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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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Wüste und zwar gerade an den ödesten, wo weit und breit keine Spur eines Grashalmes zu entdecken war.

Gegen zehn Uhr Morgens hielten wir nur zwei Stunden im Chane Nasri an, da ich heute durchaus nach Hilla kommen wollte. -- Die Hitze stieg bis über 45 Grad; aber noch unerträglicher als sie war ein glühender Wind, der uns unausgesetzt begleitete und ganze Wolken des heißen Sandes in das Gesicht jagte. -- Auch heute kamen wir häufig an halbverschütteten Kanälen vorüber.

Die Chane auf diesem Wege gehören zu den schönsten und sichersten, die mir je vorgekommen sind. Sie gleichen von außen kleinen Festungen; ein hoher Thorweg führt in einen großen Hofraum, der rings herum mit breiten, schönen Hallen von dicken Ziegelmauern umgeben ist. In den Hallen reihen sich Nischen an Nischen, von welchen jede groß genug ist, drei auch vier Personen als Ruhestelle zu dienen. Vor den Nischen, doch ebenfalls unter den Hallen, sind die Plätze für das Vieh. Im Hofraume ist außerdem eine fünf Fuß hohe Terrasse aufgeführt, auf welcher man in den heißen Nächten schläft. Eben so gibt es im Hofe viele Ringe und Pflöcke für die Thiere, damit auch sie die Nacht im Freien zubringen können.

Diese Chane sind für ganze Karavanenzüge berechnet, fassen bis zu fünfhundert Reisende sammt Thieren und Gepäck und werden von der Regierung, häufiger aber von reichen Leuten, erbaut, die sich dadurch eine Stufe ins Himmelreich zu erkaufen wähnen. Jedem Chan sind zehn bis zwölf Soldaten zur Bewachung beigegeben. Die Pforte wird Abends geschlossen. -- Der Reisende hat für den Aufenthalt an dergleichen Orten nichts zu zahlen.

Wüste und zwar gerade an den ödesten, wo weit und breit keine Spur eines Grashalmes zu entdecken war.

Gegen zehn Uhr Morgens hielten wir nur zwei Stunden im Chane Nasri an, da ich heute durchaus nach Hilla kommen wollte. — Die Hitze stieg bis über 45 Grad; aber noch unerträglicher als sie war ein glühender Wind, der uns unausgesetzt begleitete und ganze Wolken des heißen Sandes in das Gesicht jagte. — Auch heute kamen wir häufig an halbverschütteten Kanälen vorüber.

Die Chane auf diesem Wege gehören zu den schönsten und sichersten, die mir je vorgekommen sind. Sie gleichen von außen kleinen Festungen; ein hoher Thorweg führt in einen großen Hofraum, der rings herum mit breiten, schönen Hallen von dicken Ziegelmauern umgeben ist. In den Hallen reihen sich Nischen an Nischen, von welchen jede groß genug ist, drei auch vier Personen als Ruhestelle zu dienen. Vor den Nischen, doch ebenfalls unter den Hallen, sind die Plätze für das Vieh. Im Hofraume ist außerdem eine fünf Fuß hohe Terrasse aufgeführt, auf welcher man in den heißen Nächten schläft. Eben so gibt es im Hofe viele Ringe und Pflöcke für die Thiere, damit auch sie die Nacht im Freien zubringen können.

Diese Chane sind für ganze Karavanenzüge berechnet, fassen bis zu fünfhundert Reisende sammt Thieren und Gepäck und werden von der Regierung, häufiger aber von reichen Leuten, erbaut, die sich dadurch eine Stufe ins Himmelreich zu erkaufen wähnen. Jedem Chan sind zehn bis zwölf Soldaten zur Bewachung beigegeben. Die Pforte wird Abends geschlossen. — Der Reisende hat für den Aufenthalt an dergleichen Orten nichts zu zahlen.

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[137/0145] Wüste und zwar gerade an den ödesten, wo weit und breit keine Spur eines Grashalmes zu entdecken war. Gegen zehn Uhr Morgens hielten wir nur zwei Stunden im Chane Nasri an, da ich heute durchaus nach Hilla kommen wollte. — Die Hitze stieg bis über 45 Grad; aber noch unerträglicher als sie war ein glühender Wind, der uns unausgesetzt begleitete und ganze Wolken des heißen Sandes in das Gesicht jagte. — Auch heute kamen wir häufig an halbverschütteten Kanälen vorüber. Die Chane auf diesem Wege gehören zu den schönsten und sichersten, die mir je vorgekommen sind. Sie gleichen von außen kleinen Festungen; ein hoher Thorweg führt in einen großen Hofraum, der rings herum mit breiten, schönen Hallen von dicken Ziegelmauern umgeben ist. In den Hallen reihen sich Nischen an Nischen, von welchen jede groß genug ist, drei auch vier Personen als Ruhestelle zu dienen. Vor den Nischen, doch ebenfalls unter den Hallen, sind die Plätze für das Vieh. Im Hofraume ist außerdem eine fünf Fuß hohe Terrasse aufgeführt, auf welcher man in den heißen Nächten schläft. Eben so gibt es im Hofe viele Ringe und Pflöcke für die Thiere, damit auch sie die Nacht im Freien zubringen können. Diese Chane sind für ganze Karavanenzüge berechnet, fassen bis zu fünfhundert Reisende sammt Thieren und Gepäck und werden von der Regierung, häufiger aber von reichen Leuten, erbaut, die sich dadurch eine Stufe ins Himmelreich zu erkaufen wähnen. Jedem Chan sind zehn bis zwölf Soldaten zur Bewachung beigegeben. Die Pforte wird Abends geschlossen. — Der Reisende hat für den Aufenthalt an dergleichen Orten nichts zu zahlen.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/145>, abgerufen am 24.11.2024.