Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Helidor. Nein -- ich weiß es, Sie werden es
thun -- die ganze Kraft ihres Lebens vermag nicht,
Sie von ihrer Krankheit zu heilen; und Sie werden
sich mit der Lufterscheinung ihrer Menschlichkeitsi-
dee plagen lassen bis ins Grab.

Fürst. Laß mich -- izt plagst mich du, und
nicht die Menschlichkeitsidee. --

Helidor. Es ist wahr -- ich bin dem süßen
Traum entgegen. --

Fürst. Laß mich -- auch wenn diese kommen,
werde ich der Sache nicht geneigt seyn. --

Helidor. Aber anhören werden Sie dieselben?

Fürst. Und denn -- wenn ich sie höre?

Helidor. Ihr geneigt werden? --

Fürst. Das will ich nicht -- ich bin aller Pro-
jekten zu sehr müde, als daß ich nicht auf meiner
Huth seyn werde.

Helidor. Sie nicht anzuhören, wär die beste
Huth, und vielleicht die einzige, die Sie rettet.

Fürst. Das könnte ich nicht --

Helidor. Warum das? --

Fürst. Wenn diese drey einstimmig sind, so wür-
de mir mein Kopf und mein Herz voll von dem was sie
wollten, wenn ich auch kein Wort mit ihnen redte. --

Helidor. Das könnte so kommen, wenn Sie
einmal eintreten würden, aber Sie müssen den An-
fängen hüten.

Helidor. Nein — ich weiß es, Sie werden es
thun — die ganze Kraft ihres Lebens vermag nicht,
Sie von ihrer Krankheit zu heilen; und Sie werden
ſich mit der Lufterſcheinung ihrer Menſchlichkeitsi-
dee plagen laſſen bis ins Grab.

Fuͤrſt. Laß mich — izt plagſt mich du, und
nicht die Menſchlichkeitsidee. —

Helidor. Es iſt wahr — ich bin dem ſuͤßen
Traum entgegen. —

Fuͤrſt. Laß mich — auch wenn dieſe kommen,
werde ich der Sache nicht geneigt ſeyn. —

Helidor. Aber anhoͤren werden Sie dieſelben?

Fuͤrſt. Und denn — wenn ich ſie hoͤre?

Helidor. Ihr geneigt werden? —

Fuͤrſt. Das will ich nicht — ich bin aller Pro-
jekten zu ſehr muͤde, als daß ich nicht auf meiner
Huth ſeyn werde.

Helidor. Sie nicht anzuhoͤren, waͤr die beſte
Huth, und vielleicht die einzige, die Sie rettet.

Fuͤrſt. Das koͤnnte ich nicht —

Helidor. Warum das? —

Fuͤrſt. Wenn dieſe drey einſtimmig ſind, ſo wuͤr-
de mir mein Kopf und mein Herz voll von dem was ſie
wollten, wenn ich auch kein Wort mit ihnen redte. —

Helidor. Das koͤnnte ſo kommen, wenn Sie
einmal eintreten wuͤrden, aber Sie muͤſſen den An-
faͤngen huͤten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0430" n="412"/>
        <p><hi rendition="#g">Helidor</hi>. Nein &#x2014; ich weiß es, Sie werden es<lb/>
thun &#x2014; die ganze Kraft ihres Lebens vermag nicht,<lb/>
Sie von ihrer Krankheit zu heilen; und Sie werden<lb/>
&#x017F;ich mit der Lufter&#x017F;cheinung ihrer Men&#x017F;chlichkeitsi-<lb/>
dee plagen la&#x017F;&#x017F;en bis ins Grab.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Fu&#x0364;r&#x017F;t</hi>. Laß mich &#x2014; izt plag&#x017F;t mich du, und<lb/>
nicht die Men&#x017F;chlichkeitsidee. &#x2014;</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Helidor</hi>. Es i&#x017F;t wahr &#x2014; ich bin dem &#x017F;u&#x0364;ßen<lb/>
Traum entgegen. &#x2014;</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Fu&#x0364;r&#x017F;t</hi>. Laß mich &#x2014; auch wenn die&#x017F;e kommen,<lb/>
werde ich der Sache nicht geneigt &#x017F;eyn. &#x2014;</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Helidor</hi>. Aber anho&#x0364;ren werden Sie die&#x017F;elben?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Fu&#x0364;r&#x017F;t</hi>. Und denn &#x2014; wenn ich &#x017F;ie ho&#x0364;re?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Helidor</hi>. Ihr geneigt werden? &#x2014;</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Fu&#x0364;r&#x017F;t</hi>. Das will ich nicht &#x2014; ich bin aller Pro-<lb/>
jekten zu &#x017F;ehr mu&#x0364;de, als daß ich nicht auf meiner<lb/>
Huth &#x017F;eyn werde.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Helidor</hi>. Sie nicht anzuho&#x0364;ren, wa&#x0364;r die be&#x017F;te<lb/>
Huth, und vielleicht die einzige, die Sie rettet.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Fu&#x0364;r&#x017F;t</hi>. Das ko&#x0364;nnte ich nicht &#x2014;</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Helidor</hi>. Warum das? &#x2014;</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Fu&#x0364;r&#x017F;t</hi>. Wenn die&#x017F;e drey ein&#x017F;timmig &#x017F;ind, &#x017F;o wu&#x0364;r-<lb/>
de mir mein Kopf und mein Herz voll von dem was &#x017F;ie<lb/>
wollten, wenn ich auch kein Wort mit ihnen redte. &#x2014;</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Helidor</hi>. Das ko&#x0364;nnte &#x017F;o kommen, wenn Sie<lb/>
einmal eintreten wu&#x0364;rden, aber Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en den An-<lb/>
fa&#x0364;ngen hu&#x0364;ten.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[412/0430] Helidor. Nein — ich weiß es, Sie werden es thun — die ganze Kraft ihres Lebens vermag nicht, Sie von ihrer Krankheit zu heilen; und Sie werden ſich mit der Lufterſcheinung ihrer Menſchlichkeitsi- dee plagen laſſen bis ins Grab. Fuͤrſt. Laß mich — izt plagſt mich du, und nicht die Menſchlichkeitsidee. — Helidor. Es iſt wahr — ich bin dem ſuͤßen Traum entgegen. — Fuͤrſt. Laß mich — auch wenn dieſe kommen, werde ich der Sache nicht geneigt ſeyn. — Helidor. Aber anhoͤren werden Sie dieſelben? Fuͤrſt. Und denn — wenn ich ſie hoͤre? Helidor. Ihr geneigt werden? — Fuͤrſt. Das will ich nicht — ich bin aller Pro- jekten zu ſehr muͤde, als daß ich nicht auf meiner Huth ſeyn werde. Helidor. Sie nicht anzuhoͤren, waͤr die beſte Huth, und vielleicht die einzige, die Sie rettet. Fuͤrſt. Das koͤnnte ich nicht — Helidor. Warum das? — Fuͤrſt. Wenn dieſe drey einſtimmig ſind, ſo wuͤr- de mir mein Kopf und mein Herz voll von dem was ſie wollten, wenn ich auch kein Wort mit ihnen redte. — Helidor. Das koͤnnte ſo kommen, wenn Sie einmal eintreten wuͤrden, aber Sie muͤſſen den An- faͤngen huͤten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/430
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/430>, abgerufen am 22.11.2024.