Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Baumstämme und Boden von üppig wuchernden Schlingpflanzen überdeckt. Von Orchidäen gab es sehr wenige. Wir setzten über vier Flüsse, den Tindureh, Bentock, Caltura und Pandura. Zwei überfuhren wir in Booten, über die andern gelangten wir auf schönen, hölzernen Brücken. Zehn englische Meilen von Colombo fingen die Zimmtpflanzungen an. Auf dieser Seite Colombo's liegen auch alle Landhäuser der Europäer; sie sind sehr einfach, von Cocospalmen umschattet und mit Mauern umgeben. Nachmittags drei Uhr rollte unser Wagen über zwei Zugbrücken, durch zwei Festungsthore in die Stadt. Die Lage Colombo's ist bei weitem anmuthiger als jene von Pointe de Galle, da man den schönen Gebirgen bereits um vieles näher ist. Ich hielt mich hier nur über Nacht auf und ging schon am folgenden Morgen mit der Post weiter nach der 72 englische Meilen entfernten Stadt Kandy. Am 20. Oktober um fünf Uhr wurde abgereist. Colombo ist eine sehr ausgedehnte Stadt. Wir fuhren durch unendlich lange, breite Straßen, zwischen hübschen Häusern, die alle mit Veranden und Säulengängen umgeben waren. Einen schauerlichen Eindruck machten auf mich die vielen Menschen, die unter diesen Veranden oder Vorsprüngen der Häuser ausgestreckt lagen und mit weißen Laken überdeckt waren. Anfangs dachte ich, es seien Todte; dann aber wurde mir die Zahl zu groß, und ich sah wohl, daß es nur Schläfer waren. Auch fing mancher an sich zu bewegen und das Leichentuch von Anmerkung. Die Entfernungen der Landreise rechne ich nach englischen Meilen, deren 4 etwa eine deutsche Meile machen. Baumstämme und Boden von üppig wuchernden Schlingpflanzen überdeckt. Von Orchidäen gab es sehr wenige. Wir setzten über vier Flüsse, den Tindureh, Bentock, Caltura und Pandura. Zwei überfuhren wir in Booten, über die andern gelangten wir auf schönen, hölzernen Brücken. Zehn englische Meilen von Colombo fingen die Zimmtpflanzungen an. Auf dieser Seite Colombo’s liegen auch alle Landhäuser der Europäer; sie sind sehr einfach, von Cocospalmen umschattet und mit Mauern umgeben. Nachmittags drei Uhr rollte unser Wagen über zwei Zugbrücken, durch zwei Festungsthore in die Stadt. Die Lage Colombo’s ist bei weitem anmuthiger als jene von Pointe de Galle, da man den schönen Gebirgen bereits um vieles näher ist. Ich hielt mich hier nur über Nacht auf und ging schon am folgenden Morgen mit der Post weiter nach der 72 englische Meilen entfernten Stadt Kandy. Am 20. Oktober um fünf Uhr wurde abgereist. Colombo ist eine sehr ausgedehnte Stadt. Wir fuhren durch unendlich lange, breite Straßen, zwischen hübschen Häusern, die alle mit Veranden und Säulengängen umgeben waren. Einen schauerlichen Eindruck machten auf mich die vielen Menschen, die unter diesen Veranden oder Vorsprüngen der Häuser ausgestreckt lagen und mit weißen Laken überdeckt waren. Anfangs dachte ich, es seien Todte; dann aber wurde mir die Zahl zu groß, und ich sah wohl, daß es nur Schläfer waren. Auch fing mancher an sich zu bewegen und das Leichentuch von Anmerkung. Die Entfernungen der Landreise rechne ich nach englischen Meilen, deren 4 etwa eine deutsche Meile machen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0104" n="97"/> Baumstämme und Boden von üppig wuchernden Schlingpflanzen überdeckt. Von Orchidäen gab es sehr wenige.</p> <p>Wir setzten über vier Flüsse, den Tindureh, Bentock, Caltura und Pandura. Zwei überfuhren wir in Booten, über die andern gelangten wir auf schönen, hölzernen Brücken. Zehn englische Meilen von Colombo fingen die Zimmtpflanzungen an. Auf dieser Seite Colombo’s liegen auch alle Landhäuser der Europäer; sie sind sehr einfach, von Cocospalmen umschattet und mit Mauern umgeben. Nachmittags drei Uhr rollte unser Wagen über zwei Zugbrücken, durch zwei Festungsthore in die Stadt. Die Lage Colombo’s ist bei weitem anmuthiger als jene von Pointe de Galle, da man den schönen Gebirgen bereits um vieles näher ist.</p> <p>Ich hielt mich hier nur über Nacht auf und ging schon am folgenden Morgen mit der Post weiter nach der 72 englische Meilen entfernten Stadt Kandy.</p> <p>Am 20. Oktober um fünf Uhr wurde abgereist. Colombo ist eine sehr ausgedehnte Stadt. Wir fuhren durch unendlich lange, breite Straßen, zwischen hübschen Häusern, die alle mit Veranden und Säulengängen umgeben waren. Einen schauerlichen Eindruck machten auf mich die vielen Menschen, die unter diesen Veranden oder Vorsprüngen der Häuser ausgestreckt lagen und mit weißen Laken überdeckt waren. Anfangs dachte ich, es seien Todte; dann aber wurde mir die Zahl zu groß, und ich sah wohl, daß es nur Schläfer waren. Auch fing mancher an sich zu bewegen und das Leichentuch von Anmerkung. Die Entfernungen der Landreise rechne ich nach englischen Meilen, deren 4 etwa eine deutsche Meile machen. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [97/0104]
Baumstämme und Boden von üppig wuchernden Schlingpflanzen überdeckt. Von Orchidäen gab es sehr wenige.
Wir setzten über vier Flüsse, den Tindureh, Bentock, Caltura und Pandura. Zwei überfuhren wir in Booten, über die andern gelangten wir auf schönen, hölzernen Brücken. Zehn englische Meilen von Colombo fingen die Zimmtpflanzungen an. Auf dieser Seite Colombo’s liegen auch alle Landhäuser der Europäer; sie sind sehr einfach, von Cocospalmen umschattet und mit Mauern umgeben. Nachmittags drei Uhr rollte unser Wagen über zwei Zugbrücken, durch zwei Festungsthore in die Stadt. Die Lage Colombo’s ist bei weitem anmuthiger als jene von Pointe de Galle, da man den schönen Gebirgen bereits um vieles näher ist.
Ich hielt mich hier nur über Nacht auf und ging schon am folgenden Morgen mit der Post weiter nach der 72 englische Meilen entfernten Stadt Kandy.
Am 20. Oktober um fünf Uhr wurde abgereist. Colombo ist eine sehr ausgedehnte Stadt. Wir fuhren durch unendlich lange, breite Straßen, zwischen hübschen Häusern, die alle mit Veranden und Säulengängen umgeben waren. Einen schauerlichen Eindruck machten auf mich die vielen Menschen, die unter diesen Veranden oder Vorsprüngen der Häuser ausgestreckt lagen und mit weißen Laken überdeckt waren. Anfangs dachte ich, es seien Todte; dann aber wurde mir die Zahl zu groß, und ich sah wohl, daß es nur Schläfer waren. Auch fing mancher an sich zu bewegen und das Leichentuch von Anmerkung. Die Entfernungen der Landreise rechne ich nach englischen Meilen, deren 4 etwa eine deutsche Meile machen.
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