Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.bemerkte auch hier in der Stadt, daß alle schweren Arbeiten von den Männern verrichtet werden. In Tebris, wie überhaupt in Persien, sind die Juden, die Suni-Mohamedaner und die Christen unendlich verhaßt. Vor ungefähr drei Monaten waren die Juden und Christen in Tebris der höchsten Gefahr ausgesetzt. Mehrere Haufen Volkes hatten sich zusammen gerottet, durchzogen die Stadttheile dieser Sekten, fingen an zu plündern, die Häuser zu zerstören, den Bewohnern mit dem Tode zu drohen und die Drohungen an einigen sogar in Erfüllung zu bringen. Glücklicherweise wurden diese Gräuelscenen dem Gouverneur der Stadt sogleich angezeigt, und dieser, ein tapferer, entschlossener Mann, nahm sich nicht einmal Zeit, einen Kaftan über sein Hauskleid zu werfen, sondern eilte fort, stürzte sich mitten in den aufgeregten Volkshaufen und wußte selben durch eine kräftige Rede glücklich aus einander zu bringen. Ich hatte schon bei meiner Ankunft in Tebris den Wunsch geäußert, meine Reise von hier über Natschivan und Erivan nach Tiflis fortzusetzen. Anfangs gab man mir wenig Hoffnung dazu, da seit den letzten politischen Ereignissen in Europa, die russische Regierung gleich der chinesischen den Eintritt in ihr Reich jedem Fremdling streng verbietet; doch versprach mir Herr Stevens, sich mit aller Macht für mich bei dem russischen Consul, Herrn Anitschkow zu verwenden. Dieser gewichtigen Fürsprache, meinem Geschlechte und Alter hatte ich es zu danken, daß man mit mir eine Ausnahme machte. Ich erhielt vom russisch. Consul nicht nur die Erlaubniß, sondern auch außerdem noch mehrere gute Briefe nach Natschivan, Erivan u. Tiflis. bemerkte auch hier in der Stadt, daß alle schweren Arbeiten von den Männern verrichtet werden. In Tebris, wie überhaupt in Persien, sind die Juden, die Suni-Mohamedaner und die Christen unendlich verhaßt. Vor ungefähr drei Monaten waren die Juden und Christen in Tebris der höchsten Gefahr ausgesetzt. Mehrere Haufen Volkes hatten sich zusammen gerottet, durchzogen die Stadttheile dieser Sekten, fingen an zu plündern, die Häuser zu zerstören, den Bewohnern mit dem Tode zu drohen und die Drohungen an einigen sogar in Erfüllung zu bringen. Glücklicherweise wurden diese Gräuelscenen dem Gouverneur der Stadt sogleich angezeigt, und dieser, ein tapferer, entschlossener Mann, nahm sich nicht einmal Zeit, einen Kaftan über sein Hauskleid zu werfen, sondern eilte fort, stürzte sich mitten in den aufgeregten Volkshaufen und wußte selben durch eine kräftige Rede glücklich aus einander zu bringen. Ich hatte schon bei meiner Ankunft in Tebris den Wunsch geäußert, meine Reise von hier über Natschivan und Erivan nach Tiflis fortzusetzen. Anfangs gab man mir wenig Hoffnung dazu, da seit den letzten politischen Ereignissen in Europa, die russische Regierung gleich der chinesischen den Eintritt in ihr Reich jedem Fremdling streng verbietet; doch versprach mir Herr Stevens, sich mit aller Macht für mich bei dem russischen Consul, Herrn Anitschkow zu verwenden. Dieser gewichtigen Fürsprache, meinem Geschlechte und Alter hatte ich es zu danken, daß man mit mir eine Ausnahme machte. Ich erhielt vom russisch. Consul nicht nur die Erlaubniß, sondern auch außerdem noch mehrere gute Briefe nach Natschivan, Erivan u. Tiflis. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0245" n="237"/> bemerkte auch hier in der Stadt, daß alle schweren Arbeiten von den Männern verrichtet werden.</p> <p>In <hi rendition="#aq">Tebris</hi>, wie überhaupt in Persien, sind die Juden, die Suni-Mohamedaner und die Christen unendlich verhaßt. 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bemerkte auch hier in der Stadt, daß alle schweren Arbeiten von den Männern verrichtet werden.
In Tebris, wie überhaupt in Persien, sind die Juden, die Suni-Mohamedaner und die Christen unendlich verhaßt. Vor ungefähr drei Monaten waren die Juden und Christen in Tebris der höchsten Gefahr ausgesetzt. Mehrere Haufen Volkes hatten sich zusammen gerottet, durchzogen die Stadttheile dieser Sekten, fingen an zu plündern, die Häuser zu zerstören, den Bewohnern mit dem Tode zu drohen und die Drohungen an einigen sogar in Erfüllung zu bringen. Glücklicherweise wurden diese Gräuelscenen dem Gouverneur der Stadt sogleich angezeigt, und dieser, ein tapferer, entschlossener Mann, nahm sich nicht einmal Zeit, einen Kaftan über sein Hauskleid zu werfen, sondern eilte fort, stürzte sich mitten in den aufgeregten Volkshaufen und wußte selben durch eine kräftige Rede glücklich aus einander zu bringen.
Ich hatte schon bei meiner Ankunft in Tebris den Wunsch geäußert, meine Reise von hier über Natschivan und Erivan nach Tiflis fortzusetzen. Anfangs gab man mir wenig Hoffnung dazu, da seit den letzten politischen Ereignissen in Europa, die russische Regierung gleich der chinesischen den Eintritt in ihr Reich jedem Fremdling streng verbietet; doch versprach mir Herr Stevens, sich mit aller Macht für mich bei dem russischen Consul, Herrn Anitschkow zu verwenden. Dieser gewichtigen Fürsprache, meinem Geschlechte und Alter hatte ich es zu danken, daß man mit mir eine Ausnahme machte. Ich erhielt vom russisch. Consul nicht nur die Erlaubniß, sondern auch außerdem noch mehrere gute Briefe nach Natschivan, Erivan u. Tiflis.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/245>, abgerufen am 17.07.2024. |