Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Nimrodliegt den Tigris abwärts, achtzehn englische Meilen von Mossul. Wir setzten uns eines Abends auf einen kunstvoll gebauten Rafft und glitten im Mondschein an den reizlosen Ufern des Tigris hinab. Nach sieben Stunden, ungefähr um ein Uhr Nachts, landeten wir bei einem ärmlichen Dörfchen, das den stolzen Namen Nimrod führt. Wir weckten einige der Einwohner, die alle vor ihren Hütten lagen, ließen Feuer anmachen, Kaffee bereiten und lagerten uns dann ebenfalls bis zur Morgendämmerung auf einige mitgebrachte Teppiche. Mit der Morgendämmerung bestiegen wir Pferde (in keinem Dorfe ist Mangel an solchen) und ritten nach dem Orte der Ausgrabungen, eine Meile vom Dorfe. -- Wir sahen hier eine Menge aufgegrabener Plätze, oder besser gesagt, aufgedeckter Erdhügel, aber nicht wie in Herculanum bie Neapel, ganze Häuser, Gassen, Plätze, ja eine halbe Stadt. Hier hat man nur einzelne Säle aufgedeckt oder höchstens drei bis vier zusammenhängende Gemächer, deren Außenwände nicht einmal von der Erde losgetrennt sind, und an welchen man weder Fenster noch Thüren sieht. Die zu Tage geförderten Gegenstände gleichen ganz jenen in der Nähe Mossul's, nur daß sie in größerer Menge vorkommen. Außerdem sah ich einige Göttergestalten und Sphynxe aus Stein gehauen. Erstere stellten Thiere mit Menschenköpfen dar, ihre Größe war riesenhaft, ungefähr wie die eines Elephanten. Man hatte vier dergleichen Statuen gefunden, von welchen aber zwei bedeutend beschädiget waren. Die andern befanden sich zwar Nimrodliegt den Tigris abwärts, achtzehn englische Meilen von Mossul. Wir setzten uns eines Abends auf einen kunstvoll gebauten Rafft und glitten im Mondschein an den reizlosen Ufern des Tigris hinab. Nach sieben Stunden, ungefähr um ein Uhr Nachts, landeten wir bei einem ärmlichen Dörfchen, das den stolzen Namen Nimrod führt. Wir weckten einige der Einwohner, die alle vor ihren Hütten lagen, ließen Feuer anmachen, Kaffee bereiten und lagerten uns dann ebenfalls bis zur Morgendämmerung auf einige mitgebrachte Teppiche. Mit der Morgendämmerung bestiegen wir Pferde (in keinem Dorfe ist Mangel an solchen) und ritten nach dem Orte der Ausgrabungen, eine Meile vom Dorfe. — Wir sahen hier eine Menge aufgegrabener Plätze, oder besser gesagt, aufgedeckter Erdhügel, aber nicht wie in Herculanum bie Neapel, ganze Häuser, Gassen, Plätze, ja eine halbe Stadt. Hier hat man nur einzelne Säle aufgedeckt oder höchstens drei bis vier zusammenhängende Gemächer, deren Außenwände nicht einmal von der Erde losgetrennt sind, und an welchen man weder Fenster noch Thüren sieht. Die zu Tage geförderten Gegenstände gleichen ganz jenen in der Nähe Mossul’s, nur daß sie in größerer Menge vorkommen. Außerdem sah ich einige Göttergestalten und Sphynxe aus Stein gehauen. Erstere stellten Thiere mit Menschenköpfen dar, ihre Größe war riesenhaft, ungefähr wie die eines Elephanten. Man hatte vier dergleichen Statuen gefunden, von welchen aber zwei bedeutend beschädiget waren. Die andern befanden sich zwar <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0178" n="170"/> Nimrod</hi>liegt den Tigris abwärts, achtzehn englische Meilen von <hi rendition="#aq">Mossul</hi>.