Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.eine sehr glaubwürdige Person; sie mögen dazu dienen, meinen Lesern einen kleinen Begriff von der persischen Regierungsweise zu geben. Meine Vorstellung an des Vicekönigs Bali-Ahd Hofe fand schon einige Tage nach meiner Ankunft statt. Ich ward an einem Nachmittage mit Dr. Casolani in eines der königlichen Sommerhäuser beschieden. Das Haus lag in einem kleinen Garten und der kleine Garten wieder in einem großen; beide waren mit sehr hohen Mauern umfangen. In dem ersten Garten gab es, außer Wiesen, Fruchtbäumen und staubigen Wegen, nichts bemerkenswerthes, als viele Zelte, in welchen Militär hauste. Die Soldaten trugen die gewöhnliche persische Kleidung, mit dem einzigen Unterschiede, daß der dienstthuende Offizier ein Schwert umgeschnallt, und der wachestehende Soldat ein Gewehr auf den Schultern hatte. In Uniform erscheinen sie nur bei höchst seltenen Gelegenheiten, und da sollen sie einigermaßen dem europäischen Militär gleichen. Am Eingange des kleinen Gartens empfingen uns mehrerer Eunuchen. Sie führten uns zu einem einstöckigen, unbedeutenden Hause, das am Ende einiger Blumenfluren lag. Ich hätte in diesem Hause nie den Sommersitz eines persischen Thronfolgers gesucht; und doch war es so. In dem engen Eingange des Häuschens gab es zwei schmale Treppen, von welcher die eine nach dem Empfangszimmer des Vicekönigs, die andere nach jenem seiner Gemahlin ging. Der Doctor wurde in ersteres geführt, mich eine sehr glaubwürdige Person; sie mögen dazu dienen, meinen Lesern einen kleinen Begriff von der persischen Regierungsweise zu geben. Meine Vorstellung an des Vicekönigs Bali-Ahd Hofe fand schon einige Tage nach meiner Ankunft statt. Ich ward an einem Nachmittage mit Dr. Casolani in eines der königlichen Sommerhäuser beschieden. Das Haus lag in einem kleinen Garten und der kleine Garten wieder in einem großen; beide waren mit sehr hohen Mauern umfangen. In dem ersten Garten gab es, außer Wiesen, Fruchtbäumen und staubigen Wegen, nichts bemerkenswerthes, als viele Zelte, in welchen Militär hauste. Die Soldaten trugen die gewöhnliche persische Kleidung, mit dem einzigen Unterschiede, daß der dienstthuende Offizier ein Schwert umgeschnallt, und der wachestehende Soldat ein Gewehr auf den Schultern hatte. In Uniform erscheinen sie nur bei höchst seltenen Gelegenheiten, und da sollen sie einigermaßen dem europäischen Militär gleichen. Am Eingange des kleinen Gartens empfingen uns mehrerer Eunuchen. Sie führten uns zu einem einstöckigen, unbedeutenden Hause, das am Ende einiger Blumenfluren lag. Ich hätte in diesem Hause nie den Sommersitz eines persischen Thronfolgers gesucht; und doch war es so. In dem engen Eingange des Häuschens gab es zwei schmale Treppen, von welcher die eine nach dem Empfangszimmer des Vicekönigs, die andere nach jenem seiner Gemahlin ging. Der Doctor wurde in ersteres geführt, mich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0234" n="226"/> eine sehr glaubwürdige Person; sie mögen dazu dienen, meinen Lesern einen kleinen Begriff von der persischen Regierungsweise zu geben. </p> <p>Meine Vorstellung an des Vicekönigs Bali-Ahd Hofe fand schon einige Tage nach meiner Ankunft statt. Ich ward an einem Nachmittage mit Dr. Casolani in eines der königlichen Sommerhäuser beschieden. Das Haus lag in einem kleinen Garten und der kleine Garten wieder in einem großen; beide waren mit sehr hohen Mauern umfangen. In dem ersten Garten gab es, außer Wiesen, Fruchtbäumen und staubigen Wegen, nichts bemerkenswerthes, als viele Zelte, in welchen Militär hauste. Die Soldaten trugen die gewöhnliche persische Kleidung, mit dem einzigen Unterschiede, daß der dienstthuende Offizier ein Schwert umgeschnallt, und der wachestehende Soldat ein Gewehr auf den Schultern hatte. In Uniform erscheinen sie nur bei höchst seltenen Gelegenheiten, und da sollen sie einigermaßen dem europäischen Militär gleichen.</p> <p>Am Eingange des kleinen Gartens empfingen uns mehrerer Eunuchen. Sie führten uns zu einem einstöckigen, unbedeutenden Hause, das am Ende einiger Blumenfluren lag. Ich hätte in diesem Hause nie den Sommersitz eines persischen Thronfolgers gesucht; und doch war es so. In dem engen Eingange des Häuschens gab es zwei schmale Treppen, von welcher die eine nach dem Empfangszimmer des Vicekönigs, die andere nach jenem seiner Gemahlin ging. Der Doctor wurde in ersteres geführt, mich </p> </div> </body> </text> </TEI> [226/0234]
eine sehr glaubwürdige Person; sie mögen dazu dienen, meinen Lesern einen kleinen Begriff von der persischen Regierungsweise zu geben.
Meine Vorstellung an des Vicekönigs Bali-Ahd Hofe fand schon einige Tage nach meiner Ankunft statt. Ich ward an einem Nachmittage mit Dr. Casolani in eines der königlichen Sommerhäuser beschieden. Das Haus lag in einem kleinen Garten und der kleine Garten wieder in einem großen; beide waren mit sehr hohen Mauern umfangen. In dem ersten Garten gab es, außer Wiesen, Fruchtbäumen und staubigen Wegen, nichts bemerkenswerthes, als viele Zelte, in welchen Militär hauste. Die Soldaten trugen die gewöhnliche persische Kleidung, mit dem einzigen Unterschiede, daß der dienstthuende Offizier ein Schwert umgeschnallt, und der wachestehende Soldat ein Gewehr auf den Schultern hatte. In Uniform erscheinen sie nur bei höchst seltenen Gelegenheiten, und da sollen sie einigermaßen dem europäischen Militär gleichen.
Am Eingange des kleinen Gartens empfingen uns mehrerer Eunuchen. Sie führten uns zu einem einstöckigen, unbedeutenden Hause, das am Ende einiger Blumenfluren lag. Ich hätte in diesem Hause nie den Sommersitz eines persischen Thronfolgers gesucht; und doch war es so. In dem engen Eingange des Häuschens gab es zwei schmale Treppen, von welcher die eine nach dem Empfangszimmer des Vicekönigs, die andere nach jenem seiner Gemahlin ging. Der Doctor wurde in ersteres geführt, mich
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/234>, abgerufen am 17.07.2024. |