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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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Zeit lang ließ ich mir dies gefallen, dann aber verließ ich die reizende Gesellschaft und sah mich nach einem Orte um, wo ich mich zurückziehen und allenfalls meine Toilette ein bischen in Ordnung bringen konnte. Sechs Tage war ich wieder nicht aus den Kleidern gekommen, bei einer Hitze, die viel bedeutender war als selbst die unter der Linie. Ich fand ein finsteres und schmutziges Gemach, das mir nebst dem Ekel auch noch Furcht vor Ungeziefer und Scorpionen einflößte. Besondere Scheu hatte ich vor letzteren. Anfangs meinte ich, sie an jedem Orte zu finden, da ich in vielen Reisebeschreibungen gelesen hatte, daß sie in diesen Ländern unzählig seien. Später verminderte sich meine Furcht, weil mir in den schmutzigsten Orten, in Ruinen, Höfen und Sardabs keine vorkamen. Ueberhaupt sah ich auf der ganzen langen Reise nur zwei Exemplare; viel litt ich aber von anderem Ungeziefer, das nur zu vertilgen ist, wenn man Kleider und Wäsche verbrennt.

Kaum hatte ich von dem armseligen Gemache Besitz genommen, so kam ein Weib nach dem andern herein. Den Weibern folgten die Kinder und diesen mehrere Nachbarinnen, die von der Ankunft einer Inglesi*) gehört hatten. Ich war hier noch schlechter daran als unter dem Thorwege.

Endlich hatte eine der Weiber den glücklichen Einfall, mir ein Bad anzubieten, und mit großer Freude ergriff ich den Vorschlag. Man bereitete heißes Wasser und winkte mir dann zu folgen. Ich folgte und kam -- -

*) In Gegenden, in welche selten ein Europäer kommt, nennt man jeden solchen: Inglesi, Engländer; andere Nationen sind dorten unbekannt.

Zeit lang ließ ich mir dies gefallen, dann aber verließ ich die reizende Gesellschaft und sah mich nach einem Orte um, wo ich mich zurückziehen und allenfalls meine Toilette ein bischen in Ordnung bringen konnte. Sechs Tage war ich wieder nicht aus den Kleidern gekommen, bei einer Hitze, die viel bedeutender war als selbst die unter der Linie. Ich fand ein finsteres und schmutziges Gemach, das mir nebst dem Ekel auch noch Furcht vor Ungeziefer und Scorpionen einflößte. Besondere Scheu hatte ich vor letzteren. Anfangs meinte ich, sie an jedem Orte zu finden, da ich in vielen Reisebeschreibungen gelesen hatte, daß sie in diesen Ländern unzählig seien. Später verminderte sich meine Furcht, weil mir in den schmutzigsten Orten, in Ruinen, Höfen und Sardabs keine vorkamen. Ueberhaupt sah ich auf der ganzen langen Reise nur zwei Exemplare; viel litt ich aber von anderem Ungeziefer, das nur zu vertilgen ist, wenn man Kleider und Wäsche verbrennt.

Kaum hatte ich von dem armseligen Gemache Besitz genommen, so kam ein Weib nach dem andern herein. Den Weibern folgten die Kinder und diesen mehrere Nachbarinnen, die von der Ankunft einer Inglesi*) gehört hatten. Ich war hier noch schlechter daran als unter dem Thorwege.

Endlich hatte eine der Weiber den glücklichen Einfall, mir ein Bad anzubieten, und mit großer Freude ergriff ich den Vorschlag. Man bereitete heißes Wasser und winkte mir dann zu folgen. Ich folgte und kam — -

*) In Gegenden, in welche selten ein Europäer kommt, nennt man jeden solchen: Inglesi, Engländer; andere Nationen sind dorten unbekannt.
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Zeit lang ließ ich mir dies gefallen, dann aber verließ ich die reizende Gesellschaft und sah mich nach einem Orte um, wo ich mich zurückziehen und allenfalls meine Toilette ein bischen in Ordnung bringen konnte. Sechs Tage war ich wieder nicht aus den Kleidern gekommen, bei einer Hitze, die viel bedeutender war als selbst die unter der Linie. Ich fand ein finsteres und schmutziges Gemach, das mir nebst dem Ekel auch noch Furcht vor Ungeziefer und Scorpionen einflößte. Besondere Scheu hatte ich vor letzteren. Anfangs meinte ich, sie an jedem Orte zu finden, da ich in vielen Reisebeschreibungen gelesen hatte, daß sie in diesen Ländern unzählig seien. Später verminderte sich meine Furcht, weil mir in den schmutzigsten Orten, in Ruinen, Höfen und Sardabs keine vorkamen. Ueberhaupt sah ich auf der ganzen langen Reise nur zwei Exemplare; viel litt ich aber von anderem Ungeziefer, das nur zu vertilgen ist, wenn man Kleider und Wäsche verbrennt.</p>
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[185/0193] Zeit lang ließ ich mir dies gefallen, dann aber verließ ich die reizende Gesellschaft und sah mich nach einem Orte um, wo ich mich zurückziehen und allenfalls meine Toilette ein bischen in Ordnung bringen konnte. Sechs Tage war ich wieder nicht aus den Kleidern gekommen, bei einer Hitze, die viel bedeutender war als selbst die unter der Linie. Ich fand ein finsteres und schmutziges Gemach, das mir nebst dem Ekel auch noch Furcht vor Ungeziefer und Scorpionen einflößte. Besondere Scheu hatte ich vor letzteren. Anfangs meinte ich, sie an jedem Orte zu finden, da ich in vielen Reisebeschreibungen gelesen hatte, daß sie in diesen Ländern unzählig seien. Später verminderte sich meine Furcht, weil mir in den schmutzigsten Orten, in Ruinen, Höfen und Sardabs keine vorkamen. Ueberhaupt sah ich auf der ganzen langen Reise nur zwei Exemplare; viel litt ich aber von anderem Ungeziefer, das nur zu vertilgen ist, wenn man Kleider und Wäsche verbrennt. Kaum hatte ich von dem armseligen Gemache Besitz genommen, so kam ein Weib nach dem andern herein. Den Weibern folgten die Kinder und diesen mehrere Nachbarinnen, die von der Ankunft einer Inglesi *) gehört hatten. Ich war hier noch schlechter daran als unter dem Thorwege. Endlich hatte eine der Weiber den glücklichen Einfall, mir ein Bad anzubieten, und mit großer Freude ergriff ich den Vorschlag. Man bereitete heißes Wasser und winkte mir dann zu folgen. Ich folgte und kam — - *) In Gegenden, in welche selten ein Europäer kommt, nennt man jeden solchen: Inglesi, Engländer; andere Nationen sind dorten unbekannt.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/193>, abgerufen am 21.11.2024.