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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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kein Kunststück ist, da die Terrassen überdieß nur Einfassungen von ein bis zwei Fuß hohen Mauern haben. Auf manchen Häusern sind viereckige, fünfzehn bis zwanzig Fuß hohe Kamine (Windfänger genannt) angebracht, die oben und auf den Seiten geöffnet werden können und dazu dienen, den Wind aufzufangen und zur Kühlung in die Gemächer zu leiten.

Die Weiber verhüllen sich hier das Gesicht so außerordentlich, daß ich nicht begreife, wie sie den Weg finden können. Die kleinsten Mädchen ahmen diese alberne Sitte schon nach. An Nasenringen, Arm- und Fußbändern gibt es ebenfalls keinen Mangel; doch tragen sie dergleichen bei weitem nicht so viel wie die Hindostanerinnen. Die Männer sind alle bewaffnet, selbst im Hause tragen sie Dolch oder Messer, auf der Straße außerdem noch Pistolen.

Wir blieben zwei Tage in Buschir, wo ich bei dem Herrn Residenten, Oberst Hennelt, sehr gut aufgehoben war.

Ich hätte gerne das Schiff hier verlassen, um die Ruinen von Persepolis zu besuchen und von dort die Reise zu Lande nach Schiras, Ispahan, Teheran u. s. w. fortzusetzen; allein bedeutende Unruhen waren in diesen Distrikten ausgebrochen und zahlreiche Räuberhorden trieben ihr Unwesen. Ich war gezwungen meinen Plan zu ändern und vor der Hand nach Bagdad zu gehen.

10. Mai. Nachmittags verließen wir Buschir.

11. Mai. Heute sollte mir das Glück zu Theil werden, einen der berühmtesten Weltströme zu sehen und zu befahren, den Schatel-Arab, "Fluß der Araber", der aus der Vereinigung des Euphrat, Tigris und Kaurun entsteht,

kein Kunststück ist, da die Terrassen überdieß nur Einfassungen von ein bis zwei Fuß hohen Mauern haben. Auf manchen Häusern sind viereckige, fünfzehn bis zwanzig Fuß hohe Kamine (Windfänger genannt) angebracht, die oben und auf den Seiten geöffnet werden können und dazu dienen, den Wind aufzufangen und zur Kühlung in die Gemächer zu leiten.

Die Weiber verhüllen sich hier das Gesicht so außerordentlich, daß ich nicht begreife, wie sie den Weg finden können. Die kleinsten Mädchen ahmen diese alberne Sitte schon nach. An Nasenringen, Arm- und Fußbändern gibt es ebenfalls keinen Mangel; doch tragen sie dergleichen bei weitem nicht so viel wie die Hindostanerinnen. Die Männer sind alle bewaffnet, selbst im Hause tragen sie Dolch oder Messer, auf der Straße außerdem noch Pistolen.

Wir blieben zwei Tage in Buschir, wo ich bei dem Herrn Residenten, Oberst Hennelt, sehr gut aufgehoben war.

Ich hätte gerne das Schiff hier verlassen, um die Ruinen von Persepolis zu besuchen und von dort die Reise zu Lande nach Schiras, Ispahan, Teheran u. s. w. fortzusetzen; allein bedeutende Unruhen waren in diesen Distrikten ausgebrochen und zahlreiche Räuberhorden trieben ihr Unwesen. Ich war gezwungen meinen Plan zu ändern und vor der Hand nach Bagdad zu gehen.

10. Mai. Nachmittags verließen wir Buschir.

11. Mai. Heute sollte mir das Glück zu Theil werden, einen der berühmtesten Weltströme zu sehen und zu befahren, den Schatel-Arab, „Fluß der Araber“, der aus der Vereinigung des Euphrat, Tigris und Kaurun entsteht,

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[104/0112] kein Kunststück ist, da die Terrassen überdieß nur Einfassungen von ein bis zwei Fuß hohen Mauern haben. Auf manchen Häusern sind viereckige, fünfzehn bis zwanzig Fuß hohe Kamine (Windfänger genannt) angebracht, die oben und auf den Seiten geöffnet werden können und dazu dienen, den Wind aufzufangen und zur Kühlung in die Gemächer zu leiten. Die Weiber verhüllen sich hier das Gesicht so außerordentlich, daß ich nicht begreife, wie sie den Weg finden können. Die kleinsten Mädchen ahmen diese alberne Sitte schon nach. An Nasenringen, Arm- und Fußbändern gibt es ebenfalls keinen Mangel; doch tragen sie dergleichen bei weitem nicht so viel wie die Hindostanerinnen. Die Männer sind alle bewaffnet, selbst im Hause tragen sie Dolch oder Messer, auf der Straße außerdem noch Pistolen. Wir blieben zwei Tage in Buschir, wo ich bei dem Herrn Residenten, Oberst Hennelt, sehr gut aufgehoben war. Ich hätte gerne das Schiff hier verlassen, um die Ruinen von Persepolis zu besuchen und von dort die Reise zu Lande nach Schiras, Ispahan, Teheran u. s. w. fortzusetzen; allein bedeutende Unruhen waren in diesen Distrikten ausgebrochen und zahlreiche Räuberhorden trieben ihr Unwesen. Ich war gezwungen meinen Plan zu ändern und vor der Hand nach Bagdad zu gehen. 10. Mai. Nachmittags verließen wir Buschir. 11. Mai. Heute sollte mir das Glück zu Theil werden, einen der berühmtesten Weltströme zu sehen und zu befahren, den Schatel-Arab, „Fluß der Araber“, der aus der Vereinigung des Euphrat, Tigris und Kaurun entsteht,

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/112>, abgerufen am 24.11.2024.