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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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so richtig getroffen und gezeichnet, so herrlich in Farben ausgeführt, daß sich tüchtige, europäische Künstler der Arbeit nicht zu schämen gebraucht hätten.

Von ausgezeichneter Geschicklichkeit sind die Chinesen in Schnitzereien in Elfenbein, Schildkröte und Holz. Besonders trifft man unter den Arbeiten in schwarzem, feinem Lack mit flachen oder erhabenen Goldzeichnungen oft Gegenstände, die jeder Schatzkammer als große Zierde dienen könnten. Ich sah kleine Damen-Nähtischchen bis zum Werthe von 600 Dollars. -- Eben so ausgezeichnet schön sind die Körbchen, Tapeten u. d. g., die sie aus Bambus verfertigen.

Weit weniger leisten sie in Gold- und Silberarbeiten, die alle meist plump und geschmacklos sind. Dagegen haben sie in der Fabrikation der Porzellans einen großen Ruf erlangt. Ihre Fabrikate zeichnen sich sowohl durch Größe als Durchsichtigkeit aus. Vasen und andere Gefäße von vier Fuß Höhe waren zwar weder durchsichtig noch leicht; aber Tassen und kleine Gegenstände zeichneten sich durch eine Feinheit und Durchsichtigkeit aus, die nur dem Glase zu vergleichen war. Die Farben der Malereien sind sehr lebhaft, die Zeichnungen aber steif und schlecht.

In Verfertigung von Seidenstoffen und Crepontüchern fand ich sie unübertrefflich; die letzteren besonders sind an Schönheit, Geschmack und Dichte des Stoffes bei weitem den französischen und englischen vorzuziehen.

Die Musik steht hingegen auf einer so niedrigen Stufe, daß die guten Chinesen hierin beinahe den wilden Völkern zu vergleichen sind. Es fehlt ihnen zwar nicht

so richtig getroffen und gezeichnet, so herrlich in Farben ausgeführt, daß sich tüchtige, europäische Künstler der Arbeit nicht zu schämen gebraucht hätten.

Von ausgezeichneter Geschicklichkeit sind die Chinesen in Schnitzereien in Elfenbein, Schildkröte und Holz. Besonders trifft man unter den Arbeiten in schwarzem, feinem Lack mit flachen oder erhabenen Goldzeichnungen oft Gegenstände, die jeder Schatzkammer als große Zierde dienen könnten. Ich sah kleine Damen-Nähtischchen bis zum Werthe von 600 Dollars. — Eben so ausgezeichnet schön sind die Körbchen, Tapeten u. d. g., die sie aus Bambus verfertigen.

Weit weniger leisten sie in Gold- und Silberarbeiten, die alle meist plump und geschmacklos sind. Dagegen haben sie in der Fabrikation der Porzellans einen großen Ruf erlangt. Ihre Fabrikate zeichnen sich sowohl durch Größe als Durchsichtigkeit aus. Vasen und andere Gefäße von vier Fuß Höhe waren zwar weder durchsichtig noch leicht; aber Tassen und kleine Gegenstände zeichneten sich durch eine Feinheit und Durchsichtigkeit aus, die nur dem Glase zu vergleichen war. Die Farben der Malereien sind sehr lebhaft, die Zeichnungen aber steif und schlecht.

In Verfertigung von Seidenstoffen und Crepontüchern fand ich sie unübertrefflich; die letzteren besonders sind an Schönheit, Geschmack und Dichte des Stoffes bei weitem den französischen und englischen vorzuziehen.

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[27/0034] so richtig getroffen und gezeichnet, so herrlich in Farben ausgeführt, daß sich tüchtige, europäische Künstler der Arbeit nicht zu schämen gebraucht hätten. Von ausgezeichneter Geschicklichkeit sind die Chinesen in Schnitzereien in Elfenbein, Schildkröte und Holz. Besonders trifft man unter den Arbeiten in schwarzem, feinem Lack mit flachen oder erhabenen Goldzeichnungen oft Gegenstände, die jeder Schatzkammer als große Zierde dienen könnten. Ich sah kleine Damen-Nähtischchen bis zum Werthe von 600 Dollars. — Eben so ausgezeichnet schön sind die Körbchen, Tapeten u. d. g., die sie aus Bambus verfertigen. Weit weniger leisten sie in Gold- und Silberarbeiten, die alle meist plump und geschmacklos sind. Dagegen haben sie in der Fabrikation der Porzellans einen großen Ruf erlangt. Ihre Fabrikate zeichnen sich sowohl durch Größe als Durchsichtigkeit aus. Vasen und andere Gefäße von vier Fuß Höhe waren zwar weder durchsichtig noch leicht; aber Tassen und kleine Gegenstände zeichneten sich durch eine Feinheit und Durchsichtigkeit aus, die nur dem Glase zu vergleichen war. Die Farben der Malereien sind sehr lebhaft, die Zeichnungen aber steif und schlecht. In Verfertigung von Seidenstoffen und Crepontüchern fand ich sie unübertrefflich; die letzteren besonders sind an Schönheit, Geschmack und Dichte des Stoffes bei weitem den französischen und englischen vorzuziehen. Die Musik steht hingegen auf einer so niedrigen Stufe, daß die guten Chinesen hierin beinahe den wilden Völkern zu vergleichen sind. Es fehlt ihnen zwar nicht

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/34>, abgerufen am 03.12.2024.