Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.erscheinen dagegen milde -- sie lauten auf Erwürgen und Köpfen; doch sagte man mir, daß in einzelnen, ganz besondern Fällen noch das Zersägen und das Verhungernlassen stattfinde. Bei ersterem wird das arme Opfer zwischen zwei Bretter gepreßt und von oben durchgesägt, bei letzterem entweder bis an den Kopf in die Erde gegraben und so dem Hungertode überlassen, oder es wird ihm das hölzerne Joch umgelegt und von Tag zu Tag weniger Nahrung gegeben, bis es am Ende nur einige Reiskörner bekömmt. Ungeachtet der harten, grausamen Strafen und Todesarten soll man indessen doch Leute finden, die gegen Bezahlung sich für andere strafen, ja tödten lassen. Im Jahre 1846 wurden in Canton 4000 Menschen geköpft. Es waren zwar die Verbrecher von zwei Provinzen, die zusammen neunzehn Mill. Einwohner zählen; dessen ungeachtet ist dies aber doch eine furchtbare Menge. Sollte die Zahl der Verbrecher wirklich so groß sein -- oder verhängt man die Todesstrafe so leicht -- oder ist vielleicht beides der Fall?! Ich kam einmal zufällig in die Nähe des Richtplatzes und sah zu meinem Entsetzen eine große Reihe noch blutender Köpfe auf hohen Stangen zur Schau ausgestellt. Die Körper dürfen die Verwandten hinwegnehmen und begraben. In China gibt es verschiedene Religionen; die ausgebreiteste ist der Buddhismus. Er enthält sehr vielen Aberglauben und Götzendienst und ist gewöhnlich die Religion des niederen Volkes. Die natürlichste ist jene des weisen Con-fut-zee, welche auch die Religion des erscheinen dagegen milde — sie lauten auf Erwürgen und Köpfen; doch sagte man mir, daß in einzelnen, ganz besondern Fällen noch das Zersägen und das Verhungernlassen stattfinde. Bei ersterem wird das arme Opfer zwischen zwei Bretter gepreßt und von oben durchgesägt, bei letzterem entweder bis an den Kopf in die Erde gegraben und so dem Hungertode überlassen, oder es wird ihm das hölzerne Joch umgelegt und von Tag zu Tag weniger Nahrung gegeben, bis es am Ende nur einige Reiskörner bekömmt. Ungeachtet der harten, grausamen Strafen und Todesarten soll man indessen doch Leute finden, die gegen Bezahlung sich für andere strafen, ja tödten lassen. Im Jahre 1846 wurden in Canton 4000 Menschen geköpft. Es waren zwar die Verbrecher von zwei Provinzen, die zusammen neunzehn Mill. Einwohner zählen; dessen ungeachtet ist dies aber doch eine furchtbare Menge. Sollte die Zahl der Verbrecher wirklich so groß sein — oder verhängt man die Todesstrafe so leicht — oder ist vielleicht beides der Fall?! Ich kam einmal zufällig in die Nähe des Richtplatzes und sah zu meinem Entsetzen eine große Reihe noch blutender Köpfe auf hohen Stangen zur Schau ausgestellt. Die Körper dürfen die Verwandten hinwegnehmen und begraben. In China gibt es verschiedene Religionen; die ausgebreiteste ist der Buddhismus. Er enthält sehr vielen Aberglauben und Götzendienst und ist gewöhnlich die Religion des niederen Volkes. Die natürlichste ist jene des weisen Con-fut-zee, welche auch die Religion des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030" n="23"/> erscheinen dagegen milde — sie lauten auf Erwürgen und Köpfen; doch sagte man mir, daß in einzelnen, ganz besondern Fällen noch das Zersägen und das Verhungernlassen stattfinde. Bei ersterem wird das arme Opfer zwischen zwei Bretter gepreßt und von oben durchgesägt, bei letzterem entweder bis an den Kopf in die Erde gegraben und so dem Hungertode überlassen, oder es wird ihm das hölzerne Joch umgelegt und von Tag zu Tag weniger Nahrung gegeben, bis es am Ende nur einige Reiskörner bekömmt. Ungeachtet der harten, grausamen Strafen und Todesarten soll man indessen doch Leute finden, die gegen Bezahlung sich für andere strafen, ja tödten lassen.</p> <p>Im Jahre 1846 wurden in Canton 4000 Menschen geköpft. Es waren zwar die Verbrecher von zwei Provinzen, die zusammen neunzehn Mill. Einwohner zählen; dessen ungeachtet ist dies aber doch eine furchtbare Menge. Sollte die Zahl der Verbrecher wirklich so groß sein — oder verhängt man die Todesstrafe so leicht — oder ist vielleicht beides der Fall?!</p> <p>Ich kam einmal zufällig in die Nähe des Richtplatzes und sah zu meinem Entsetzen eine große Reihe noch blutender Köpfe auf hohen Stangen zur Schau ausgestellt. Die Körper dürfen die Verwandten hinwegnehmen und begraben.</p> <p>In China gibt es verschiedene Religionen; die ausgebreiteste ist der Buddhismus. Er enthält sehr vielen Aberglauben und Götzendienst und ist gewöhnlich die Religion des niederen Volkes. Die natürlichste ist jene des weisen Con-fut-zee, welche auch die Religion des </p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0030]
erscheinen dagegen milde — sie lauten auf Erwürgen und Köpfen; doch sagte man mir, daß in einzelnen, ganz besondern Fällen noch das Zersägen und das Verhungernlassen stattfinde. Bei ersterem wird das arme Opfer zwischen zwei Bretter gepreßt und von oben durchgesägt, bei letzterem entweder bis an den Kopf in die Erde gegraben und so dem Hungertode überlassen, oder es wird ihm das hölzerne Joch umgelegt und von Tag zu Tag weniger Nahrung gegeben, bis es am Ende nur einige Reiskörner bekömmt. Ungeachtet der harten, grausamen Strafen und Todesarten soll man indessen doch Leute finden, die gegen Bezahlung sich für andere strafen, ja tödten lassen.
Im Jahre 1846 wurden in Canton 4000 Menschen geköpft. Es waren zwar die Verbrecher von zwei Provinzen, die zusammen neunzehn Mill. Einwohner zählen; dessen ungeachtet ist dies aber doch eine furchtbare Menge. Sollte die Zahl der Verbrecher wirklich so groß sein — oder verhängt man die Todesstrafe so leicht — oder ist vielleicht beides der Fall?!
Ich kam einmal zufällig in die Nähe des Richtplatzes und sah zu meinem Entsetzen eine große Reihe noch blutender Köpfe auf hohen Stangen zur Schau ausgestellt. Die Körper dürfen die Verwandten hinwegnehmen und begraben.
In China gibt es verschiedene Religionen; die ausgebreiteste ist der Buddhismus. Er enthält sehr vielen Aberglauben und Götzendienst und ist gewöhnlich die Religion des niederen Volkes. Die natürlichste ist jene des weisen Con-fut-zee, welche auch die Religion des
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