Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

er mich in vierzehn Tagen bringen mußte, -- für jeden Tag Verlängerung hatte ich das Recht ihm drei Rupien abzuziehen. Dr. Sprenger gab mir außerdem noch einen seiner verläßlichsten Tschepraße *) mit, seine gute, liebe Frau aber versorgte mich mit einem guten, warmen Kotzen und Lebensmitteln aller Art, so daß meine Baili kaum Alles fassen konnte.

Mit wehmüthigem Herzen trennte ich mich von meinen guten Landsleuten. Gott gebe, daß ich noch einmal in meinem Leben sie wiedersehe!! --

Am 30. Jänner 1848 des Morgens verließ ich Delhi. Den ersten Tag ging die Reise nicht weit, nur neun Coos (18 engl. Meilen), bis Faridabad, -- die schwerfälligen Thiere mußten erst eingewöhnt werden. Die ersten sechs Coos gewährten mir einige Zerstreuung, da an beiden Seiten der Straße unzählige Ruinen lagen, deren ich viele erst einige Tage zuvor mit meinen Freunden besucht hatte.

Diese, wie alle folgenden Nächte brachte ich in Serai's zu, -- ich hatte kein Zelt, keinen Palankin, und Bongolos gab es auf diesem Wege nicht. Die Serai's in den kleinen Ortschaften sind leider mit jenen in den größeren Städten nicht zu vergleichen, die Zellen aus Lehm zusammengeklebt, haben kaum sieben Fuß in der Länge

*) Die Tschepraße sind Diener der englischen Regierung, sie tragen rothe Tuchschärpen und auf der Achsel eine Messingplatte, in welcher der Name der Stadt, zu der sie gehören, eingravirt ist. Jedem höher gestellten englischen Beamten sind ein oder mehrere dieser Leute zugewiesen. Das Volk achtet sie viel höher als gewöhnliche Diener.

er mich in vierzehn Tagen bringen mußte, — für jeden Tag Verlängerung hatte ich das Recht ihm drei Rupien abzuziehen. Dr. Sprenger gab mir außerdem noch einen seiner verläßlichsten Tschepraße *) mit, seine gute, liebe Frau aber versorgte mich mit einem guten, warmen Kotzen und Lebensmitteln aller Art, so daß meine Baili kaum Alles fassen konnte.

Mit wehmüthigem Herzen trennte ich mich von meinen guten Landsleuten. Gott gebe, daß ich noch einmal in meinem Leben sie wiedersehe!! —

Am 30. Jänner 1848 des Morgens verließ ich Delhi. Den ersten Tag ging die Reise nicht weit, nur neun Coos (18 engl. Meilen), bis Faridabad, — die schwerfälligen Thiere mußten erst eingewöhnt werden. Die ersten sechs Coos gewährten mir einige Zerstreuung, da an beiden Seiten der Straße unzählige Ruinen lagen, deren ich viele erst einige Tage zuvor mit meinen Freunden besucht hatte.

Diese, wie alle folgenden Nächte brachte ich in Serai’s zu, — ich hatte kein Zelt, keinen Palankin, und Bongolos gab es auf diesem Wege nicht. Die Serai’s in den kleinen Ortschaften sind leider mit jenen in den größeren Städten nicht zu vergleichen, die Zellen aus Lehm zusammengeklebt, haben kaum sieben Fuß in der Länge

