Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Traurigkeit. Was sollte ich hier beginnen, wenn mich mein Führer verließ oder so lange zu warten gedachte, bis zufällig eine Karavane des Weges käme. -- Einige Weiber vom Dorfe waren während meines Streites mit dem Führer herbei gekommen. Sie hatten mir Milch und ein warmes Gericht gebracht, setzten sich zu mir und frugen, warum ich so aufgebracht sei. Ich suchte ihnen die ganze Sache zu erklären. Sie verstanden mich und gaben mir Recht. Sie schmollten mit meinem Führer, ihrem Landsmanne, und suchten mich, die Fremde, zu trösten. Sie wichen nicht von meiner Seite und baten mich so herzlich, ihre Nahrung nicht zu verschmähen, daß ich mich zwang und etwas aß. Das Gericht bestand aus Brot, Eier, Butter und Wasser, welches zusammen aufgekocht wurde. Es schmeckte mir, ungeachtet des Verdrusses, recht gut. Als ich den guten Leuten eine Kleinigkeit dafür geben wollte, nahmen sie nichts an. Sie schienen sehr erfreut, mich etwas beruhigter und getrösteter zu sehen. 30. Juli. Nachts um ein Uhr setzte sich mein Führer in Bewegung, packte mein Pferd und hieß mich aufsitzen. Nun kam das Verblüfftsein an mich, denn ich sah nirgends eine Spur der Karavane. -- Wollte der Mann Rache an mir nehmen? Warum durchzog er eine Gegend, die er am hellen Tage gemieden hatte, bei Nacht und Nebel? -- Ich konnte zu wenig persisch, um hierüber eine gehörige Auskunft zu erlangen, und wollte ich dem Kerl keine fernere Ausrede wegen Nichthaltung des Kontraktes gestatten, so mußte ich gehen, -- - und ich ging auch. Traurigkeit. Was sollte ich hier beginnen, wenn mich mein Führer verließ oder so lange zu warten gedachte, bis zufällig eine Karavane des Weges käme. — Einige Weiber vom Dorfe waren während meines Streites mit dem Führer herbei gekommen. Sie hatten mir Milch und ein warmes Gericht gebracht, setzten sich zu mir und frugen, warum ich so aufgebracht sei. Ich suchte ihnen die ganze Sache zu erklären. Sie verstanden mich und gaben mir Recht. Sie schmollten mit meinem Führer, ihrem Landsmanne, und suchten mich, die Fremde, zu trösten. Sie wichen nicht von meiner Seite und baten mich so herzlich, ihre Nahrung nicht zu verschmähen, daß ich mich zwang und etwas aß. Das Gericht bestand aus Brot, Eier, Butter und Wasser, welches zusammen aufgekocht wurde. Es schmeckte mir, ungeachtet des Verdrusses, recht gut. Als ich den guten Leuten eine Kleinigkeit dafür geben wollte, nahmen sie nichts an. Sie schienen sehr erfreut, mich etwas beruhigter und getrösteter zu sehen. 30. Juli. Nachts um ein Uhr setzte sich mein Führer in Bewegung, packte mein Pferd und hieß mich aufsitzen. Nun kam das Verblüfftsein an mich, denn ich sah nirgends eine Spur der Karavane. — Wollte der Mann Rache an mir nehmen? Warum durchzog er eine Gegend, die er am hellen Tage gemieden hatte, bei Nacht und Nebel? — Ich konnte zu wenig persisch, um hierüber eine gehörige Auskunft zu erlangen, und wollte ich dem Kerl keine fernere Ausrede wegen Nichthaltung des Kontraktes gestatten, so mußte ich gehen, — - und ich ging auch. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0209" n="201"/> Traurigkeit. Was sollte ich hier beginnen, wenn mich mein Führer verließ oder so lange zu warten gedachte, bis zufällig eine Karavane des Weges käme. —</p> <p>Einige Weiber vom Dorfe waren während meines Streites mit dem Führer herbei gekommen. Sie hatten mir Milch und ein warmes Gericht gebracht, setzten sich zu mir und frugen, warum ich so aufgebracht sei. Ich suchte ihnen die ganze Sache zu erklären. Sie verstanden mich und gaben mir Recht. Sie schmollten mit meinem Führer, ihrem Landsmanne, und suchten mich, die Fremde, zu trösten. Sie wichen nicht von meiner Seite und baten mich so herzlich, ihre Nahrung nicht zu verschmähen, daß ich mich zwang und etwas aß. Das Gericht bestand aus Brot, Eier, Butter und Wasser, welches zusammen aufgekocht wurde. Es schmeckte mir, ungeachtet des Verdrusses, recht gut. Als ich den guten Leuten eine Kleinigkeit dafür geben wollte, nahmen sie nichts an. Sie schienen sehr erfreut, mich etwas beruhigter und getrösteter zu sehen.</p> <p>30. Juli. Nachts um ein Uhr setzte sich mein Führer in Bewegung, packte mein Pferd und hieß mich aufsitzen. Nun kam das Verblüfftsein an mich, denn ich sah nirgends eine Spur der Karavane. — Wollte der Mann Rache an mir nehmen? Warum durchzog er eine Gegend, die er am hellen Tage gemieden hatte, bei Nacht und Nebel? — Ich konnte zu wenig persisch, um hierüber eine gehörige Auskunft zu erlangen, und wollte ich dem Kerl keine fernere Ausrede wegen Nichthaltung des Kontraktes gestatten, so mußte ich gehen, — - und ich ging auch.</p> </div> </body> </text> </TEI> [201/0209]
Traurigkeit. Was sollte ich hier beginnen, wenn mich mein Führer verließ oder so lange zu warten gedachte, bis zufällig eine Karavane des Weges käme. —
Einige Weiber vom Dorfe waren während meines Streites mit dem Führer herbei gekommen. Sie hatten mir Milch und ein warmes Gericht gebracht, setzten sich zu mir und frugen, warum ich so aufgebracht sei. Ich suchte ihnen die ganze Sache zu erklären. Sie verstanden mich und gaben mir Recht. Sie schmollten mit meinem Führer, ihrem Landsmanne, und suchten mich, die Fremde, zu trösten. Sie wichen nicht von meiner Seite und baten mich so herzlich, ihre Nahrung nicht zu verschmähen, daß ich mich zwang und etwas aß. Das Gericht bestand aus Brot, Eier, Butter und Wasser, welches zusammen aufgekocht wurde. Es schmeckte mir, ungeachtet des Verdrusses, recht gut. Als ich den guten Leuten eine Kleinigkeit dafür geben wollte, nahmen sie nichts an. Sie schienen sehr erfreut, mich etwas beruhigter und getrösteter zu sehen.
30. Juli. Nachts um ein Uhr setzte sich mein Führer in Bewegung, packte mein Pferd und hieß mich aufsitzen. Nun kam das Verblüfftsein an mich, denn ich sah nirgends eine Spur der Karavane. — Wollte der Mann Rache an mir nehmen? Warum durchzog er eine Gegend, die er am hellen Tage gemieden hatte, bei Nacht und Nebel? — Ich konnte zu wenig persisch, um hierüber eine gehörige Auskunft zu erlangen, und wollte ich dem Kerl keine fernere Ausrede wegen Nichthaltung des Kontraktes gestatten, so mußte ich gehen, — - und ich ging auch.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/209>, abgerufen am 20.07.2024. |