Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Ich war zu einer etwas ungünstigen Zeit nach Tebris gekommen, in dem Monate der Fasten. Da wird von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts genossen, niemand verläßt das Haus, keine Gesellschaften und Besuche haben statt, -- es wird nur gebetet. Diese Gebote halten die Perser so strenge, daß mancher Kranke ein Opfer derselben wird, indem er während des Tages weder Arzneien, noch Getränke oder Nahrung nehmen will; er glaubt, wenn er auch nur einen Mundvoll genießt, die durch das Fasten erkaufte Seligkeit zu verlieren. Manche der Aufgeklärten machen in Krankheitsfällen eine Ausnahme; doch muß der Arzt in diesem Falle an den Priester eine schriftliche Erklärung senden, in welcher er die Nothwendigkeit des Genusses von Arzneien, Getränken u. s. w. aus einander setzt. Druckt der Priester diesem Dokumente sein Siegel auf, so ist der Ablaß ertheilt. -- Ob diese Ablaß-Ertheilung die Mahomedaner von den Christen oder diese von jenen angenommen haben, ist mir unbekannt. Die Mädchen müssen schon im zehnten, die Knaben erst im fünfzehnten Jahre diesen Fastenmonat mitmachen. Den großen Verbindungen und der großen Gefälligkeit Doktor Casolani's hatte ich es zu danken, daß ich ungeachtet dieser strengen Zeit in mehrere der ersten persischen Familien und selbst bei Hofe eingeführt wurde. Bis noch vor ungefähr sechs Monaten gab es in Persien keinen Vicekönig, sondern nur Statthalter; allein der jetzt regierende Schach Nesr-I-Din*) erhob die Provinz *) Dieser Schach starb zwei Monate nach meiner Anwesenheit in Tebris.
Ich war zu einer etwas ungünstigen Zeit nach Tebris gekommen, in dem Monate der Fasten. Da wird von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts genossen, niemand verläßt das Haus, keine Gesellschaften und Besuche haben statt, — es wird nur gebetet. Diese Gebote halten die Perser so strenge, daß mancher Kranke ein Opfer derselben wird, indem er während des Tages weder Arzneien, noch Getränke oder Nahrung nehmen will; er glaubt, wenn er auch nur einen Mundvoll genießt, die durch das Fasten erkaufte Seligkeit zu verlieren. Manche der Aufgeklärten machen in Krankheitsfällen eine Ausnahme; doch muß der Arzt in diesem Falle an den Priester eine schriftliche Erklärung senden, in welcher er die Nothwendigkeit des Genusses von Arzneien, Getränken u. s. w. aus einander setzt. Druckt der Priester diesem Dokumente sein Siegel auf, so ist der Ablaß ertheilt. — Ob diese Ablaß-Ertheilung die Mahomedaner von den Christen oder diese von jenen angenommen haben, ist mir unbekannt. Die Mädchen müssen schon im zehnten, die Knaben erst im fünfzehnten Jahre diesen Fastenmonat mitmachen. Den großen Verbindungen und der großen Gefälligkeit Doktor Casolani’s hatte ich es zu danken, daß ich ungeachtet dieser strengen Zeit in mehrere der ersten persischen Familien und selbst bei Hofe eingeführt wurde. Bis noch vor ungefähr sechs Monaten gab es in Persien keinen Vicekönig, sondern nur Statthalter; allein der jetzt regierende Schach Nesr-I-Din*) erhob die Provinz *) Dieser Schach starb zwei Monate nach meiner Anwesenheit in Tebris.
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Ich war zu einer etwas ungünstigen Zeit nach Tebris gekommen, in dem Monate der Fasten. Da wird von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts genossen, niemand verläßt das Haus, keine Gesellschaften und Besuche haben statt, — es wird nur gebetet. Diese Gebote halten die Perser so strenge, daß mancher Kranke ein Opfer derselben wird, indem er während des Tages weder Arzneien, noch Getränke oder Nahrung nehmen will; er glaubt, wenn er auch nur einen Mundvoll genießt, die durch das Fasten erkaufte Seligkeit zu verlieren. Manche der Aufgeklärten machen in Krankheitsfällen eine Ausnahme; doch muß der Arzt in diesem Falle an den Priester eine schriftliche Erklärung senden, in welcher er die Nothwendigkeit des Genusses von Arzneien, Getränken u. s. w. aus einander setzt. Druckt der Priester diesem Dokumente sein Siegel auf, so ist der Ablaß ertheilt. — Ob diese Ablaß-Ertheilung die Mahomedaner von den Christen oder diese von jenen angenommen haben, ist mir unbekannt. Die Mädchen müssen schon im zehnten, die Knaben erst im fünfzehnten Jahre diesen Fastenmonat mitmachen.
Den großen Verbindungen und der großen Gefälligkeit Doktor Casolani’s hatte ich es zu danken, daß ich ungeachtet dieser strengen Zeit in mehrere der ersten persischen Familien und selbst bei Hofe eingeführt wurde.
Bis noch vor ungefähr sechs Monaten gab es in Persien keinen Vicekönig, sondern nur Statthalter; allein der jetzt regierende Schach Nesr-I-Din *) erhob die Provinz
*) Dieser Schach starb zwei Monate nach meiner Anwesenheit in Tebris.
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