Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Gewinnung des Opiums geschieht auf eine sehr einfache, dabei aber doch höchst mühsame Weise. Man macht in die Mohnköpfe, bevor sie die vollkommene Reife erlangt haben, des Abends mehrere Einschnitte. Aus diesen Wunden quillt das reinste Opium, ein weißer, zäher Saft, der sich an der Luft alsbald verdickt und in kleinen Kügelchen hängen bleibt. Die Kügelchen werden des Morgens mit einem Messer abgeschabt und in Gefäße gegeben, die die Form kleiner Kuchen haben. Eine zweite geringere Gattung gewinnt man durch das Auspressen und Auskochen der Mohnköpfe und Stengel. In manchen Büchern, darunter auch in "Zimmermanns Taschenbuch der Reisen," las ich, daß die Mohnpflanze in Indien und Persien eine Höhe von vierzig Fuß erreiche, und daß die Kapsel die Größe eines Kinderkopfes habe und gegen eine Maß Saamen enthalte. Dem ist nicht so. Ich sah die schönsten Pflanzungen in Indien und späterhin auch in Persien, fand die Pflanzen aber nie höher als drei, höchstens vier Fuß und den Umfang der Kapsel einem kleinen Hühnerei zu vergleichen. 8. Februar. Madopoor, ein elendes Dorf an dem Fuße niedriger Gebirge. Auch heute kamen wir wieder durch fürchterliche Schluchten und Erdspalten, die sich, gleich den gestrigen, nicht in der Nähe des Gebirges, sondern mitten in der Ebene befanden. Erfreuend war dagegen der Anblick einiger Palmen, der ersten seit ich Benares verlassen, sie trugen jedoch keine Früchte. Noch mehr aber überraschte mich in diesen baum- und strauchlosen Gegenden vereinzelt angepflanzte Tamarinden-, Banian- oder Mango-Bäume, die mit großer Sorgfalt Gewinnung des Opiums geschieht auf eine sehr einfache, dabei aber doch höchst mühsame Weise. Man macht in die Mohnköpfe, bevor sie die vollkommene Reife erlangt haben, des Abends mehrere Einschnitte. Aus diesen Wunden quillt das reinste Opium, ein weißer, zäher Saft, der sich an der Luft alsbald verdickt und in kleinen Kügelchen hängen bleibt. Die Kügelchen werden des Morgens mit einem Messer abgeschabt und in Gefäße gegeben, die die Form kleiner Kuchen haben. Eine zweite geringere Gattung gewinnt man durch das Auspressen und Auskochen der Mohnköpfe und Stengel. In manchen Büchern, darunter auch in „Zimmermanns Taschenbuch der Reisen,“ las ich, daß die Mohnpflanze in Indien und Persien eine Höhe von vierzig Fuß erreiche, und daß die Kapsel die Größe eines Kinderkopfes habe und gegen eine Maß Saamen enthalte. Dem ist nicht so. Ich sah die schönsten Pflanzungen in Indien und späterhin auch in Persien, fand die Pflanzen aber nie höher als drei, höchstens vier Fuß und den Umfang der Kapsel einem kleinen Hühnerei zu vergleichen. 8. Februar. Madopoor, ein elendes Dorf an dem Fuße niedriger Gebirge. Auch heute kamen wir wieder durch fürchterliche Schluchten und Erdspalten, die sich, gleich den gestrigen, nicht in der Nähe des Gebirges, sondern mitten in der Ebene befanden. Erfreuend war dagegen der Anblick einiger Palmen, der ersten seit ich Benares verlassen, sie trugen jedoch keine Früchte. Noch mehr aber überraschte mich in diesen baum- und strauchlosen Gegenden vereinzelt angepflanzte Tamarinden-, Banian- oder Mango-Bäume, die mit großer Sorgfalt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0022" n="14"/> Gewinnung des Opiums geschieht auf eine sehr einfache, dabei aber doch höchst mühsame Weise. Man macht in die Mohnköpfe, bevor sie die vollkommene Reife erlangt haben, des Abends mehrere Einschnitte. Aus diesen Wunden quillt das reinste Opium, ein weißer, zäher Saft, der sich an der Luft alsbald verdickt und in kleinen Kügelchen hängen bleibt. Die Kügelchen werden des Morgens mit einem Messer abgeschabt und in Gefäße gegeben, die die Form kleiner Kuchen haben. Eine zweite geringere Gattung gewinnt man durch das Auspressen und Auskochen der Mohnköpfe und Stengel.</p> <p>In manchen Büchern, darunter auch in „Zimmermanns Taschenbuch der Reisen,“ las ich, daß die Mohnpflanze in Indien und Persien eine Höhe von vierzig Fuß erreiche, und daß die Kapsel die Größe eines Kinderkopfes habe und gegen eine Maß Saamen enthalte. Dem ist nicht so. Ich sah die schönsten Pflanzungen in Indien und späterhin auch in Persien, fand die Pflanzen aber nie höher als drei, höchstens vier Fuß und den Umfang der Kapsel einem kleinen Hühnerei zu vergleichen.</p> <p>8. Februar. <hi rendition="#aq">Madopoor</hi>, ein elendes Dorf an dem Fuße niedriger Gebirge. Auch heute kamen wir wieder durch fürchterliche Schluchten und Erdspalten, die sich, gleich den gestrigen, nicht in der Nähe des Gebirges, sondern mitten in der Ebene befanden. Erfreuend war dagegen der Anblick einiger Palmen, der ersten seit ich <hi rendition="#aq">Benares</hi> verlassen, sie trugen jedoch keine Früchte. Noch mehr aber überraschte mich in diesen baum- und strauchlosen Gegenden vereinzelt angepflanzte Tamarinden-, Banian- oder Mango-Bäume, die mit großer Sorgfalt </p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0022]
Gewinnung des Opiums geschieht auf eine sehr einfache, dabei aber doch höchst mühsame Weise. Man macht in die Mohnköpfe, bevor sie die vollkommene Reife erlangt haben, des Abends mehrere Einschnitte. Aus diesen Wunden quillt das reinste Opium, ein weißer, zäher Saft, der sich an der Luft alsbald verdickt und in kleinen Kügelchen hängen bleibt. Die Kügelchen werden des Morgens mit einem Messer abgeschabt und in Gefäße gegeben, die die Form kleiner Kuchen haben. Eine zweite geringere Gattung gewinnt man durch das Auspressen und Auskochen der Mohnköpfe und Stengel.
In manchen Büchern, darunter auch in „Zimmermanns Taschenbuch der Reisen,“ las ich, daß die Mohnpflanze in Indien und Persien eine Höhe von vierzig Fuß erreiche, und daß die Kapsel die Größe eines Kinderkopfes habe und gegen eine Maß Saamen enthalte. Dem ist nicht so. Ich sah die schönsten Pflanzungen in Indien und späterhin auch in Persien, fand die Pflanzen aber nie höher als drei, höchstens vier Fuß und den Umfang der Kapsel einem kleinen Hühnerei zu vergleichen.
8. Februar. Madopoor, ein elendes Dorf an dem Fuße niedriger Gebirge. Auch heute kamen wir wieder durch fürchterliche Schluchten und Erdspalten, die sich, gleich den gestrigen, nicht in der Nähe des Gebirges, sondern mitten in der Ebene befanden. Erfreuend war dagegen der Anblick einiger Palmen, der ersten seit ich Benares verlassen, sie trugen jedoch keine Früchte. Noch mehr aber überraschte mich in diesen baum- und strauchlosen Gegenden vereinzelt angepflanzte Tamarinden-, Banian- oder Mango-Bäume, die mit großer Sorgfalt
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