Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Grabesplatz zu erstehen, den er mit Stolz seinen Verwandten und Freunden zeigt. Auch hier, rund um das Gebäude, waren große Plätze mit Grabmälern bedeckt. Bei der Rückkehr von diesem Monumente machte ich einen kleinen Umweg, um den zu Ruinen gewordenen Stadttheil zu sehen, den die letzte Pest verödete. Herr Swoboda, ein Unger, entwarf mir bei dieser Gelegenheit ein schreckliches Bild von dem damaligen Zustande der Stadt. Er selbst hatte sich mit seiner Familie und einer Magd vollkommen abgesperrt, mit Lebensmitteln versehen und empfing von außen nichts als frisches Wasser. Die Thüren und Fenster verklebte er sorgfältig und niemand durfte auf die Terrasse oder überhaupt in die Luft. DiesenVorsichtsmaßregeln hatte er es aber auch zu danken, daß er, seine ganze Familie und die Magd gesund blieben, während in den benachbarten Häusern ganze Familien ausstarben. Man konnte die vielen Todten gar nicht alle begraben, sie mußten verwesen, wo sie starben. -- Nachdem die Seuche vorüber war, fanden sich die Wüsten-Araber ein, um zu stehlen und zu plündern. Sie hatten leichtes Spiel, denn ohne Widerstand drangen sie in die leeren Häuser oder überwältigten ohne Mühe die schwachen, übrig gebliebenen Menschen. -- Auch Herr Swoboda mußte sich mit den Arabern abfinden und ihnen einen Tribut entrichten. Ich war froh, von diesen düstern Plätzen weg zu kommen und wandte mich den freundlichen Gärten zu, deren es in und um Bagdad unzäHhhhlige gibt. Alle diese Gärten sind jedoch keine Kunstgärten, Grabesplatz zu erstehen, den er mit Stolz seinen Verwandten und Freunden zeigt. Auch hier, rund um das Gebäude, waren große Plätze mit Grabmälern bedeckt. Bei der Rückkehr von diesem Monumente machte ich einen kleinen Umweg, um den zu Ruinen gewordenen Stadttheil zu sehen, den die letzte Pest verödete. Herr Swoboda, ein Unger, entwarf mir bei dieser Gelegenheit ein schreckliches Bild von dem damaligen Zustande der Stadt. Er selbst hatte sich mit seiner Familie und einer Magd vollkommen abgesperrt, mit Lebensmitteln versehen und empfing von außen nichts als frisches Wasser. Die Thüren und Fenster verklebte er sorgfältig und niemand durfte auf die Terrasse oder überhaupt in die Luft. DiesenVorsichtsmaßregeln hatte er es aber auch zu danken, daß er, seine ganze Familie und die Magd gesund blieben, während in den benachbarten Häusern ganze Familien ausstarben. Man konnte die vielen Todten gar nicht alle begraben, sie mußten verwesen, wo sie starben. — Nachdem die Seuche vorüber war, fanden sich die Wüsten-Araber ein, um zu stehlen und zu plündern. Sie hatten leichtes Spiel, denn ohne Widerstand drangen sie in die leeren Häuser oder überwältigten ohne Mühe die schwachen, übrig gebliebenen Menschen. — Auch Herr Swoboda mußte sich mit den Arabern abfinden und ihnen einen Tribut entrichten. Ich war froh, von diesen düstern Plätzen weg zu kommen und wandte mich den freundlichen Gärten zu, deren es in und um Bagdad unzäHhhhlige gibt. Alle diese Gärten sind jedoch keine Kunstgärten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0135" n="127"/> Grabesplatz zu erstehen, den er mit Stolz seinen Verwandten und Freunden zeigt. Auch hier, rund um das Gebäude, waren große Plätze mit Grabmälern bedeckt.</p> <p>Bei der Rückkehr von diesem Monumente machte ich einen kleinen Umweg, um den zu Ruinen gewordenen Stadttheil zu sehen, den die letzte Pest verödete.</p> <p>Herr Swoboda, ein Unger, entwarf mir bei dieser Gelegenheit ein schreckliches Bild von dem damaligen Zustande der Stadt. Er selbst hatte sich mit seiner Familie und einer Magd vollkommen abgesperrt, mit Lebensmitteln versehen und empfing von außen nichts als frisches Wasser. Die Thüren und Fenster verklebte er sorgfältig und niemand durfte auf die Terrasse oder überhaupt in die Luft.</p> <p>DiesenVorsichtsmaßregeln hatte er es aber auch zu danken, daß er, seine ganze Familie und die Magd gesund blieben, während in den benachbarten Häusern ganze Familien ausstarben. Man konnte die vielen Todten gar nicht alle begraben, sie mußten verwesen, wo sie starben. — Nachdem die Seuche vorüber war, fanden sich die Wüsten-Araber ein, um zu stehlen und zu plündern. Sie hatten leichtes Spiel, denn ohne Widerstand drangen sie in die leeren Häuser oder überwältigten ohne Mühe die schwachen, übrig gebliebenen Menschen. — Auch Herr Swoboda mußte sich mit den Arabern abfinden und ihnen einen Tribut entrichten.</p> <p>Ich war froh, von diesen düstern Plätzen weg zu kommen und wandte mich den freundlichen Gärten zu, deren es in und um <hi rendition="#aq">Bagdad</hi> unzäHhhhlige gibt.</p> <p>Alle diese Gärten sind jedoch keine Kunstgärten, </p> </div> </body> </text> </TEI> [127/0135]
Grabesplatz zu erstehen, den er mit Stolz seinen Verwandten und Freunden zeigt. Auch hier, rund um das Gebäude, waren große Plätze mit Grabmälern bedeckt.
Bei der Rückkehr von diesem Monumente machte ich einen kleinen Umweg, um den zu Ruinen gewordenen Stadttheil zu sehen, den die letzte Pest verödete.
Herr Swoboda, ein Unger, entwarf mir bei dieser Gelegenheit ein schreckliches Bild von dem damaligen Zustande der Stadt. Er selbst hatte sich mit seiner Familie und einer Magd vollkommen abgesperrt, mit Lebensmitteln versehen und empfing von außen nichts als frisches Wasser. Die Thüren und Fenster verklebte er sorgfältig und niemand durfte auf die Terrasse oder überhaupt in die Luft.
DiesenVorsichtsmaßregeln hatte er es aber auch zu danken, daß er, seine ganze Familie und die Magd gesund blieben, während in den benachbarten Häusern ganze Familien ausstarben. Man konnte die vielen Todten gar nicht alle begraben, sie mußten verwesen, wo sie starben. — Nachdem die Seuche vorüber war, fanden sich die Wüsten-Araber ein, um zu stehlen und zu plündern. Sie hatten leichtes Spiel, denn ohne Widerstand drangen sie in die leeren Häuser oder überwältigten ohne Mühe die schwachen, übrig gebliebenen Menschen. — Auch Herr Swoboda mußte sich mit den Arabern abfinden und ihnen einen Tribut entrichten.
Ich war froh, von diesen düstern Plätzen weg zu kommen und wandte mich den freundlichen Gärten zu, deren es in und um Bagdad unzäHhhhlige gibt.
Alle diese Gärten sind jedoch keine Kunstgärten,
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/135>, abgerufen am 16.07.2024. |