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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

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dem Untersteuermanne schien es nicht ganz unbekannt. Mit seiner Hülfe fanden wir auch wirklich am sternbesäeten Firmamente vier Sterne, die ungefähr die Form eines etwas schiefen Kreuzes bildeten, aber durchaus nichts besonderes an sich hatten und uns gar keine Begeisterung einflößten. Herrlich dagegen waren: der Orion, der Jupiter und die Venus; letztere erglänzte der Art, daß ihr Licht eine schöne Silberfurche über das Meer zog.

Das Fallen vieler und großer Sternschnuppen kann ich ebenfalls nicht bestätigen. Es fielen wohl mehr als in kalten Ländern; aber gar zu häufig kommen sie auch nicht vor, und was ihre Größe betrifft, so sah ich nur eine, welche die unsern übertraf; sie erschien ungefähr dreimal so groß als ein gewöhnlicher Stern.

Seit einigen Tagen bemerkten wir auch schon die "magellanischen oder Cap-Wölkchen", und die sogenannte "schwarze Wolke", erstere sind licht und werden, gleich der Milchstraße, durch zahllose kleine Sterne gebildet, die dem entwaffneten Auge nicht sichtbar sind; letztere erscheint schwarz, da an dieser Stelle des Firmamentes gar keine Sterne sein sollen.

Alle diese Zeichen machten uns auf den interessantesten Moment dieser Fahrt aufmerksam, auf das Ueberschreiten der Linie.

Am 29. August Nachts 10 Uhr begrüßten wir, die südliche Hemisphäre! Ein beinah stolzes Gefühl bemächtigte sich Aller, aber besonders jener, die zum ersten Mal die Linie überschritten. Wir schüttelten einander freudig die Hände, und beglückwünschten uns, als hätten wir eben eine Heldenthat vollbracht. Einer der Reisenden

dem Untersteuermanne schien es nicht ganz unbekannt. Mit seiner Hülfe fanden wir auch wirklich am sternbesäeten Firmamente vier Sterne, die ungefähr die Form eines etwas schiefen Kreuzes bildeten, aber durchaus nichts besonderes an sich hatten und uns gar keine Begeisterung einflößten. Herrlich dagegen waren: der Orion, der Jupiter und die Venus; letztere erglänzte der Art, daß ihr Licht eine schöne Silberfurche über das Meer zog.

Das Fallen vieler und großer Sternschnuppen kann ich ebenfalls nicht bestätigen. Es fielen wohl mehr als in kalten Ländern; aber gar zu häufig kommen sie auch nicht vor, und was ihre Größe betrifft, so sah ich nur eine, welche die unsern übertraf; sie erschien ungefähr dreimal so groß als ein gewöhnlicher Stern.

Seit einigen Tagen bemerkten wir auch schon die „magellanischen oder Cap-Wölkchen“, und die sogenannte „schwarze Wolke“, erstere sind licht und werden, gleich der Milchstraße, durch zahllose kleine Sterne gebildet, die dem entwaffneten Auge nicht sichtbar sind; letztere erscheint schwarz, da an dieser Stelle des Firmamentes gar keine Sterne sein sollen.

Alle diese Zeichen machten uns auf den interessantesten Moment dieser Fahrt aufmerksam, auf das Ueberschreiten der Linie.

Am 29. August Nachts 10 Uhr begrüßten wir, die südliche Hemisphäre! Ein beinah stolzes Gefühl bemächtigte sich Aller, aber besonders jener, die zum ersten Mal die Linie überschritten. Wir schüttelten einander freudig die Hände, und beglückwünschten uns, als hätten wir eben eine Heldenthat vollbracht. Einer der Reisenden

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[20/0027] dem Untersteuermanne schien es nicht ganz unbekannt. Mit seiner Hülfe fanden wir auch wirklich am sternbesäeten Firmamente vier Sterne, die ungefähr die Form eines etwas schiefen Kreuzes bildeten, aber durchaus nichts besonderes an sich hatten und uns gar keine Begeisterung einflößten. Herrlich dagegen waren: der Orion, der Jupiter und die Venus; letztere erglänzte der Art, daß ihr Licht eine schöne Silberfurche über das Meer zog. Das Fallen vieler und großer Sternschnuppen kann ich ebenfalls nicht bestätigen. Es fielen wohl mehr als in kalten Ländern; aber gar zu häufig kommen sie auch nicht vor, und was ihre Größe betrifft, so sah ich nur eine, welche die unsern übertraf; sie erschien ungefähr dreimal so groß als ein gewöhnlicher Stern. Seit einigen Tagen bemerkten wir auch schon die „magellanischen oder Cap-Wölkchen“, und die sogenannte „schwarze Wolke“, erstere sind licht und werden, gleich der Milchstraße, durch zahllose kleine Sterne gebildet, die dem entwaffneten Auge nicht sichtbar sind; letztere erscheint schwarz, da an dieser Stelle des Firmamentes gar keine Sterne sein sollen. Alle diese Zeichen machten uns auf den interessantesten Moment dieser Fahrt aufmerksam, auf das Ueberschreiten der Linie. Am 29. August Nachts 10 Uhr begrüßten wir, die südliche Hemisphäre! Ein beinah stolzes Gefühl bemächtigte sich Aller, aber besonders jener, die zum ersten Mal die Linie überschritten. Wir schüttelten einander freudig die Hände, und beglückwünschten uns, als hätten wir eben eine Heldenthat vollbracht. Einer der Reisenden

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/27>, abgerufen am 23.11.2024.