Erfahrung, daß aller dieser Gewinnst verlohren geht, und der Endzweck, das Volk durch die In- dustrie immer mehr zu heben, und es in Lagen zu setzen, einen merklichen Vorschritt in seinem Wohl- stand zu thun, und für seine Nachkommenschaft auf eine zuverläßige und beruhigende Art zu sorgen, oder so gar Ersparnisse zu machen, um sich von den Bedürfnissen der öffentlichen Finanz, und dem ver- wirrenden Druck der Landeslasten wie in Bonnal ledig zu machen, setze offenbar voraus, daß die Edelleute den kaufmännischen Stand auf eine sehr sorgfältige Art in ihr Interesse ziehen -- indem der Kaufmann izt die Brodquellen des Volks in sei- nem Porte-Feuille herumtrage, wie ehedem der Edelmann in seinem Stiefel, und gewöhnlich von seinem herausfließenden Einfluß auf den Zustand des Volks einer auf seinen wahren Wohlstand eben so wenig aufmerksamen Gebrauch mache, als ehedem die Edelleute von dem Recht ihres Sporrens -- der Staat aber könne dieses nicht länger dem Zufall überlassen, und müsse, wenn er den Zustand seiner Einwohner nicht gänzlich hindansetzen wolle, un- umgänglich einmal anfangen, jedermann, der mit seiner Gewerbsamkeit Menschen im Land, wenn es auch nur 20 wären, beschäftige, zu verpflichten, der Regierung Rechenschaft zu geben, wer diese Ar- beiter seyen, was sie wöchentlich gewinnen, was sie gewinnen könnten, wenn sie ihre Arbeit besser ver-
Erfahrung, daß aller dieſer Gewinnſt verlohren geht, und der Endzweck, das Volk durch die In- duſtrie immer mehr zu heben, und es in Lagen zu ſetzen, einen merklichen Vorſchritt in ſeinem Wohl- ſtand zu thun, und fuͤr ſeine Nachkommenſchaft auf eine zuverlaͤßige und beruhigende Art zu ſorgen, oder ſo gar Erſparniſſe zu machen, um ſich von den Beduͤrfniſſen der oͤffentlichen Finanz, und dem ver- wirrenden Druck der Landeslaſten wie in Bonnal ledig zu machen, ſetze offenbar voraus, daß die Edelleute den kaufmaͤnniſchen Stand auf eine ſehr ſorgfaͤltige Art in ihr Intereſſe ziehen — indem der Kaufmann izt die Brodquellen des Volks in ſei- nem Porte-Feuille herumtrage, wie ehedem der Edelmann in ſeinem Stiefel, und gewoͤhnlich von ſeinem herausfließenden Einfluß auf den Zuſtand des Volks einer auf ſeinen wahren Wohlſtand eben ſo wenig aufmerkſamen Gebrauch mache, als ehedem die Edelleute von dem Recht ihres Sporrens — der Staat aber koͤnne dieſes nicht laͤnger dem Zufall uͤberlaſſen, und muͤſſe, wenn er den Zuſtand ſeiner Einwohner nicht gaͤnzlich hindanſetzen wolle, un- umgaͤnglich einmal anfangen, jedermann, der mit ſeiner Gewerbſamkeit Menſchen im Land, wenn es auch nur 20 waͤren, beſchaͤftige, zu verpflichten, der Regierung Rechenſchaft zu geben, wer dieſe Ar- beiter ſeyen, was ſie woͤchentlich gewinnen, was ſie gewinnen koͤnnten, wenn ſie ihre Arbeit beſſer ver-
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Erfahrung, daß aller dieſer Gewinnſt verlohren
geht, und der Endzweck, das Volk durch die In-
duſtrie immer mehr zu heben, und es in Lagen zu
ſetzen, einen merklichen Vorſchritt in ſeinem Wohl-
ſtand zu thun, und fuͤr ſeine Nachkommenſchaft auf
eine zuverlaͤßige und beruhigende Art zu ſorgen,
oder ſo gar Erſparniſſe zu machen, um ſich von den
Beduͤrfniſſen der oͤffentlichen Finanz, und dem ver-
wirrenden Druck der Landeslaſten wie in Bonnal
ledig zu machen, ſetze offenbar voraus, daß die
Edelleute den kaufmaͤnniſchen Stand auf eine ſehr
ſorgfaͤltige Art in ihr Intereſſe ziehen — indem
der Kaufmann izt die Brodquellen des Volks in ſei-
nem Porte-Feuille herumtrage, wie ehedem der
Edelmann in ſeinem Stiefel, und gewoͤhnlich von
ſeinem herausfließenden Einfluß auf den Zuſtand des
Volks einer auf ſeinen wahren Wohlſtand eben ſo
wenig aufmerkſamen Gebrauch mache, als ehedem
die Edelleute von dem Recht ihres Sporrens — der
Staat aber koͤnne dieſes nicht laͤnger dem Zufall
uͤberlaſſen, und muͤſſe, wenn er den Zuſtand ſeiner
Einwohner nicht gaͤnzlich hindanſetzen wolle, un-
umgaͤnglich einmal anfangen, jedermann, der mit
ſeiner Gewerbſamkeit Menſchen im Land, wenn es
auch nur 20 waͤren, beſchaͤftige, zu verpflichten,
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/464>, abgerufen am 24.11.2024.
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