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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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die Erkenntnis des Erbgutes erschwert: der Kriminalist Anselm Feuerbach ppe_553.002
hatte den Philosophen zum Sohn und den Maler zum Enkel.

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Dichterische Begabung scheint weniger als die der anderen Künste ppe_553.004
ein Familienerbteil zu sein und sich auch in geringerem Maße als das ppe_553.005
musikalische, zeichnerische, schauspielerische oder mathematische Können ppe_553.006
im Zeichen erstaunlicher Frühreife zu äußern. Es ist ein einigermaßen ppe_553.007
seltener Fall der Literaturgeschichte, daß Vater und Sohn in ppe_553.008
ungefähr gleicher Bedeutung dastehen wie die beiden Alexandre ppe_553.009
Dumas in Frankreich. Die deutschen Beispiele von Niclas und Hans ppe_553.010
Rudolf Manuel, Georg und Gabriel Rollenhagen, Andreas und Christian ppe_553.011
Gryphius, Joseph und Guido Görres zeigen durchweg ein Absinken. ppe_553.012
Jedenfalls haben nur die romantischen Brüder Schlegel ihren ppe_553.013
Vater Johann Adolf gewaltig übertroffen. Der theoretisch angezeigte ppe_553.014
Fall, daß literarische Begabung des Großvaters im Enkel neu hervortritt, ppe_553.015
wird außer der tragischen Situation von Goethes Enkeln durch ppe_553.016
keine bedeutenden Belege veranschaulicht (Gottfried Justus und ppe_553.017
Gottlieb Wilhelm Rabener; August Gottlieb und Alfred Meißner). In ppe_553.018
der weiblichen Linie dagegen scheint die Vererbung günstiger zu verlaufen ppe_553.019
als in der männlichen, wofür neben der Nachkommenschaft ppe_553.020
der Karschin und der Charlotte Birch-Pfeiffer vor allem das Blut ppe_553.021
der Sophie v. La Roche ein Beispiel gibt. Die empfindsame Verfasserin ppe_553.022
des "Fräulein v. Sternheim" hat zur Enkelin die Romantikerin ppe_553.023
Bettina v. Arnim, zur Urenkelin Gisela Grimm und zu Ururenkelinnen ppe_553.024
die beiden Schwestern Elisabeth v. Heyking und Irene Forbes- ppe_553.025
Mosse. Über 5 Generationen (mit einer Unterbrechung) erstreckt ppe_553.026
sich diese Reihe; aber trotz der starken Familientradition wird bei ppe_553.027
jeder dieser Schriftstellerinnen die Erbeigentümlichkeit durch die ppe_553.028
Generationsmerkmale überwogen. Andere Glieder der Familie haben ppe_553.029
gleiches Begabungserbe mitbekommen, aber sie sind vom Ruf der ppe_553.030
Generation nicht erreicht worden; das Begabungserbteil erscheint geradezu ppe_553.031
als Hemmnis, solange es nicht an neuen Zeitproblemen Gelegenheit ppe_553.032
zu selbständiger Entwicklung findet. Der notwendige Richtungswechsel ppe_553.033
steht im Widerstreit mit dem Vererbungsprinzip und ppe_553.034
bedingt, daß dieselbe Familie nicht mehrere Generationen hindurch ppe_553.035
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b) Geburt. Jedes Jahr gibt Jubiläumsrednern und Zeitungsschreibern ppe_553.037
Gelegenheit, denen, die gerade vor einem oder mehreren ppe_553.038
Jahrhunderten geboren sind, huldigend sich zuzuwenden. Solches ppe_553.039
Erntefest des Kalenders lenkt die Aufmerksamkeit auf bisher kaum ppe_553.040
beachtete Altersgleichheiten, die im Scheinwerfer der Nachwelt einander ppe_553.041
näherrücken und Beziehungen sichtbar werden lassen, die für

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die Erkenntnis des Erbgutes erschwert: der Kriminalist Anselm Feuerbach ppe_553.002
hatte den Philosophen zum Sohn und den Maler zum Enkel.

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Dichterische Begabung scheint weniger als die der anderen Künste ppe_553.004
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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/577>, abgerufen am 22.11.2024.