*) Die Tschepraße sind Diener der englischen Regierung, sie tragen rothe Tuchschärpen und auf der Achsel eine Messingplatte, in welcher der Name der Stadt, zu der sie gehören, eingravirt ist. Jedem höher gestellten englischen Beamten sind ein oder mehrere dieser Leute zugewiesen. Das Volk achtet sie viel höher als gewöhnliche Diener.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0012" n="4"/>
er mich in vierzehn Tagen bringen mußte, &#x2014; für jeden Tag Verlängerung hatte ich das Recht ihm drei Rupien abzuziehen. <hi rendition="#aq">Dr. Sprenger</hi> gab mir außerdem noch einen seiner verläßlichsten Tschepraße <note place="foot" n="*)">Die Tschepraße sind Diener der englischen Regierung, sie tragen rothe Tuchschärpen und auf der Achsel eine Messingplatte, in welcher der Name der Stadt, zu der sie gehören, eingravirt ist. Jedem höher gestellten englischen Beamten sind ein oder mehrere dieser Leute zugewiesen. Das Volk achtet sie viel höher als gewöhnliche Diener.</note> mit, seine gute, liebe Frau aber versorgte mich mit einem guten, warmen Kotzen und Lebensmitteln aller Art, so daß meine Baili kaum Alles fassen konnte.</p>
        <p>Mit wehmüthigem Herzen trennte ich mich von meinen guten Landsleuten. Gott gebe, daß ich noch einmal in meinem Leben sie wiedersehe!! &#x2014;</p>
        <p>Am 30. Jänner 1848 des Morgens verließ ich <hi rendition="#aq">Delhi</hi>. Den ersten Tag ging die Reise nicht weit, nur neun Coos (18 engl. Meilen), bis <hi rendition="#aq">Faridabad</hi>, &#x2014; die schwerfälligen Thiere mußten erst eingewöhnt werden. Die ersten sechs Coos gewährten mir einige Zerstreuung, da an beiden Seiten der Straße unzählige Ruinen lagen, deren ich viele erst einige Tage zuvor mit meinen Freunden besucht hatte.</p>
        <p>Diese, wie alle folgenden Nächte brachte ich in Serai&#x2019;s zu, &#x2014; ich hatte kein Zelt, keinen Palankin, und Bongolos gab es auf diesem Wege nicht. Die Serai&#x2019;s in den kleinen Ortschaften sind leider mit jenen in den größeren Städten nicht zu vergleichen, die Zellen aus Lehm zusammengeklebt, haben kaum sieben Fuß in der Länge
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0012] er mich in vierzehn Tagen bringen mußte, — für jeden Tag Verlängerung hatte ich das Recht ihm drei Rupien abzuziehen. Dr. Sprenger gab mir außerdem noch einen seiner verläßlichsten Tschepraße *) mit, seine gute, liebe Frau aber versorgte mich mit einem guten, warmen Kotzen und Lebensmitteln aller Art, so daß meine Baili kaum Alles fassen konnte. Mit wehmüthigem Herzen trennte ich mich von meinen guten Landsleuten. Gott gebe, daß ich noch einmal in meinem Leben sie wiedersehe!! — Am 30. Jänner 1848 des Morgens verließ ich Delhi. Den ersten Tag ging die Reise nicht weit, nur neun Coos (18 engl. Meilen), bis Faridabad, — die schwerfälligen Thiere mußten erst eingewöhnt werden. Die ersten sechs Coos gewährten mir einige Zerstreuung, da an beiden Seiten der Straße unzählige Ruinen lagen, deren ich viele erst einige Tage zuvor mit meinen Freunden besucht hatte. Diese, wie alle folgenden Nächte brachte ich in Serai’s zu, — ich hatte kein Zelt, keinen Palankin, und Bongolos gab es auf diesem Wege nicht. Die Serai’s in den kleinen Ortschaften sind leider mit jenen in den größeren Städten nicht zu vergleichen, die Zellen aus Lehm zusammengeklebt, haben kaum sieben Fuß in der Länge *) Die Tschepraße sind Diener der englischen Regierung, sie tragen rothe Tuchschärpen und auf der Achsel eine Messingplatte, in welcher der Name der Stadt, zu der sie gehören, eingravirt ist. Jedem höher gestellten englischen Beamten sind ein oder mehrere dieser Leute zugewiesen. Das Volk achtet sie viel höher als gewöhnliche Diener.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/12
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/12>, abgerufen am 23.11.2024.