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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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eindeutigen begrifflichen Klarheit über die Ausdrucksformen, die es ppe_207.002
zu beobachten gilt. Ein System der Stilistik tut not. Geschichtliche ppe_207.003
Stilbetrachtung erfordert sogar eine Beleuchtung von verschiedenen ppe_207.004
Seiten her, sowohl von jener Stilistik aus, die für Entstehungsraum ppe_207.005
und -zeit maßgebend war, als auch von heutigen Begriffen der Sprachkunst, ppe_207.006
die für die Gegenwart allgemeine Gültigkeit haben können. ppe_207.007
Wenn die ältesten Lehrbücher als Beispielsammlungen von Stilmustern ppe_207.008
zur Übung in der Sprachkunst bestimmt waren, so können wir sie zu ppe_207.009
diesem Zweck heute nicht mehr benutzen, wohl aber eröffnen sie das ppe_207.010
Verständnis fremdartiger Formen. So kennen wir aus den altindischen ppe_207.011
Poetiken die Bedeutung der Tropen und Figuren, die das Unausgesprochene ppe_207.012
zu dem Ausgesprochenen hinzudenken lassen, und Snorris ppe_207.013
Skaldskaparmal gibt uns einen Schlüssel für die Verschnörkelungen ppe_207.014
der nordischen Skaldendichtung.

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Das andere aber, was not täte, das für alle Zeiten und Völker ppe_207.016
anwendbare allgemeine System des poetischen Sprachstils und der ppe_207.017
dichterischen Ausdrucksformen, fehlt uns. Für eine vollständige, ppe_207.018
übersichtliche, geistig gegliederte, in den Sinn der Stilformen aller ppe_207.019
Sprachen eindringende, Ursache und Wirkung in Zusammenhang bringende, ppe_207.020
grammatisch, ästhetisch und psychologisch begründete Systematik ppe_207.021
des Stiles, eine poetische Sprachtheorie, deren Gültigkeit der ppe_207.022
Musiktheorie entspräche, ist noch kein Schlüssel gefunden, und es ist ppe_207.023
die Frage, ob dieser Stein der Weisen zu gewinnen ist.

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c) Wege der literarischen Stilforschung

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Die bisherigen Versuche, das fruchtbare Land zu erschließen, kann ppe_207.026
man mit einem Eisenbahnnetz vergleichen, das in eingleisigen, zweigleisigen, ppe_207.027
mehrgleisigen Linien verläuft.

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Der eingleisige Betrieb dient dem Sammelverkehr, der als endloser ppe_207.029
Güterzug die Gaben aller Länder daherschleppt. Die Aufschriften, ppe_207.030
die den Inhalt der Wagen bezeichnen, führen die fremdesten Namen: ppe_207.031
lateinische wie Annominatio, Inversion, Akkumulation; griechische ppe_207.032
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Anakoluth; halb lateinische, halb griechische wie constructio kata ppe_207.034
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italienische wie concetti; nordische wie kenningar. Der alte Typus ppe_207.036
der Stilforschung, der noch an die Lehrbücher gebunden ist, häuft ppe_207.037
Beispiele zu einem Herbarium gepreßter Stilblüten ohne Pflanzenbiologie. ppe_207.038
Das Brauchbarste liegt oft im Register; die alphabetische

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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/231>, abgerufen am 24.11.2024.