Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.sogleich mein Gepäck. Ich erwartete nur den Befehl vom Pferde zu steigen und sah schon mein bischen Hab und Gut verloren. Sie besprachen sich mit meinem Führer, der ihnen die Mähr erzählte, die ich jedem aufband, daß ich nämlich eine arme Pilgerin sei, und daß die englischen Konsuln oder Missionäre überall die Reisekosten für mich bezahlten. Mein Anzug, mein unbedeutendes Gepäck, mein Alleinsein stimmte mit dieser Aussage vollkommen überein, -- sie glaubten seinen Worten, meinem stumm bittenden Blick und ließen mich ziehen, ja sie frugen mich sogar, ob ich Wasser wolle (es mangelte daran in diesen Thälern). Ich bat sie um einen Trunk und so schieden wir als gute Freunde. Dennoch war ich einige Zeit besorgt, daß ihre Großmuth sie reuen dürfte, und daß sie uns noch verfolgen würden. Wir kamen auch heute wieder an die Ufer des See's und blieben lange an seiner Seite. Nach einem vierzehnstündigen Ritte kehrten wir bei dem Oertchen Schech-Vali in einem Chane ein. 3. August. Das lästige Gefühl der Furcht nahm nun ein Ende: wir durchzogen freundliche, bewohnte Thäler, sahen überall Menschen in den Feldern arbeiten, Getreide heimführen, Heerden weiden u. s. w. Während der heißen Mittagsstunden blieben wir in Dise-halil, einem bedeutenden Städtchen mit sehr rein gehaltenen Straßen; die Hauptstraße durchschneidet ein silberhelles Bächlein und die Höfe der Häuser glichen Gärten. Auch hier sah ich außerhalb der Stadt viele sehr große, mit hohen Mauern umgebene Gärten. Der Zahl der Chane nach mag dieses Städtchen von sogleich mein Gepäck. Ich erwartete nur den Befehl vom Pferde zu steigen und sah schon mein bischen Hab und Gut verloren. Sie besprachen sich mit meinem Führer, der ihnen die Mähr erzählte, die ich jedem aufband, daß ich nämlich eine arme Pilgerin sei, und daß die englischen Konsuln oder Missionäre überall die Reisekosten für mich bezahlten. Mein Anzug, mein unbedeutendes Gepäck, mein Alleinsein stimmte mit dieser Aussage vollkommen überein, — sie glaubten seinen Worten, meinem stumm bittenden Blick und ließen mich ziehen, ja sie frugen mich sogar, ob ich Wasser wolle (es mangelte daran in diesen Thälern). Ich bat sie um einen Trunk und so schieden wir als gute Freunde. Dennoch war ich einige Zeit besorgt, daß ihre Großmuth sie reuen dürfte, und daß sie uns noch verfolgen würden. Wir kamen auch heute wieder an die Ufer des See’s und blieben lange an seiner Seite. Nach einem vierzehnstündigen Ritte kehrten wir bei dem Oertchen Schech-Vali in einem Chane ein. 3. August. Das lästige Gefühl der Furcht nahm nun ein Ende: wir durchzogen freundliche, bewohnte Thäler, sahen überall Menschen in den Feldern arbeiten, Getreide heimführen, Heerden weiden u. s. w. Während der heißen Mittagsstunden blieben wir in Dise-halil, einem bedeutenden Städtchen mit sehr rein gehaltenen Straßen; die Hauptstraße durchschneidet ein silberhelles Bächlein und die Höfe der Häuser glichen Gärten. Auch hier sah ich außerhalb der Stadt viele sehr große, mit hohen Mauern umgebene Gärten. Der Zahl der Chane nach mag dieses Städtchen von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0222" n="214"/> sogleich mein Gepäck. Ich erwartete nur den Befehl vom Pferde zu steigen und sah schon mein bischen Hab und Gut verloren. Sie besprachen sich mit meinem Führer, der ihnen die Mähr erzählte, die ich jedem aufband, daß ich nämlich eine arme Pilgerin sei, und daß die englischen Konsuln oder Missionäre überall die Reisekosten für mich bezahlten. Mein Anzug, mein unbedeutendes Gepäck, mein Alleinsein stimmte mit dieser Aussage vollkommen überein, — sie glaubten seinen Worten, meinem stumm bittenden Blick und ließen mich ziehen, ja sie frugen mich sogar, ob ich Wasser wolle (es mangelte daran in diesen Thälern). Ich bat sie um einen Trunk und so schieden wir als gute Freunde. Dennoch war ich einige Zeit besorgt, daß ihre Großmuth sie reuen dürfte, und daß sie uns noch verfolgen würden.</p> <p>Wir kamen auch heute wieder an die Ufer des See’s und blieben lange an seiner Seite. Nach einem vierzehnstündigen Ritte kehrten wir bei dem Oertchen <hi rendition="#aq">Schech-Vali</hi> in einem Chane ein.</p> <p>3. August. Das lästige Gefühl der Furcht nahm nun ein Ende: wir durchzogen freundliche, bewohnte Thäler, sahen überall Menschen in den Feldern arbeiten, Getreide heimführen, Heerden weiden u. s. w.</p> <p>Während der heißen Mittagsstunden blieben wir in <hi rendition="#aq">Dise-halil</hi>, einem bedeutenden Städtchen mit sehr rein gehaltenen Straßen; die Hauptstraße durchschneidet ein silberhelles Bächlein und die Höfe der Häuser glichen Gärten. Auch hier sah ich außerhalb der Stadt viele sehr große, mit hohen Mauern umgebene Gärten.</p> <p>Der Zahl der Chane nach mag dieses Städtchen von </p> </div> </body> </text> </TEI> [214/0222]
sogleich mein Gepäck. Ich erwartete nur den Befehl vom Pferde zu steigen und sah schon mein bischen Hab und Gut verloren. Sie besprachen sich mit meinem Führer, der ihnen die Mähr erzählte, die ich jedem aufband, daß ich nämlich eine arme Pilgerin sei, und daß die englischen Konsuln oder Missionäre überall die Reisekosten für mich bezahlten. Mein Anzug, mein unbedeutendes Gepäck, mein Alleinsein stimmte mit dieser Aussage vollkommen überein, — sie glaubten seinen Worten, meinem stumm bittenden Blick und ließen mich ziehen, ja sie frugen mich sogar, ob ich Wasser wolle (es mangelte daran in diesen Thälern). Ich bat sie um einen Trunk und so schieden wir als gute Freunde. Dennoch war ich einige Zeit besorgt, daß ihre Großmuth sie reuen dürfte, und daß sie uns noch verfolgen würden.
Wir kamen auch heute wieder an die Ufer des See’s und blieben lange an seiner Seite. Nach einem vierzehnstündigen Ritte kehrten wir bei dem Oertchen Schech-Vali in einem Chane ein.
3. August. Das lästige Gefühl der Furcht nahm nun ein Ende: wir durchzogen freundliche, bewohnte Thäler, sahen überall Menschen in den Feldern arbeiten, Getreide heimführen, Heerden weiden u. s. w.
Während der heißen Mittagsstunden blieben wir in Dise-halil, einem bedeutenden Städtchen mit sehr rein gehaltenen Straßen; die Hauptstraße durchschneidet ein silberhelles Bächlein und die Höfe der Häuser glichen Gärten. Auch hier sah ich außerhalb der Stadt viele sehr große, mit hohen Mauern umgebene Gärten.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/222>, abgerufen am 18.07.2024. |