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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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benutzten wir den Gurie, einen bedeutenden Nebenfluß des Ganges, der unterhalb Rumpurbolea in den Hauptstrom mündet. Die ersten Tage der Reise waren höchst einförmig: man sah weder Städte noch Dörfer, die Ufer blieben ewig flach, und die Gegend war weit und breit mit hohem, dichtem Gebüsch überdeckt, das die Engländer Jungles (Dschungels) das ist: "Urwald" nennen. Ich konnte da keinen Urwald sehen, denn ich verstehe unter dieser Benennung einen Wald von mächtigen Bäumen. Des Nachts hörten wir mitunter einige Tiger brüllen, die in diesen Gegenden ziemlich heimisch sind und sich manchmal sogar über einzelne Engeborne wagen, wenn sich selbe Abends mit Holzauflesen verspäten. Man wies uns an einem Gesträuche den aufgesteckten Lappen eines Kleides, der zur Erinnerung dienen soll, daß an dieser Stelle ein Eingeborner von einem solchen Thiere zerrissen wurde. Aber nicht nur diese Thiere allein sind des Menschen Feinde, auch der Ganges enthält deren höchst gefährliche -- die gefräßigen Crocodile. Zu sechs bis acht sieht man sie häufig sich sonnen am sandigen, schlammigen Ufer oder auf Sandbänken. Sie haben eine Länge von sechs bis fünfzehn Fuß. Bei Annäherung unseres lärmenden Dampfers glitten sie eilig in die schmutzig gelben Fluthen des Stromes.

Die Canäle in den Sunderbunds und im Gurie sind oft so schmal, daß man kaum einem Schiffe auszuweichen vermag, und oft breiten sie sich wieder zu meilenweiten Becken aus. Trotzdem, daß wegen der Sandbänke und Untiefen nur bei Tage gefahren wird, sind größere oder

benutzten wir den Gurie, einen bedeutenden Nebenfluß des Ganges, der unterhalb Rumpurbolea in den Hauptstrom mündet. Die ersten Tage der Reise waren höchst einförmig: man sah weder Städte noch Dörfer, die Ufer blieben ewig flach, und die Gegend war weit und breit mit hohem, dichtem Gebüsch überdeckt, das die Engländer Jungles (Dschungels) das ist: „Urwald“ nennen. Ich konnte da keinen Urwald sehen, denn ich verstehe unter dieser Benennung einen Wald von mächtigen Bäumen. Des Nachts hörten wir mitunter einige Tiger brüllen, die in diesen Gegenden ziemlich heimisch sind und sich manchmal sogar über einzelne Engeborne wagen, wenn sich selbe Abends mit Holzauflesen verspäten. Man wies uns an einem Gesträuche den aufgesteckten Lappen eines Kleides, der zur Erinnerung dienen soll, daß an dieser Stelle ein Eingeborner von einem solchen Thiere zerrissen wurde. Aber nicht nur diese Thiere allein sind des Menschen Feinde, auch der Ganges enthält deren höchst gefährliche — die gefräßigen Crocodile. Zu sechs bis acht sieht man sie häufig sich sonnen am sandigen, schlammigen Ufer oder auf Sandbänken. Sie haben eine Länge von sechs bis fünfzehn Fuß. Bei Annäherung unseres lärmenden Dampfers glitten sie eilig in die schmutzig gelben Fluthen des Stromes.

Die Canäle in den Sunderbunds und im Gurie sind oft so schmal, daß man kaum einem Schiffe auszuweichen vermag, und oft breiten sie sich wieder zu meilenweiten Becken aus. Trotzdem, daß wegen der Sandbänke und Untiefen nur bei Tage gefahren wird, sind größere oder

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[148/0155] benutzten wir den Gurie, einen bedeutenden Nebenfluß des Ganges, der unterhalb Rumpurbolea in den Hauptstrom mündet. Die ersten Tage der Reise waren höchst einförmig: man sah weder Städte noch Dörfer, die Ufer blieben ewig flach, und die Gegend war weit und breit mit hohem, dichtem Gebüsch überdeckt, das die Engländer Jungles (Dschungels) das ist: „Urwald“ nennen. Ich konnte da keinen Urwald sehen, denn ich verstehe unter dieser Benennung einen Wald von mächtigen Bäumen. Des Nachts hörten wir mitunter einige Tiger brüllen, die in diesen Gegenden ziemlich heimisch sind und sich manchmal sogar über einzelne Engeborne wagen, wenn sich selbe Abends mit Holzauflesen verspäten. Man wies uns an einem Gesträuche den aufgesteckten Lappen eines Kleides, der zur Erinnerung dienen soll, daß an dieser Stelle ein Eingeborner von einem solchen Thiere zerrissen wurde. Aber nicht nur diese Thiere allein sind des Menschen Feinde, auch der Ganges enthält deren höchst gefährliche — die gefräßigen Crocodile. Zu sechs bis acht sieht man sie häufig sich sonnen am sandigen, schlammigen Ufer oder auf Sandbänken. Sie haben eine Länge von sechs bis fünfzehn Fuß. Bei Annäherung unseres lärmenden Dampfers glitten sie eilig in die schmutzig gelben Fluthen des Stromes. Die Canäle in den Sunderbunds und im Gurie sind oft so schmal, daß man kaum einem Schiffe auszuweichen vermag, und oft breiten sie sich wieder zu meilenweiten Becken aus. Trotzdem, daß wegen der Sandbänke und Untiefen nur bei Tage gefahren wird, sind größere oder

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/155>, abgerufen am 24.11.2024.