Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.ich um die Stadtmauern Canton's ging. Sie hatten Thüren und Fenster wie die unsrigen; wir konnten hineingehen und waren dadurch vor den Zudringlichkeiten des Volkes geschützt. -- Auch die Straßen fand ich hier etwas breiter, gut gepflastert und mit Matten oder Brettern überdeckt, um die brennenden Sonnenstrahlen abzuhalten. Man kann in der Umgegend der Factorei, namentlich in Fousch-an, dem Ort der meisten Fabriken, viele Wege zu Wasser machen, da Kanäle, wie in Venedig, die Gassen durchschneiden. Uebrigens ist aber diese Seite Canton's nicht die schönste, weil an den Kanälen alle Magazine liegen und die Fabriksarbeiter und Taglöhner ebenfalls hier ihre Wohnungen aufgeschlagen haben in ärmlichen Baracken, die halb auf der festen Erde, halb auf morschen Pfeilern ruhen und weit in die Kanäle hinausragen. Ein abscheulicher Anblick ward uns einst zu Theil, als wir aus den Kanälen in den Perlfluß einlenkten. Ein Neger mußte auf irgend einem Schiffe gestorben und über Bord geworfen worden sein, denn der nackte Körper trieb auf dem Wasser umher. Jedes Boot stieß ihn so weit als möglich von sich, und auch dem unsrigen kam er nur gar zu nahe. Ich hatte im ganzen über fünf Wochen in Canton zugebracht, vom 13. Juli bis 20. August. Diese Zeit gehörte zur heißesten im Jahre, und die Hitze war auch wirklich unleidlich. In den Zimmern hatten wir bis zu 27 1/2 Grad, im Freien im Schatten bis zu 30 Grad. Man hat hier gegen diesen lästigen Gast, außer den Punkas ich um die Stadtmauern Canton’s ging. Sie hatten Thüren und Fenster wie die unsrigen; wir konnten hineingehen und waren dadurch vor den Zudringlichkeiten des Volkes geschützt. — Auch die Straßen fand ich hier etwas breiter, gut gepflastert und mit Matten oder Brettern überdeckt, um die brennenden Sonnenstrahlen abzuhalten. Man kann in der Umgegend der Factorei, namentlich in Fousch-an, dem Ort der meisten Fabriken, viele Wege zu Wasser machen, da Kanäle, wie in Venedig, die Gassen durchschneiden. Uebrigens ist aber diese Seite Canton’s nicht die schönste, weil an den Kanälen alle Magazine liegen und die Fabriksarbeiter und Taglöhner ebenfalls hier ihre Wohnungen aufgeschlagen haben in ärmlichen Baracken, die halb auf der festen Erde, halb auf morschen Pfeilern ruhen und weit in die Kanäle hinausragen. Ein abscheulicher Anblick ward uns einst zu Theil, als wir aus den Kanälen in den Perlfluß einlenkten. Ein Neger mußte auf irgend einem Schiffe gestorben und über Bord geworfen worden sein, denn der nackte Körper trieb auf dem Wasser umher. Jedes Boot stieß ihn so weit als möglich von sich, und auch dem unsrigen kam er nur gar zu nahe. Ich hatte im ganzen über fünf Wochen in Canton zugebracht, vom 13. Juli bis 20. August. Diese Zeit gehörte zur heißesten im Jahre, und die Hitze war auch wirklich unleidlich. In den Zimmern hatten wir bis zu 27 1/2 Grad, im Freien im Schatten bis zu 30 Grad. Man hat hier gegen diesen lästigen Gast, außer den Punkas <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0064" n="57"/> ich um die Stadtmauern Canton’s ging. Sie hatten Thüren und Fenster wie die unsrigen; wir konnten hineingehen und waren dadurch vor den Zudringlichkeiten des Volkes geschützt. — Auch die Straßen fand ich hier etwas breiter, gut gepflastert und mit Matten oder Brettern überdeckt, um die brennenden Sonnenstrahlen abzuhalten.</p> <p>Man kann in der Umgegend der Factorei, namentlich in Fousch-an, dem Ort der meisten Fabriken, viele Wege zu Wasser machen, da Kanäle, wie in Venedig, die Gassen durchschneiden. Uebrigens ist aber diese Seite Canton’s nicht die schönste, weil an den Kanälen alle Magazine liegen und die Fabriksarbeiter und Taglöhner ebenfalls hier ihre Wohnungen aufgeschlagen haben in ärmlichen Baracken, die halb auf der festen Erde, halb auf morschen Pfeilern ruhen und weit in die Kanäle hinausragen.</p> <p>Ein abscheulicher Anblick ward uns einst zu Theil, als wir aus den Kanälen in den Perlfluß einlenkten. Ein Neger mußte auf irgend einem Schiffe gestorben und über Bord geworfen worden sein, denn der nackte Körper trieb auf dem Wasser umher. Jedes Boot stieß ihn so weit als möglich von sich, und auch dem unsrigen kam er nur gar zu nahe.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Ich hatte im ganzen über fünf Wochen in Canton zugebracht, vom 13. Juli bis 20. August. Diese Zeit gehörte zur heißesten im Jahre, und die Hitze war auch wirklich unleidlich. In den Zimmern hatten wir bis zu 27 1/2 Grad, im Freien im Schatten bis zu 30 Grad. Man hat hier gegen diesen lästigen Gast, außer den Punkas </p> </div> </body> </text> </TEI> [57/0064]
ich um die Stadtmauern Canton’s ging. Sie hatten Thüren und Fenster wie die unsrigen; wir konnten hineingehen und waren dadurch vor den Zudringlichkeiten des Volkes geschützt. — Auch die Straßen fand ich hier etwas breiter, gut gepflastert und mit Matten oder Brettern überdeckt, um die brennenden Sonnenstrahlen abzuhalten.
Man kann in der Umgegend der Factorei, namentlich in Fousch-an, dem Ort der meisten Fabriken, viele Wege zu Wasser machen, da Kanäle, wie in Venedig, die Gassen durchschneiden. Uebrigens ist aber diese Seite Canton’s nicht die schönste, weil an den Kanälen alle Magazine liegen und die Fabriksarbeiter und Taglöhner ebenfalls hier ihre Wohnungen aufgeschlagen haben in ärmlichen Baracken, die halb auf der festen Erde, halb auf morschen Pfeilern ruhen und weit in die Kanäle hinausragen.
Ein abscheulicher Anblick ward uns einst zu Theil, als wir aus den Kanälen in den Perlfluß einlenkten. Ein Neger mußte auf irgend einem Schiffe gestorben und über Bord geworfen worden sein, denn der nackte Körper trieb auf dem Wasser umher. Jedes Boot stieß ihn so weit als möglich von sich, und auch dem unsrigen kam er nur gar zu nahe.
Ich hatte im ganzen über fünf Wochen in Canton zugebracht, vom 13. Juli bis 20. August. Diese Zeit gehörte zur heißesten im Jahre, und die Hitze war auch wirklich unleidlich. In den Zimmern hatten wir bis zu 27 1/2 Grad, im Freien im Schatten bis zu 30 Grad. Man hat hier gegen diesen lästigen Gast, außer den Punkas
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/64>, abgerufen am 16.02.2025. |