Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.verzweifelt uHhhhhgewesen, denn was hätten wir in diesen öden, menschenleeren Gegenden mit der Ladung ohne die Thiere angefangen. Der Anführer ließ sich endlich erweichen, schickte nach den Thieren und gab sie uns wieder zurück. Spät des Abends kamen wir in dem Städtchen Sauh-Bulak an. Da das Städtchen nicht befestigt war, so konnten wir noch hinein; doch waren die Chans und Bazars schon alle geschlossen, und es bedurfte vieler Mühe, bis man einen Chan öffnete und uns aufnahm. Der Chan war sehr hübsch und geräumig, hatte in der Mitte ein Wasserbecken, rund herum kleine Kaufmannsbuden und einige Nischen zum Schlafen. Die Leute, lauter Männer lagen meist schon zur Ruhe; nur einige verrichteten noch ihre Gebete. Man kann sich ihr Erstaunen denken, als sie mich, eine Frau, allein mit meinem Führer ankommen sahen. Es war zu spät, heute noch meinen Brief abzugeben, ich setzte mich daher ganz ergeben neben mein bescheidenes Gepäcke, in der Meinung, so die Nacht verbringen zu müssen; allein ein Perser kam zu mir, wies mir eine Nische zum Schlafen an, trug mein Gepäck dahin und brachte mir nach einiger Zeit sogar etwas Brot und Wasser. -- Doppelt groß war die Barmherzigkeit dieses Mannes, da man weiß, wie sehr die Mahomedaner die Christen hassen. Gott lohne ihn dafür. Ich hatte wahrlich dieser Erholung und Stärkung nöthig. 22. Juli. Heute gab ich meinen Brief an, und der persische Kaufmann nahm mich in Empfang. Er führte mich zu einer christlichen Familie und versprach, sobald als möglich für meine Weiterreise zu sorgen. Auch hier wurde das Gespräch mehr durch Zeichen als Worte geführt. verzweifelt uHhhhhgewesen, denn was hätten wir in diesen öden, menschenleeren Gegenden mit der Ladung ohne die Thiere angefangen. Der Anführer ließ sich endlich erweichen, schickte nach den Thieren und gab sie uns wieder zurück. Spät des Abends kamen wir in dem Städtchen Sauh-Bulak an. Da das Städtchen nicht befestigt war, so konnten wir noch hinein; doch waren die Chans und Bazars schon alle geschlossen, und es bedurfte vieler Mühe, bis man einen Chan öffnete und uns aufnahm. Der Chan war sehr hübsch und geräumig, hatte in der Mitte ein Wasserbecken, rund herum kleine Kaufmannsbuden und einige Nischen zum Schlafen. Die Leute, lauter Männer lagen meist schon zur Ruhe; nur einige verrichteten noch ihre Gebete. Man kann sich ihr Erstaunen denken, als sie mich, eine Frau, allein mit meinem Führer ankommen sahen. Es war zu spät, heute noch meinen Brief abzugeben, ich setzte mich daher ganz ergeben neben mein bescheidenes Gepäcke, in der Meinung, so die Nacht verbringen zu müssen; allein ein Perser kam zu mir, wies mir eine Nische zum Schlafen an, trug mein Gepäck dahin und brachte mir nach einiger Zeit sogar etwas Brot und Wasser. — Doppelt groß war die Barmherzigkeit dieses Mannes, da man weiß, wie sehr die Mahomedaner die Christen hassen. Gott lohne ihn dafür. Ich hatte wahrlich dieser Erholung und Stärkung nöthig. 22. Juli. Heute gab ich meinen Brief an, und der persische Kaufmann nahm mich in Empfang. Er führte mich zu einer christlichen Familie und versprach, sobald als möglich für meine Weiterreise zu sorgen. Auch hier wurde das Gespräch mehr durch Zeichen als Worte geführt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0203" n="195"/> verzweifelt uHhhhhgewesen, denn was hätten wir in diesen öden, menschenleeren Gegenden mit der Ladung ohne die Thiere angefangen. 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Es war zu spät, heute noch meinen Brief abzugeben, ich setzte mich daher ganz ergeben neben mein bescheidenes Gepäcke, in der Meinung, so die Nacht verbringen zu müssen; allein ein Perser kam zu mir, wies mir eine Nische zum Schlafen an, trug mein Gepäck dahin und brachte mir nach einiger Zeit sogar etwas Brot und Wasser. — Doppelt groß war die Barmherzigkeit dieses Mannes, da man weiß, wie sehr die Mahomedaner die Christen hassen. Gott lohne ihn dafür. Ich hatte wahrlich dieser Erholung und Stärkung nöthig.</p> <p>22. Juli. Heute gab ich meinen Brief an, und der persische Kaufmann nahm mich in Empfang. Er führte mich zu einer christlichen Familie und versprach, sobald als möglich für meine Weiterreise zu sorgen. Auch hier wurde das Gespräch mehr durch Zeichen als Worte geführt.</p> </div> </body> </text> </TEI> [195/0203]
verzweifelt uHhhhhgewesen, denn was hätten wir in diesen öden, menschenleeren Gegenden mit der Ladung ohne die Thiere angefangen. Der Anführer ließ sich endlich erweichen, schickte nach den Thieren und gab sie uns wieder zurück.
Spät des Abends kamen wir in dem Städtchen Sauh-Bulak an. Da das Städtchen nicht befestigt war, so konnten wir noch hinein; doch waren die Chans und Bazars schon alle geschlossen, und es bedurfte vieler Mühe, bis man einen Chan öffnete und uns aufnahm. Der Chan war sehr hübsch und geräumig, hatte in der Mitte ein Wasserbecken, rund herum kleine Kaufmannsbuden und einige Nischen zum Schlafen. Die Leute, lauter Männer lagen meist schon zur Ruhe; nur einige verrichteten noch ihre Gebete. Man kann sich ihr Erstaunen denken, als sie mich, eine Frau, allein mit meinem Führer ankommen sahen. Es war zu spät, heute noch meinen Brief abzugeben, ich setzte mich daher ganz ergeben neben mein bescheidenes Gepäcke, in der Meinung, so die Nacht verbringen zu müssen; allein ein Perser kam zu mir, wies mir eine Nische zum Schlafen an, trug mein Gepäck dahin und brachte mir nach einiger Zeit sogar etwas Brot und Wasser. — Doppelt groß war die Barmherzigkeit dieses Mannes, da man weiß, wie sehr die Mahomedaner die Christen hassen. Gott lohne ihn dafür. Ich hatte wahrlich dieser Erholung und Stärkung nöthig.
22. Juli. Heute gab ich meinen Brief an, und der persische Kaufmann nahm mich in Empfang. Er führte mich zu einer christlichen Familie und versprach, sobald als möglich für meine Weiterreise zu sorgen. Auch hier wurde das Gespräch mehr durch Zeichen als Worte geführt.
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