Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.Chinesen enthält zu diesem Zwecke große, freie Wiesenplätze. An fließendem Wasser und Teichen war ebenfalls kein Mangel, -- Wasserkünste sahen wir aber nicht. Da uns heute alles geglückt war, schlug mir Herr v. Carlowitz vor, auch noch den Garten des Mandarinen Puntingqua zu besehen. Mich interessirte der Gang dahin um so mehr, als daselbst auf Befehl des Mandarinen ein Dampfboot und zwar von einem Chinesen gebaut wurde. Derselbe hatte sich dreizehn Jahre in Nordamerika aufgehalten und dort seine Studien gemacht. Der Bau war schon so weit gediehen, daß das Schiff in wenig Wochen vom Stapel laufen sollte. Mit großem Behagen wies uns der Meister sein Werk; er war sichtlich erfreut, sein Lob aus unsern Munde zu vernehmen. Einen besondern Werth legte er auch auf die Kenntniß der englischen Sprache, denn als ihn Herr v. Carlowitz auf chinesisch ansprach, antwortete er englisch und ersuchte uns, in dieser Sprache fortzufahren. -- Das Maschinenwerk schien uns nicht mit chinesischer Nettigkeit gearbeitet zu sein, auch kam uns die Maschine für das kleine Schiff viel zu groß vor. Weder ich noch mein Gefährte hätten Muth gehabt, die Probefahrt mitzumachen. Der Mandarin, der dieß Schiff bauen ließ, war nach Peking gegangen, um sich als Belohnung einen Knopf *) zu holen, denn auf sein Gebot läuft das erste Dampfboot in chinesischen Reiche vom Stapel. Der Erbauer *) Ein solcher Knopf, der auf den Hut gesteckt wir, hat bei den Chinesen denselben Werth wie bei uns ein Orden.
Chinesen enthält zu diesem Zwecke große, freie Wiesenplätze. An fließendem Wasser und Teichen war ebenfalls kein Mangel, — Wasserkünste sahen wir aber nicht. Da uns heute alles geglückt war, schlug mir Herr v. Carlowitz vor, auch noch den Garten des Mandarinen Puntingqua zu besehen. Mich interessirte der Gang dahin um so mehr, als daselbst auf Befehl des Mandarinen ein Dampfboot und zwar von einem Chinesen gebaut wurde. Derselbe hatte sich dreizehn Jahre in Nordamerika aufgehalten und dort seine Studien gemacht. Der Bau war schon so weit gediehen, daß das Schiff in wenig Wochen vom Stapel laufen sollte. Mit großem Behagen wies uns der Meister sein Werk; er war sichtlich erfreut, sein Lob aus unsern Munde zu vernehmen. Einen besondern Werth legte er auch auf die Kenntniß der englischen Sprache, denn als ihn Herr v. Carlowitz auf chinesisch ansprach, antwortete er englisch und ersuchte uns, in dieser Sprache fortzufahren. — Das Maschinenwerk schien uns nicht mit chinesischer Nettigkeit gearbeitet zu sein, auch kam uns die Maschine für das kleine Schiff viel zu groß vor. Weder ich noch mein Gefährte hätten Muth gehabt, die Probefahrt mitzumachen. Der Mandarin, der dieß Schiff bauen ließ, war nach Peking gegangen, um sich als Belohnung einen Knopf *) zu holen, denn auf sein Gebot läuft das erste Dampfboot in chinesischen Reiche vom Stapel. Der Erbauer *) Ein solcher Knopf, der auf den Hut gesteckt wir, hat bei den Chinesen denselben Werth wie bei uns ein Orden.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0058" n="51"/> Chinesen enthält zu diesem Zwecke große, freie Wiesenplätze.</p> <p>An fließendem Wasser und Teichen war ebenfalls kein Mangel, — Wasserkünste sahen wir aber nicht.</p> <p>Da uns heute alles geglückt war, schlug mir Herr v. Carlowitz vor, auch noch den Garten des Mandarinen Puntingqua zu besehen. Mich interessirte der Gang dahin um so mehr, als daselbst auf Befehl des Mandarinen ein Dampfboot und zwar von einem Chinesen gebaut wurde. Derselbe hatte sich dreizehn Jahre in Nordamerika aufgehalten und dort seine Studien gemacht.</p> <p>Der Bau war schon so weit gediehen, daß das Schiff in wenig Wochen vom Stapel laufen sollte. Mit großem Behagen wies uns der Meister sein Werk; er war sichtlich erfreut, sein Lob aus unsern Munde zu vernehmen. Einen besondern Werth legte er auch auf die Kenntniß der englischen Sprache, denn als ihn Herr v. Carlowitz auf chinesisch ansprach, antwortete er englisch und ersuchte uns, in dieser Sprache fortzufahren. — Das Maschinenwerk schien uns nicht mit chinesischer Nettigkeit gearbeitet zu sein, auch kam uns die Maschine für das kleine Schiff viel zu groß vor. Weder ich noch mein Gefährte hätten Muth gehabt, die Probefahrt mitzumachen.</p> <p>Der Mandarin, der dieß Schiff bauen ließ, war nach Peking gegangen, um sich als Belohnung einen Knopf <note place="foot" n="*)">Ein solcher Knopf, der auf den Hut gesteckt wir, hat bei den Chinesen denselben Werth wie bei uns ein Orden.</note> zu holen, denn auf sein Gebot läuft das erste Dampfboot in chinesischen Reiche vom Stapel. Der Erbauer </p> </div> </body> </text> </TEI> [51/0058]
Chinesen enthält zu diesem Zwecke große, freie Wiesenplätze.
An fließendem Wasser und Teichen war ebenfalls kein Mangel, — Wasserkünste sahen wir aber nicht.
Da uns heute alles geglückt war, schlug mir Herr v. Carlowitz vor, auch noch den Garten des Mandarinen Puntingqua zu besehen. Mich interessirte der Gang dahin um so mehr, als daselbst auf Befehl des Mandarinen ein Dampfboot und zwar von einem Chinesen gebaut wurde. Derselbe hatte sich dreizehn Jahre in Nordamerika aufgehalten und dort seine Studien gemacht.
Der Bau war schon so weit gediehen, daß das Schiff in wenig Wochen vom Stapel laufen sollte. Mit großem Behagen wies uns der Meister sein Werk; er war sichtlich erfreut, sein Lob aus unsern Munde zu vernehmen. Einen besondern Werth legte er auch auf die Kenntniß der englischen Sprache, denn als ihn Herr v. Carlowitz auf chinesisch ansprach, antwortete er englisch und ersuchte uns, in dieser Sprache fortzufahren. — Das Maschinenwerk schien uns nicht mit chinesischer Nettigkeit gearbeitet zu sein, auch kam uns die Maschine für das kleine Schiff viel zu groß vor. Weder ich noch mein Gefährte hätten Muth gehabt, die Probefahrt mitzumachen.
Der Mandarin, der dieß Schiff bauen ließ, war nach Peking gegangen, um sich als Belohnung einen Knopf *) zu holen, denn auf sein Gebot läuft das erste Dampfboot in chinesischen Reiche vom Stapel. Der Erbauer
*) Ein solcher Knopf, der auf den Hut gesteckt wir, hat bei den Chinesen denselben Werth wie bei uns ein Orden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-28T07:11:29Z)
Weitere Informationen:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |