Könnt', könnt ich dieses Erwachen mahlen, daß es lebendig wäre und redte! ich würde Men- schen, Menschen regieren lernen -- aber ich kann es nicht -- ich kann dieses Erwachen nicht mahlen -- daß es lebendig würde und redte.
Leser! denk dir dieses Erwachen, und mahl' es aus bey dir selber -- ich aber will schweigen -- dir dieses Bild nicht zu verderben. --
Edler! bist du fertig? -- Soll ich wieder reden? --
Als die erste Empfindung über dieses Erwachen vorüber war, sagte er, er habe dem Karl das Leben zu danken! -- und er wäre beyder Hunden zugleich nicht Meister geworden.
Ja -- wenn ich nur den andern auch hätte zurückbringen können! erwiederte Karl, aber der garstige Türk hat mir nicht folgen wollen. --
Du hast genug gethan -- mehr als genug! sagte der Mann, und erzählte dann, wie der gute Knab ihn so sorgfältig weggeführt, auch wie er sei- nen Papa entschuldiget und gesagt, er sey gewiß nicht Schuld -- und alle Wörtchen, die er zu ihm gesagt hatte.
Arner und Therese freueten sich herzlich, und sagten ihm: Wehre dich deiner Lebtag so brav für deine Leute, wann ihnen jemand etwas thun will! --
Koͤnnt', koͤnnt ich dieſes Erwachen mahlen, daß es lebendig waͤre und redte! ich wuͤrde Men- ſchen, Menſchen regieren lernen — aber ich kann es nicht — ich kann dieſes Erwachen nicht mahlen — daß es lebendig wuͤrde und redte.
Leſer! denk dir dieſes Erwachen, und mahl' es aus bey dir ſelber — ich aber will ſchweigen — dir dieſes Bild nicht zu verderben. —
Edler! biſt du fertig? — Soll ich wieder reden? —
Als die erſte Empfindung uͤber dieſes Erwachen voruͤber war, ſagte er, er habe dem Karl das Leben zu danken! — und er waͤre beyder Hunden zugleich nicht Meiſter geworden.
Ja — wenn ich nur den andern auch haͤtte zuruͤckbringen koͤnnen! erwiederte Karl, aber der garſtige Tuͤrk hat mir nicht folgen wollen. —
Du haſt genug gethan — mehr als genug! ſagte der Mann, und erzaͤhlte dann, wie der gute Knab ihn ſo ſorgfaͤltig weggefuͤhrt, auch wie er ſei- nen Papa entſchuldiget und geſagt, er ſey gewiß nicht Schuld — und alle Woͤrtchen, die er zu ihm geſagt hatte.
Arner und Thereſe freueten ſich herzlich, und ſagten ihm: Wehre dich deiner Lebtag ſo brav fuͤr deine Leute, wann ihnen jemand etwas thun will! —
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Koͤnnt', koͤnnt ich dieſes Erwachen mahlen,
daß es lebendig waͤre und redte! ich wuͤrde Men-
ſchen, Menſchen regieren lernen — aber ich kann
es nicht — ich kann dieſes Erwachen nicht mahlen
— daß es lebendig wuͤrde und redte.
Leſer! denk dir dieſes Erwachen, und mahl' es
aus bey dir ſelber — ich aber will ſchweigen —
dir dieſes Bild nicht zu verderben. —
Edler! biſt du fertig? — Soll ich wieder
reden? —
Als die erſte Empfindung uͤber dieſes Erwachen
voruͤber war, ſagte er, er habe dem Karl das Leben
zu danken! — und er waͤre beyder Hunden zugleich
nicht Meiſter geworden.
Ja — wenn ich nur den andern auch haͤtte
zuruͤckbringen koͤnnen! erwiederte Karl, aber der
garſtige Tuͤrk hat mir nicht folgen wollen. —
Du haſt genug gethan — mehr als genug!
ſagte der Mann, und erzaͤhlte dann, wie der gute
Knab ihn ſo ſorgfaͤltig weggefuͤhrt, auch wie er ſei-
nen Papa entſchuldiget und geſagt, er ſey gewiß
nicht Schuld — und alle Woͤrtchen, die er zu ihm
geſagt hatte.
Arner und Thereſe freueten ſich herzlich, und
ſagten ihm: Wehre dich deiner Lebtag ſo brav fuͤr
deine Leute, wann ihnen jemand etwas thun will! —
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/52>, abgerufen am 04.12.2024.
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