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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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nebeneinander auf demselben Baugrund, und die Form der einen ppe_120.002
Dichtung kann nicht treffender in ihren charakteristischen Wesenszügen ppe_120.003
erkannt und gewürdigt werden als durch Vergleich mit der ppe_120.004
anderen. So glaubte schon Schiller in seiner Anzeige von Goethes ppe_120.005
"Iphigenie auf Tauris" keinen besseren Weg zur Charakteristik der ppe_120.006
modernen Dichtung zu finden, als die Gegenüberstellung mit dem ppe_120.007
Drama des Euripides. Es war eine Methode, wie sie schon vorher ppe_120.008
Lessing in seiner "Hamburgischen Dramaturgie" an den Merope- und ppe_120.009
Essex-Dramen durchgeführt hatte und wie sie nachher Aug. Wilh. ppe_120.010
Schlegel in seiner französischen Schrift "Comparaison entre la Phedre ppe_120.011
de Racine et celle d'Euripide" anwandte. Wie der Vergleich in diesen ppe_120.012
Fällen der Kritik dient, die nach der einen oder anderen Seite die ppe_120.013
Waagschale senkt, so kann er auch für eine objektive Analyse nutzbar ppe_120.014
gemacht werden, namentlich wenn es sich um gleichwertige ppe_120.015
Werke handelt, die zwar auf demselben stofflichen Boden stehen, aber ppe_120.016
doch in ihrer Form durch ganze Welten getrennt sind.

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Die Methode des einfachen Vergleichs wird verwickelter, wenn sie ppe_120.018
mit Quellenstudium verbunden werden muß, wie es etwa bei den ppe_120.019
beiden Rivalen Grimmelshausen und Zesen der Fall ist, deren Josefromane ppe_120.020
sich zunächst einmal in den stofflichen Grundlagen unterscheiden, ppe_120.021
dann wieder sich annähern, dadurch, daß Zesen nicht ganz ppe_120.022
unabhängig von Grimmelshausen geblieben ist, und endlich ganz auseinandergehen ppe_120.023
in Form und Stil. Dann zeigt sich erst richtig die ppe_120.024
wechselseitige Beziehung von Stoff und Form, die alle vergleichende ppe_120.025
Stoffbetrachtung letzten Endes doch auf nichts anderes als Formvergleich ppe_120.026
hinauslaufen läßt.

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3. Zweite Stufe: Innere Form ppe_120.028
(Gattung -- Stimmung -- Situation)
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a) Gattung

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Von dem unbestimmten Begriff der Form führt der weitere Weg ppe_120.031
zur Bestimmtheit der Gattung, die in Titel und Untertitel bereits ppe_120.032
bezeichnet zu sein pflegt als Roman, Tragödie, Idylle oder Gedichtsammlung ppe_120.033
und die auch in der äußeren Schriftform durch Akt- oder ppe_120.034
Kapitelgliederung, durch Vers oder Prosa, durch dialogische oder ppe_120.035
strophische Teilung zu erkennen sein wird. Trotzdem kann sowohl ppe_120.036
die Titelgebung als der oberflächliche Augenschein des Schriftbildes ppe_120.037
trügerisch sein: weder bei Dantes "Divina Commedia" noch bei ppe_120.038
Balzacs "Comedie humaine" handelt es sich um Komödien; auch ist

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Die Methode des einfachen Vergleichs wird verwickelter, wenn sie ppe_120.018
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3. Zweite Stufe: Innere Form ppe_120.028
(Gattung — Stimmung — Situation)
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a) Gattung

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Von dem unbestimmten Begriff der Form führt der weitere Weg ppe_120.031
zur Bestimmtheit der Gattung, die in Titel und Untertitel bereits ppe_120.032
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/144>, abgerufen am 21.11.2024.