Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite


und zwar der ungeheuern Tamarinden-Bäume halber. Ich dachte, in Brasilien die größten gesehen zu haben; allein hier scheint das Erdreich oder vielleicht das Klima dieser Baumgattung noch günstiger zu sein. Nicht nur der Garten ist voll solcher Pracht-Exemplare, auch um die Stadt ziehen sich herrliche Alleen. Die Tamarinden Allahabad's werden selbst in geographischen Werken angeführt.

An einer Seite der hohen Mauer, die den Garten umgibt, sind zwei Serai's angebaut, die sich durch hohe, schöne Portale, Größe und zweckmäßige Einrichtung auszeichnen. Es war hier außerordentlich belebt: man sah Menschen in allen Trachten, Pferde, Ochsen, Kamehle und Elephanten, und eine große Menge Waaren in Kisten, Ballen und Säcken.

10. Jänner. Um drei Uhr Nachmittags verließen wir Allahabad und setzten unsere Reise im Postdock, kleine Unterbrechungen abgerechnet, bis Agra fort. Die Entfernung beträgt an dreihundert engl. Meilen.

In zweiundzwanzig Stunden hatten wir Caunipoor (150 Meil.) am Ganges erreicht, ein Städtchen, das sich durch europäische Niederlassungen auszeichnet.

Die Reise bis hierher bot wenig Abwechslung: eine ununterbrochene, reich bepflanzte Ebene und eine wenig belebte Straße. Außer einigen Militärzügen begegneten wir keinem Reisenden.

Ein Militärzug in Indien sieht einer kleinen Völkerwanderung ähnlich, und leicht kann man sich, hat man einen solchen gesehen, einen Begriff von den ungeheuren Zügen der persischen oder anderer asiatischen Armeen


und zwar der ungeheuern Tamarinden-Bäume halber. Ich dachte, in Brasilien die größten gesehen zu haben; allein hier scheint das Erdreich oder vielleicht das Klima dieser Baumgattung noch günstiger zu sein. Nicht nur der Garten ist voll solcher Pracht-Exemplare, auch um die Stadt ziehen sich herrliche Alleen. Die Tamarinden Allahabad’s werden selbst in geographischen Werken angeführt.

An einer Seite der hohen Mauer, die den Garten umgibt, sind zwei Serai’s angebaut, die sich durch hohe, schöne Portale, Größe und zweckmäßige Einrichtung auszeichnen. Es war hier außerordentlich belebt: man sah Menschen in allen Trachten, Pferde, Ochsen, Kamehle und Elephanten, und eine große Menge Waaren in Kisten, Ballen und Säcken.

10. Jänner. Um drei Uhr Nachmittags verließen wir Allahabad und setzten unsere Reise im Postdock, kleine Unterbrechungen abgerechnet, bis Agra fort. Die Entfernung beträgt an dreihundert engl. Meilen.

In zweiundzwanzig Stunden hatten wir Caunipoor (150 Meil.) am Ganges erreicht, ein Städtchen, das sich durch europäische Niederlassungen auszeichnet.

Die Reise bis hierher bot wenig Abwechslung: eine ununterbrochene, reich bepflanzte Ebene und eine wenig belebte Straße. Außer einigen Militärzügen begegneten wir keinem Reisenden.

Ein Militärzug in Indien sieht einer kleinen Völkerwanderung ähnlich, und leicht kann man sich, hat man einen solchen gesehen, einen Begriff von den ungeheuren Zügen der persischen oder anderer asiatischen Armeen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0198" n="191"/><lb/>
und zwar der ungeheuern Tamarinden-Bäume halber. Ich dachte, in Brasilien die größten gesehen zu haben; allein hier scheint das Erdreich oder vielleicht das Klima dieser Baumgattung noch günstiger zu sein. Nicht nur der Garten ist voll solcher Pracht-Exemplare, auch um die Stadt ziehen sich herrliche Alleen. Die Tamarinden Allahabad&#x2019;s werden selbst in geographischen Werken angeführt.</p>
          <p>An einer Seite der hohen Mauer, die den Garten umgibt, sind zwei Serai&#x2019;s angebaut, die sich durch hohe, schöne Portale, Größe und zweckmäßige Einrichtung auszeichnen. Es war hier außerordentlich belebt: man sah Menschen in allen Trachten, Pferde, Ochsen, Kamehle und Elephanten, und eine große Menge Waaren in Kisten, Ballen und Säcken.</p>
          <p>10. Jänner. Um drei Uhr Nachmittags verließen wir Allahabad und setzten unsere Reise im Postdock, kleine Unterbrechungen abgerechnet, bis Agra fort. Die Entfernung beträgt an dreihundert engl. Meilen.</p>
          <p>In zweiundzwanzig Stunden hatten wir Caunipoor (150 Meil.) am Ganges erreicht, ein Städtchen, das sich durch europäische Niederlassungen auszeichnet.</p>
          <p>Die Reise bis hierher bot wenig Abwechslung: eine ununterbrochene, reich bepflanzte Ebene und eine wenig belebte Straße. Außer einigen Militärzügen begegneten wir keinem Reisenden.</p>
          <p>Ein Militärzug in Indien sieht einer kleinen Völkerwanderung ähnlich, und leicht kann man sich, hat man einen solchen gesehen, einen Begriff von den ungeheuren Zügen der persischen oder anderer asiatischen Armeen
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0198] und zwar der ungeheuern Tamarinden-Bäume halber. Ich dachte, in Brasilien die größten gesehen zu haben; allein hier scheint das Erdreich oder vielleicht das Klima dieser Baumgattung noch günstiger zu sein. Nicht nur der Garten ist voll solcher Pracht-Exemplare, auch um die Stadt ziehen sich herrliche Alleen. Die Tamarinden Allahabad’s werden selbst in geographischen Werken angeführt. An einer Seite der hohen Mauer, die den Garten umgibt, sind zwei Serai’s angebaut, die sich durch hohe, schöne Portale, Größe und zweckmäßige Einrichtung auszeichnen. Es war hier außerordentlich belebt: man sah Menschen in allen Trachten, Pferde, Ochsen, Kamehle und Elephanten, und eine große Menge Waaren in Kisten, Ballen und Säcken. 10. Jänner. Um drei Uhr Nachmittags verließen wir Allahabad und setzten unsere Reise im Postdock, kleine Unterbrechungen abgerechnet, bis Agra fort. Die Entfernung beträgt an dreihundert engl. Meilen. In zweiundzwanzig Stunden hatten wir Caunipoor (150 Meil.) am Ganges erreicht, ein Städtchen, das sich durch europäische Niederlassungen auszeichnet. Die Reise bis hierher bot wenig Abwechslung: eine ununterbrochene, reich bepflanzte Ebene und eine wenig belebte Straße. Außer einigen Militärzügen begegneten wir keinem Reisenden. Ein Militärzug in Indien sieht einer kleinen Völkerwanderung ähnlich, und leicht kann man sich, hat man einen solchen gesehen, einen Begriff von den ungeheuren Zügen der persischen oder anderer asiatischen Armeen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/198
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/198>, abgerufen am 27.05.2024.