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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

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kommt dann ein Mulatte, und nur hie und da leuchtet ein Weißer hervor.

Noch widerlicher wird das Bild durch die häufigen Gebrechen, die man überall gewahrt, und worunter ganz besonders die Elephantiasis in schreckliche Klumpfüße ausartet; an Blindheit und andern Uebeln ist auch kein Mangel vorhanden. Ja sogar auf Hunde und Katzen, die in großer Anzahl in den Gassen umher laufen, erstreckt sich die allgemeine Häßlichkeit -- auch diese sind meist schäbig, oder voll Wunden und Räuden.

Hierher möchte ich jeden Reisenden zaubern, der vor dem Betreten der Gassen Konstantinopels zurückschreckt, der von dieser Stadt behauptet, der Anblick des Innern zerstöre den Eindruck des Aeußern.

Es ist wahr, daß das Innere Konstantinopels auch höchst unrein ist, daß die vielen kleinen Häuser, die engen Gassen und holprigen Wege, die gartigen Hunde u. s. w. dem Beschauer nicht sehr malerisch erscheinen; -- doch bald stößt er wieder auf herrliche Bauten maurischer und römischer Zeiten, auf wundervolle Moscheen und majestätische Palläste, und setzt seine Wanderungen fort durch unermeßliche Friedhöfe und träumerische Cypreseen-Wälder. Er tritt ausweichend zur Seite vor einem Pascha oder hohen Priester, der auf stolzem Rosse reitet und von glänzender Dienerschaft umgeben ist, -- er begegnet Turken, in edle Tracht gehüllt, Türkinnen, deren Feueraugen durch den Schleier glänzen, -- er sieht Perser mit hohen Mützen, Araber mit edlen Gesichtsbildungen, dazwischen Derwische mit Narrenmützen und gefalteten Weiberröcken, und von Zeit zu Zeit herrlich bemalte, vergoldete

kommt dann ein Mulatte, und nur hie und da leuchtet ein Weißer hervor.

Noch widerlicher wird das Bild durch die häufigen Gebrechen, die man überall gewahrt, und worunter ganz besonders die Elephantiasis in schreckliche Klumpfüße ausartet; an Blindheit und andern Uebeln ist auch kein Mangel vorhanden. Ja sogar auf Hunde und Katzen, die in großer Anzahl in den Gassen umher laufen, erstreckt sich die allgemeine Häßlichkeit — auch diese sind meist schäbig, oder voll Wunden und Räuden.

Hierher möchte ich jeden Reisenden zaubern, der vor dem Betreten der Gassen Konstantinopels zurückschreckt, der von dieser Stadt behauptet, der Anblick des Innern zerstöre den Eindruck des Aeußern.

Es ist wahr, daß das Innere Konstantinopels auch höchst unrein ist, daß die vielen kleinen Häuser, die engen Gassen und holprigen Wege, die gartigen Hunde u. s. w. dem Beschauer nicht sehr malerisch erscheinen; — doch bald stößt er wieder auf herrliche Bauten maurischer und römischer Zeiten, auf wundervolle Moscheen und majestätische Palläste, und setzt seine Wanderungen fort durch unermeßliche Friedhöfe und träumerische Cypreseen-Wälder. Er tritt ausweichend zur Seite vor einem Pascha oder hohen Priester, der auf stolzem Rosse reitet und von glänzender Dienerschaft umgeben ist, — er begegnet Turken, in edle Tracht gehüllt, Türkinnen, deren Feueraugen durch den Schleier glänzen, — er sieht Perser mit hohen Mützen, Araber mit edlen Gesichtsbildungen, dazwischen Derwische mit Narrenmützen und gefalteten Weiberröcken, und von Zeit zu Zeit herrlich bemalte, vergoldete

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[33/0040] kommt dann ein Mulatte, und nur hie und da leuchtet ein Weißer hervor. Noch widerlicher wird das Bild durch die häufigen Gebrechen, die man überall gewahrt, und worunter ganz besonders die Elephantiasis in schreckliche Klumpfüße ausartet; an Blindheit und andern Uebeln ist auch kein Mangel vorhanden. Ja sogar auf Hunde und Katzen, die in großer Anzahl in den Gassen umher laufen, erstreckt sich die allgemeine Häßlichkeit — auch diese sind meist schäbig, oder voll Wunden und Räuden. Hierher möchte ich jeden Reisenden zaubern, der vor dem Betreten der Gassen Konstantinopels zurückschreckt, der von dieser Stadt behauptet, der Anblick des Innern zerstöre den Eindruck des Aeußern. Es ist wahr, daß das Innere Konstantinopels auch höchst unrein ist, daß die vielen kleinen Häuser, die engen Gassen und holprigen Wege, die gartigen Hunde u. s. w. dem Beschauer nicht sehr malerisch erscheinen; — doch bald stößt er wieder auf herrliche Bauten maurischer und römischer Zeiten, auf wundervolle Moscheen und majestätische Palläste, und setzt seine Wanderungen fort durch unermeßliche Friedhöfe und träumerische Cypreseen-Wälder. Er tritt ausweichend zur Seite vor einem Pascha oder hohen Priester, der auf stolzem Rosse reitet und von glänzender Dienerschaft umgeben ist, — er begegnet Turken, in edle Tracht gehüllt, Türkinnen, deren Feueraugen durch den Schleier glänzen, — er sieht Perser mit hohen Mützen, Araber mit edlen Gesichtsbildungen, dazwischen Derwische mit Narrenmützen und gefalteten Weiberröcken, und von Zeit zu Zeit herrlich bemalte, vergoldete

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/40>, abgerufen am 23.11.2024.