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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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Lebens Genuß der Person von außen gesehen 1ster Theil in der Dumpfheit ppe_425.002
Leidensch.

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Thaten Genuß nach aussen zweyter Theil und Genuß mit Bewußtseyn. ppe_425.004
Schönheit.

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Schöpfungs Genuß von innen. Epilog im Chaos auf dem Weg zur Hölle.

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Wenn in Goethes Alter planmäßiges Schematisieren zu einer Regel ppe_425.007
wurde, die sich in Italien mit dem Szenar zur "Nausikaa" herausgebildet ppe_425.008
hatte und dann bei der "Achilleis", der "Natürlichen Tochter" ppe_425.009
und der "Novelle" Fortsetzung fand, so entwickelt sich im ppe_425.010
Weitergang des zweiten Faust-Teiles dieses Verfahren unter vielfachen ppe_425.011
Wandlungen der ursprünglichen Konzeption zu ausführlicher ppe_425.012
Selbstberatung und zu Vorankündigungen an die Leserschaft.

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Schillers Arbeitsweise scheint eher die umgekehrte Entwicklung ppe_425.014
genommen zu haben. Vorarbeiten zu den Jugenddichtungen fehlen; ppe_425.015
aber briefliche Äußerungen deuten an, daß die Konzeption ihren ppe_425.016
Ausgang nahm von der Begeisterung für einen großen Menschen, und ppe_425.017
daß diesem Helden Gelegenheit zur Charakterentfaltung in starken ppe_425.018
Situationen gegeben werden mußte.

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Solchem Ansatzpunkt entspricht aber nicht der erste Plan des "Don ppe_425.020
Carlos", der im Bauerbacher Entwurf aus dem Winter 1782/3 erhalten ppe_425.021
ist. Das Stoffliche, das sich enger als die spätere Ausführung ppe_425.022
an St. Reals Novelle anschließt, ist nicht nach Szenen und Akten disponiert, ppe_425.023
sondern nach dem psychologischen Fortgang in fünf Schritten: ppe_425.024
Schürzung des Knotens -- Der Knoten verwickelter -- Anscheinende ppe_425.025
Auflösung, die alle Knoten noch mehr verwickelt -- Don ppe_425.026
Carlos unterliegt einer neuen Gefahr -- Auflösung und Katastrophe. ppe_425.027
Jeder Schritt wird weiter in der Gegenbewegung von Spiel und Gegenspiel, ppe_425.028
in der Spannung zwischen Entwicklung der Liebe und sich ppe_425.029
steigernden Hindernissen abstrakt analysiert, ohne daß die Charaktere ppe_425.030
umrissen würden oder der Zusammenstoß der Gegensätze in bestimmten ppe_425.031
dramatischen Situationen ins Auge gefaßt wäre.

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Es ist kaum anzunehmen, daß solch nüchterne Planmäßigkeit bereits ppe_425.033
bei den Jugend-Dramen zur Anwendung kam. In dem Werk des ppe_425.034
Übergangs und der Läuterung mag die Reflexion an den Anfang ppe_425.035
gesetzt sein als erzwungene Selbsterziehung, die über die Mängel an ppe_425.036
psychologischer Motivierung, unter denen die ersten Jugenddichtungen ppe_425.037
litten, Herr werden will.

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In der folgenden großen Pause des dramatischen Schaffens klärte ppe_425.039
sich der Gattungsbegriff dahin, daß "das erwirkte Erlebnis weniger ppe_425.040
Wirkung des Stoffes als der am besten benutzten tragischen Form ppe_425.041
sei". Die Abhandlung "Über die tragische Kunst" führte aus, daß die

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Lebens Genuß der Person von außen gesehen 1ster Theil in der Dumpfheit ppe_425.002
Leidensch.

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Schöpfungs Genuß von innen. Epilog im Chaos auf dem Weg zur Hölle.

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Schillers Arbeitsweise scheint eher die umgekehrte Entwicklung ppe_425.014
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Solchem Ansatzpunkt entspricht aber nicht der erste Plan des „Don ppe_425.020
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Jeder Schritt wird weiter in der Gegenbewegung von Spiel und Gegenspiel, ppe_425.028
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Es ist kaum anzunehmen, daß solch nüchterne Planmäßigkeit bereits ppe_425.033
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Übergangs und der Läuterung mag die Reflexion an den Anfang ppe_425.035
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sich der Gattungsbegriff dahin, daß „das erwirkte Erlebnis weniger ppe_425.040
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/449>, abgerufen am 22.11.2024.