Wort mehr da-
von fallen. Ein einzigesmal ſagte der Herzog zu
ihm: Es iſt Schade, daß auch dieſes nichts iſt, und
es thut mir weh; aber es iſt wahr, die Menſchen
ſind nicht in der Welt, die darinn ſeyn muͤßten,
wenn man ſo etwas als eine Staatsſache ausfuͤh-
B b 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/407>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.