</p> <p>Wir setzten uns eines Abends auf einen kunstvoll gebauten Rafft und glitten im Mondschein an den reizlosen Ufern des Tigris hinab. Nach sieben Stunden, ungefähr um ein Uhr Nachts, landeten wir bei einem ärmlichen Dörfchen, das den stolzen Namen <hi rendition="#aq">Nimrod</hi> führt. Wir weckten einige der Einwohner, die alle vor ihren Hütten lagen, ließen Feuer anmachen, Kaffee bereiten und lagerten uns dann ebenfalls bis zur Morgendämmerung auf einige mitgebrachte Teppiche.</p> <p>Mit der Morgendämmerung bestiegen wir Pferde (in keinem Dorfe ist Mangel an solchen) und ritten nach dem Orte der Ausgrabungen, eine Meile vom Dorfe. — Wir sahen hier eine Menge aufgegrabener Plätze, oder besser gesagt, aufgedeckter Erdhügel, aber nicht wie in <hi rendition="#aq">Herculanum</hi> bie <hi rendition="#aq">Neapel</hi>, ganze Häuser, Gassen, Plätze, ja eine halbe Stadt. Hier hat man nur einzelne Säle aufgedeckt oder höchstens drei bis vier zusammenhängende Gemächer, deren Außenwände nicht einmal von der Erde losgetrennt sind, und an welchen man weder Fenster noch Thüren sieht.</p> <p>Die zu Tage geförderten Gegenstände gleichen ganz jenen in der Nähe <hi rendition="#aq">Mossul’s</hi>, nur daß sie in größerer Menge vorkommen. Außerdem sah ich einige Göttergestalten und Sphynxe aus Stein gehauen. Erstere stellten Thiere mit Menschenköpfen dar, ihre Größe war riesenhaft, ungefähr wie die eines Elephanten. Man hatte vier dergleichen Statuen gefunden, von welchen aber zwei bedeutend beschädiget waren. Die andern befanden sich zwar </p> </div> </body> </text> </TEI> [170/0178]
Nimrodliegt den Tigris abwärts, achtzehn englische Meilen von Mossul.
Wir setzten uns eines Abends auf einen kunstvoll gebauten Rafft und glitten im Mondschein an den reizlosen Ufern des Tigris hinab. Nach sieben Stunden, ungefähr um ein Uhr Nachts, landeten wir bei einem ärmlichen Dörfchen, das den stolzen Namen Nimrod führt. Wir weckten einige der Einwohner, die alle vor ihren Hütten lagen, ließen Feuer anmachen, Kaffee bereiten und lagerten uns dann ebenfalls bis zur Morgendämmerung auf einige mitgebrachte Teppiche.
Mit der Morgendämmerung bestiegen wir Pferde (in keinem Dorfe ist Mangel an solchen) und ritten nach dem Orte der Ausgrabungen, eine Meile vom Dorfe. — Wir sahen hier eine Menge aufgegrabener Plätze, oder besser gesagt, aufgedeckter Erdhügel, aber nicht wie in Herculanum bie Neapel, ganze Häuser, Gassen, Plätze, ja eine halbe Stadt. Hier hat man nur einzelne Säle aufgedeckt oder höchstens drei bis vier zusammenhängende Gemächer, deren Außenwände nicht einmal von der Erde losgetrennt sind, und an welchen man weder Fenster noch Thüren sieht.
Die zu Tage geförderten Gegenstände gleichen ganz jenen in der Nähe Mossul’s, nur daß sie in größerer Menge vorkommen. Außerdem sah ich einige Göttergestalten und Sphynxe aus Stein gehauen. Erstere stellten Thiere mit Menschenköpfen dar, ihre Größe war riesenhaft, ungefähr wie die eines Elephanten. Man hatte vier dergleichen Statuen gefunden, von welchen aber zwei bedeutend beschädiget waren. Die andern befanden sich zwar
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/178>, abgerufen am 16.02.2025. |