Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.wollten sie mir den Turban vom Kopfe nehmen, kurz, nach und nach wurden sie so lästig und zudringlich, daß ich mir nur durch einen Gewaltreich Ruhe verschaffen konnte. Rasch faßte ich eine am Arme und drehte sie zur Thüre hinaus. Ich that dies so flink, daß sie vor der Thüre war, ehe sie wußte, was eigentlich mit ihr geschah. Den andern bedeutete ich, daß ihnen dasselbe wiederfahren würde. Vermuthlich hielten sie mich für viel kräftiger als ich war, denn sie zogen sich zurück. Ich beschrieb darauf einen Kreis um meinen Platz und verbot ihnen, selben zu überschreiten, -- auch hierin folgten sie mir. Nun hatte ich es nur noch mit dem Weibe meines Führers zu thun. Diese belagerte mich den ganzen Tag, kam so nah als möglich zu mir und quälte mich beständig, ihr etwas von meinen Sachen zu geben. Ich schenkte ihr einige Kleinigkeiten, denn viel hatte ich nicht bei mir, und am Ende hätte sie alles gewollt. Glücklicher Weise kam ihr Mann nach Hause, ich rief ihn herbei, klagte über seine Frau und machte Miene, sein Haus zu verlassen und anderswo ein Unterkommen zu suchen, wohl wissend, daß dies der Araber für eine große Schande ansieht. Er zankte auch augenblicklich sein Weib derb aus, und ich hatte nun Ruhe. -- Ueberall und jederzeit setzte ich meinen Willen durch. Ich fand, daß Energie und Furchtlosigkeit allen Leuten imponirt, sie mögen Araber, Perser, Beduinen oder wie immer heißen. Gegen Abend sah ich zu meiner großen Freude einen Kessel mit Schaffleisch aufsetzen. Ich hatte acht Tage von nichts als Brod, Gurken und einigen Datteln gelebt und wollten sie mir den Turban vom Kopfe nehmen, kurz, nach und nach wurden sie so lästig und zudringlich, daß ich mir nur durch einen Gewaltreich Ruhe verschaffen konnte. Rasch faßte ich eine am Arme und drehte sie zur Thüre hinaus. Ich that dies so flink, daß sie vor der Thüre war, ehe sie wußte, was eigentlich mit ihr geschah. Den andern bedeutete ich, daß ihnen dasselbe wiederfahren würde. Vermuthlich hielten sie mich für viel kräftiger als ich war, denn sie zogen sich zurück. Ich beschrieb darauf einen Kreis um meinen Platz und verbot ihnen, selben zu überschreiten, — auch hierin folgten sie mir. Nun hatte ich es nur noch mit dem Weibe meines Führers zu thun. Diese belagerte mich den ganzen Tag, kam so nah als möglich zu mir und quälte mich beständig, ihr etwas von meinen Sachen zu geben. Ich schenkte ihr einige Kleinigkeiten, denn viel hatte ich nicht bei mir, und am Ende hätte sie alles gewollt. Glücklicher Weise kam ihr Mann nach Hause, ich rief ihn herbei, klagte über seine Frau und machte Miene, sein Haus zu verlassen und anderswo ein Unterkommen zu suchen, wohl wissend, daß dies der Araber für eine große Schande ansieht. Er zankte auch augenblicklich sein Weib derb aus, und ich hatte nun Ruhe. — Ueberall und jederzeit setzte ich meinen Willen durch. Ich fand, daß Energie und Furchtlosigkeit allen Leuten imponirt, sie mögen Araber, Perser, Beduinen oder wie immer heißen. Gegen Abend sah ich zu meiner großen Freude einen Kessel mit Schaffleisch aufsetzen. Ich hatte acht Tage von nichts als Brod, Gurken und einigen Datteln gelebt und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0166" n="158"/> wollten sie mir den Turban vom Kopfe nehmen, kurz, nach und nach wurden sie so lästig und zudringlich, daß ich mir nur durch einen Gewaltreich Ruhe verschaffen konnte. Rasch faßte ich eine am Arme und drehte sie zur Thüre hinaus. Ich that dies so flink, daß sie vor der Thüre war, ehe sie wußte, was eigentlich mit ihr geschah. Den andern bedeutete ich, daß ihnen dasselbe wiederfahren würde. Vermuthlich hielten sie mich für viel kräftiger als ich war, denn sie zogen sich zurück.</p> <p>Ich beschrieb darauf einen Kreis um meinen Platz und verbot ihnen, selben zu überschreiten, — auch hierin folgten sie mir.</p> <p>Nun hatte ich es nur noch mit dem Weibe meines Führers zu thun. Diese belagerte mich den ganzen Tag, kam so nah als möglich zu mir und quälte mich beständig, ihr etwas von meinen Sachen zu geben. Ich schenkte ihr einige Kleinigkeiten, denn viel hatte ich nicht bei mir, und am Ende hätte sie alles gewollt. Glücklicher Weise kam ihr Mann nach Hause, ich rief ihn herbei, klagte über seine Frau und machte Miene, sein Haus zu verlassen und anderswo ein Unterkommen zu suchen, wohl wissend, daß dies der Araber für eine große Schande ansieht. Er zankte auch augenblicklich sein Weib derb aus, und ich hatte nun Ruhe. — Ueberall und jederzeit setzte ich meinen Willen durch. Ich fand, daß Energie und Furchtlosigkeit allen Leuten imponirt, sie mögen Araber, Perser, Beduinen oder wie immer heißen.</p> <p>Gegen Abend sah ich zu meiner großen Freude einen Kessel mit Schaffleisch aufsetzen. Ich hatte acht Tage von nichts als Brod, Gurken und einigen Datteln gelebt und </p> </div> </body> </text> </TEI> [158/0166]
wollten sie mir den Turban vom Kopfe nehmen, kurz, nach und nach wurden sie so lästig und zudringlich, daß ich mir nur durch einen Gewaltreich Ruhe verschaffen konnte. Rasch faßte ich eine am Arme und drehte sie zur Thüre hinaus. Ich that dies so flink, daß sie vor der Thüre war, ehe sie wußte, was eigentlich mit ihr geschah. Den andern bedeutete ich, daß ihnen dasselbe wiederfahren würde. Vermuthlich hielten sie mich für viel kräftiger als ich war, denn sie zogen sich zurück.
Ich beschrieb darauf einen Kreis um meinen Platz und verbot ihnen, selben zu überschreiten, — auch hierin folgten sie mir.
Nun hatte ich es nur noch mit dem Weibe meines Führers zu thun. Diese belagerte mich den ganzen Tag, kam so nah als möglich zu mir und quälte mich beständig, ihr etwas von meinen Sachen zu geben. Ich schenkte ihr einige Kleinigkeiten, denn viel hatte ich nicht bei mir, und am Ende hätte sie alles gewollt. Glücklicher Weise kam ihr Mann nach Hause, ich rief ihn herbei, klagte über seine Frau und machte Miene, sein Haus zu verlassen und anderswo ein Unterkommen zu suchen, wohl wissend, daß dies der Araber für eine große Schande ansieht. Er zankte auch augenblicklich sein Weib derb aus, und ich hatte nun Ruhe. — Ueberall und jederzeit setzte ich meinen Willen durch. Ich fand, daß Energie und Furchtlosigkeit allen Leuten imponirt, sie mögen Araber, Perser, Beduinen oder wie immer heißen.
Gegen Abend sah ich zu meiner großen Freude einen Kessel mit Schaffleisch aufsetzen. Ich hatte acht Tage von nichts als Brod, Gurken und einigen Datteln gelebt und
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/166>, abgerufen am 16.02.2025. |