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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

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mehr, da den Franzosen die angestrengte Reise so angegriffen hatte, daß er sich kaum mehr auf dem Sattel erhalten konnte.

In dieser kritischen Lage gedachte ich meines Empfehlungsbriefes, den mir Herr Geiger aus Rio de Janeiro an einen hier ansäßigen Deutschen, Herrn Loskiel, mitgegeben hatte. Ich war Willens gewesen, den Brief erst am nächsten Tage abzugeben, doch: "Noth kennt kein Gebot", und so suchte ich ihn noch denselben Abend auf.

Es war so gütig, sich unserer auf das wärmste anzunehmen. Mich und einen der Herren behielt er bei sich, die beiden andern brachte er bei seinem Nachbar unter; zu Tische waren wir Alle bei ihm geladen. -- Wir erfuhren nun, daß in St. Paulo Niemand, selbst kein Wirth einen Fremden aufnähme, der nicht einen Empfehlungsbrief mitbringe -- ein Glück für Reisende, daß diese komische Sitte nicht überall herrscht.

16. Dezember. Nachdem wir vollkommen ausgeruht von den Beschwerden des gestrigen Rittes, war unser erstes Vornehmen, die Merkwürdigkeiten der Stadt zu besehen. Wir fragten unsern freundschaftlichen Wirth darnach; allein dieser zuckte die Achseln und meinte, er wüßte von keinen, wenn wir nicht etwa den botanischen Garten als solche betrachten wollten.

Wir gingen also nach dem Frühstücke aus, um vorerst die Stadt zu besehen und fanden mehr große und niedlich gebaute Häuser, als deren im Verhältnisse zu seiner Größe Rio de Janeiro besitzt. Von Geschmack oder von Eigenthümlichkeit der Bauart war aber auch hier nichts zu sehen. Die Straßen sind ziemlich breit, aber

mehr, da den Franzosen die angestrengte Reise so angegriffen hatte, daß er sich kaum mehr auf dem Sattel erhalten konnte.

In dieser kritischen Lage gedachte ich meines Empfehlungsbriefes, den mir Herr Geiger aus Rio de Janeiro an einen hier ansäßigen Deutschen, Herrn Loskiel, mitgegeben hatte. Ich war Willens gewesen, den Brief erst am nächsten Tage abzugeben, doch: „Noth kennt kein Gebot“, und so suchte ich ihn noch denselben Abend auf.

Es war so gütig, sich unserer auf das wärmste anzunehmen. Mich und einen der Herren behielt er bei sich, die beiden andern brachte er bei seinem Nachbar unter; zu Tische waren wir Alle bei ihm geladen. — Wir erfuhren nun, daß in St. Paulo Niemand, selbst kein Wirth einen Fremden aufnähme, der nicht einen Empfehlungsbrief mitbringe — ein Glück für Reisende, daß diese komische Sitte nicht überall herrscht.

16. Dezember. Nachdem wir vollkommen ausgeruht von den Beschwerden des gestrigen Rittes, war unser erstes Vornehmen, die Merkwürdigkeiten der Stadt zu besehen. Wir fragten unsern freundschaftlichen Wirth darnach; allein dieser zuckte die Achseln und meinte, er wüßte von keinen, wenn wir nicht etwa den botanischen Garten als solche betrachten wollten.

Wir gingen also nach dem Frühstücke aus, um vorerst die Stadt zu besehen und fanden mehr große und niedlich gebaute Häuser, als deren im Verhältnisse zu seiner Größe Rio de Janeiro besitzt. Von Geschmack oder von Eigenthümlichkeit der Bauart war aber auch hier nichts zu sehen. Die Straßen sind ziemlich breit, aber

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[117/0124] mehr, da den Franzosen die angestrengte Reise so angegriffen hatte, daß er sich kaum mehr auf dem Sattel erhalten konnte. In dieser kritischen Lage gedachte ich meines Empfehlungsbriefes, den mir Herr Geiger aus Rio de Janeiro an einen hier ansäßigen Deutschen, Herrn Loskiel, mitgegeben hatte. Ich war Willens gewesen, den Brief erst am nächsten Tage abzugeben, doch: „Noth kennt kein Gebot“, und so suchte ich ihn noch denselben Abend auf. Es war so gütig, sich unserer auf das wärmste anzunehmen. Mich und einen der Herren behielt er bei sich, die beiden andern brachte er bei seinem Nachbar unter; zu Tische waren wir Alle bei ihm geladen. — Wir erfuhren nun, daß in St. Paulo Niemand, selbst kein Wirth einen Fremden aufnähme, der nicht einen Empfehlungsbrief mitbringe — ein Glück für Reisende, daß diese komische Sitte nicht überall herrscht. 16. Dezember. Nachdem wir vollkommen ausgeruht von den Beschwerden des gestrigen Rittes, war unser erstes Vornehmen, die Merkwürdigkeiten der Stadt zu besehen. Wir fragten unsern freundschaftlichen Wirth darnach; allein dieser zuckte die Achseln und meinte, er wüßte von keinen, wenn wir nicht etwa den botanischen Garten als solche betrachten wollten. Wir gingen also nach dem Frühstücke aus, um vorerst die Stadt zu besehen und fanden mehr große und niedlich gebaute Häuser, als deren im Verhältnisse zu seiner Größe Rio de Janeiro besitzt. Von Geschmack oder von Eigenthümlichkeit der Bauart war aber auch hier nichts zu sehen. Die Straßen sind ziemlich breit, aber

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/124>, abgerufen am 27.11.2024.