Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

Geld hatten sie nicht, sie konnten sich also keine Ländereien verschaffen, -- als Plantagen-Arbeiter konnten sie sich nicht vermiethen, denn Niemand nimmt Europäer hierzu, da sie des heißen Klima's ungewohnt, der Arbeit bald erliegen würden. So wußten sich denn die Armen nicht zu rathen und nicht zu helfen; sie liefen bettelnd in der Stadt umher, und mußten am Ende mit dem schlechtesten Unterkommen zufrieden sein. -- Anders geht es jenen, die von der brasilianischen Regierung zum Anbaue des Landes, zu Kolonisirungen berufen werden; diese bekommen eine Stück Wald, Lebensmittel und auch sonstige Unterstützungen; -- kommen sie aber ganz ohne Geld, so ist auch deren Loos nicht beneidenswerth. Noth, Hunger und Krankheit reiben die meisten auf, und nur wenigen gelingt es, sich durch rastlose Bemühungen, durch eiserne Gesundheit eine bessere Existenz zu verschaffen, als sie in ihrem Vaterlande verlassen hatten. -- Die Handwerker allein finden schnelle Unterkunft und reichliches Auskommen, aber auch dieß dürfte sich bald anders gestalten, da deren alljährlich viele einwandern und in neuerer Zeit die Neger selbst immer häufiger zu Handwerkern aller Art herangebildet werden.

Möge doch jeder, ehe er sein Vaterland verläßt, genau sich zu unterrichten suchen; möge er lange und reiflich überlegen und sich nicht von trügerischen Hoffnungen hinreißen lassen. Die Enttäuschung ist um so fürchterlicher, da sie erst erfolgt, wenn es zu spät ist, wenn der Arme der Noth und dem Elende schon unterliegt.

Geld hatten sie nicht, sie konnten sich also keine Ländereien verschaffen, — als Plantagen-Arbeiter konnten sie sich nicht vermiethen, denn Niemand nimmt Europäer hierzu, da sie des heißen Klima’s ungewohnt, der Arbeit bald erliegen würden. So wußten sich denn die Armen nicht zu rathen und nicht zu helfen; sie liefen bettelnd in der Stadt umher, und mußten am Ende mit dem schlechtesten Unterkommen zufrieden sein. — Anders geht es jenen, die von der brasilianischen Regierung zum Anbaue des Landes, zu Kolonisirungen berufen werden; diese bekommen eine Stück Wald, Lebensmittel und auch sonstige Unterstützungen; — kommen sie aber ganz ohne Geld, so ist auch deren Loos nicht beneidenswerth. Noth, Hunger und Krankheit reiben die meisten auf, und nur wenigen gelingt es, sich durch rastlose Bemühungen, durch eiserne Gesundheit eine bessere Existenz zu verschaffen, als sie in ihrem Vaterlande verlassen hatten. — Die Handwerker allein finden schnelle Unterkunft und reichliches Auskommen, aber auch dieß dürfte sich bald anders gestalten, da deren alljährlich viele einwandern und in neuerer Zeit die Neger selbst immer häufiger zu Handwerkern aller Art herangebildet werden.

Möge doch jeder, ehe er sein Vaterland verläßt, genau sich zu unterrichten suchen; möge er lange und reiflich überlegen und sich nicht von trügerischen Hoffnungen hinreißen lassen. Die Enttäuschung ist um so fürchterlicher, da sie erst erfolgt, wenn es zu spät ist, wenn der Arme der Noth und dem Elende schon unterliegt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0063" n="56"/>
Geld hatten sie nicht, sie konnten sich also keine Ländereien verschaffen, &#x2014; als Plantagen-Arbeiter konnten sie sich nicht vermiethen, denn Niemand nimmt Europäer hierzu, da sie des heißen Klima&#x2019;s ungewohnt, der Arbeit bald erliegen würden. So wußten sich denn die Armen nicht zu rathen und nicht zu helfen; sie liefen bettelnd in der Stadt umher, und mußten am Ende mit dem schlechtesten Unterkommen zufrieden sein. &#x2014; Anders geht es jenen, die von der brasilianischen Regierung zum Anbaue des Landes, zu Kolonisirungen berufen werden; diese bekommen eine Stück Wald, Lebensmittel und auch sonstige Unterstützungen; &#x2014; kommen sie aber ganz <hi rendition="#g">ohne Geld</hi>, so ist auch deren Loos nicht beneidenswerth. Noth, Hunger und Krankheit reiben die meisten auf, und nur wenigen gelingt es, sich durch rastlose Bemühungen, durch eiserne Gesundheit eine bessere Existenz zu verschaffen, als sie in ihrem Vaterlande verlassen hatten. &#x2014; Die Handwerker allein finden schnelle Unterkunft und reichliches Auskommen, aber auch dieß dürfte sich bald anders gestalten, da deren alljährlich viele einwandern und in neuerer Zeit die Neger selbst immer häufiger zu Handwerkern aller Art herangebildet werden.</p>
        <p>   Möge doch jeder, ehe er sein Vaterland verläßt, genau sich zu unterrichten suchen; möge er lange und reiflich überlegen und sich nicht von trügerischen Hoffnungen hinreißen lassen. Die Enttäuschung ist um so fürchterlicher, da sie erst erfolgt, wenn es zu spät ist, wenn der Arme der Noth und dem Elende schon unterliegt.</p>
        <div n="2">
</div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0063] Geld hatten sie nicht, sie konnten sich also keine Ländereien verschaffen, — als Plantagen-Arbeiter konnten sie sich nicht vermiethen, denn Niemand nimmt Europäer hierzu, da sie des heißen Klima’s ungewohnt, der Arbeit bald erliegen würden. So wußten sich denn die Armen nicht zu rathen und nicht zu helfen; sie liefen bettelnd in der Stadt umher, und mußten am Ende mit dem schlechtesten Unterkommen zufrieden sein. — Anders geht es jenen, die von der brasilianischen Regierung zum Anbaue des Landes, zu Kolonisirungen berufen werden; diese bekommen eine Stück Wald, Lebensmittel und auch sonstige Unterstützungen; — kommen sie aber ganz ohne Geld, so ist auch deren Loos nicht beneidenswerth. Noth, Hunger und Krankheit reiben die meisten auf, und nur wenigen gelingt es, sich durch rastlose Bemühungen, durch eiserne Gesundheit eine bessere Existenz zu verschaffen, als sie in ihrem Vaterlande verlassen hatten. — Die Handwerker allein finden schnelle Unterkunft und reichliches Auskommen, aber auch dieß dürfte sich bald anders gestalten, da deren alljährlich viele einwandern und in neuerer Zeit die Neger selbst immer häufiger zu Handwerkern aller Art herangebildet werden. Möge doch jeder, ehe er sein Vaterland verläßt, genau sich zu unterrichten suchen; möge er lange und reiflich überlegen und sich nicht von trügerischen Hoffnungen hinreißen lassen. Die Enttäuschung ist um so fürchterlicher, da sie erst erfolgt, wenn es zu spät ist, wenn der Arme der Noth und dem Elende schon unterliegt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/63
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/63>, abgerufen am 23.11.2024.