§. 10. Glaubet mir, ein solcher Mann ist brauch- bar -- aber glaubet mir auch, es kann ihn nicht jeder brauchen.
Der Michel dachte nur erst an den Brief, den er bey sich hatte -- er war voll Blut -- und lautete also. --
Edler, lieber Junker Vater!
"Es stürmt alles über den guten Mann los, den Sie mir gesandt haben, sie verfolgen ihn in unserm Thal nicht weniger als an Ihrem Tisch. Ihr Jä- ger kommt izt alle Tage in unsere Bahn, und streut Sachen aus, die ihn auf den Tod kränken müßten, wenn ihn etwas kränken könnte. Er sagt nichts geringers von ihm, als er sey ein Landstreicher -- und sey noch aus allen Schlössern, wo er ihn ange- troffen, weggejagt worden, wie aus diesem -- und man habe ihm allenthalben hinter allen Hecken "Joggeli willt Geld? und Joggeli hast Geld?" und dergleichen Bosheiten nachgerufen, und auch in Ihrem Schloß habe er sicher für seiner Lebtage aus- geessen. -- -- Ich mag nicht fortfahren -- -- Alle Kinder im Dorf reden davon, und er weiß
§. 10. Glaubet mir, ein ſolcher Mann iſt brauch- bar — aber glaubet mir auch, es kann ihn nicht jeder brauchen.
Der Michel dachte nur erſt an den Brief, den er bey ſich hatte — er war voll Blut — und lautete alſo. —
Edler, lieber Junker Vater!
„Es ſtuͤrmt alles uͤber den guten Mann los, den Sie mir geſandt haben, ſie verfolgen ihn in unſerm Thal nicht weniger als an Ihrem Tiſch. Ihr Jaͤ- ger kommt izt alle Tage in unſere Bahn, und ſtreut Sachen aus, die ihn auf den Tod kraͤnken muͤßten, wenn ihn etwas kraͤnken koͤnnte. Er ſagt nichts geringers von ihm, als er ſey ein Landſtreicher — und ſey noch aus allen Schloͤſſern, wo er ihn ange- troffen, weggejagt worden, wie aus dieſem — und man habe ihm allenthalben hinter allen Hecken „Joggeli willt Geld? und Joggeli haſt Geld?“ und dergleichen Bosheiten nachgerufen, und auch in Ihrem Schloß habe er ſicher fuͤr ſeiner Lebtage aus- geeſſen. — — Ich mag nicht fortfahren — — Alle Kinder im Dorf reden davon, und er weiß
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[39[36]/0054]
§. 10.
Glaubet mir, ein ſolcher Mann iſt brauch-
bar — aber glaubet mir auch, es kann
ihn nicht jeder brauchen.
Der Michel dachte nur erſt an den Brief, den er
bey ſich hatte — er war voll Blut — und lautete
alſo. —
Edler, lieber Junker Vater!
„Es ſtuͤrmt alles uͤber den guten Mann los, den
Sie mir geſandt haben, ſie verfolgen ihn in unſerm
Thal nicht weniger als an Ihrem Tiſch. Ihr Jaͤ-
ger kommt izt alle Tage in unſere Bahn, und ſtreut
Sachen aus, die ihn auf den Tod kraͤnken muͤßten,
wenn ihn etwas kraͤnken koͤnnte. Er ſagt nichts
geringers von ihm, als er ſey ein Landſtreicher —
und ſey noch aus allen Schloͤſſern, wo er ihn ange-
troffen, weggejagt worden, wie aus dieſem — und
man habe ihm allenthalben hinter allen Hecken
„Joggeli willt Geld? und Joggeli haſt Geld?“ und
dergleichen Bosheiten nachgerufen, und auch in
Ihrem Schloß habe er ſicher fuͤr ſeiner Lebtage aus-
geeſſen. — — Ich mag nicht fortfahren — —
Alle Kinder im Dorf reden davon, und er weiß
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 39[36]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/54>, abgerufen am 11.12.2024.
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