Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

In den neuern Geographien wird die Höhe des Ararat auf 16,900 Fuß angegeben, in den ältern auf 11,000. Den Berg Ararat nennen die Perser und Armenier Macis, die griechischen Schriftsteller geben den Berg für einen Theil des Taurus aus. Der Ararat ist ganz öde und oben mit Schnee bedeckt, der nie wegschmilzt; unten am Berge liegt das Kloster Arakilvank an der Stelle, wo Noah seine erste Wohnung aufgeschlagen haben soll.

20. August lagerten wir in der Nähe des Dörfchens Gadis. In die Provinz Ararat in Armenien setzen viele Ausleger der beiligen Schrift das Paradies. Auf jeden Fall ist Armenien ein Schauplatz der berühmtesten Begebeneheiten. Nirgends sind so viele und blutige Schlachten vorgefallen als in diesem Lande, da alle großen Exoberer Asiens Armenien unter ihre Bothmäßigkeit gebracht hatten.

21. August. Noch immer blieben wir dem Araras nahe. Wir kamen mitunter an russischen und deutschen Kolonien vorüber; die Häuser in den letzteren sahen ganz wie jene in deutschen Gebirgsdörfern aus. Der Weg war stets sehr holperig und steinig, und ich begreife kaum, wie er von der Post befahren werden kann.

Heute wiederfuhr mir ein sehr unangenehmes Abenteuer.

Meine Karavane lagerte in der Nähe der Station Sidin, ungefähr fünfzig Schritte seitwärts der Poststraße. Gegen acht Uhr Abends ging ich bis an die Straße spazieren, und als ich wieder umkehren wollte, hörte ich den Glockenschall der Postpferde. Ich blieb an der Straße stehen um die Reisenden zu sehen, -- ein Herr und neben

In den neuern Geographien wird die Höhe des Ararat auf 16,900 Fuß angegeben, in den ältern auf 11,000. Den Berg Ararat nennen die Perser und Armenier Macis, die griechischen Schriftsteller geben den Berg für einen Theil des Taurus aus. Der Ararat ist ganz öde und oben mit Schnee bedeckt, der nie wegschmilzt; unten am Berge liegt das Kloster Arakilvank an der Stelle, wo Noah seine erste Wohnung aufgeschlagen haben soll.

20. August lagerten wir in der Nähe des Dörfchens Gadis. In die Provinz Ararat in Armenien setzen viele Ausleger der beiligen Schrift das Paradies. Auf jeden Fall ist Armenien ein Schauplatz der berühmtesten Begebeneheiten. Nirgends sind so viele und blutige Schlachten vorgefallen als in diesem Lande, da alle großen Exoberer Asiens Armenien unter ihre Bothmäßigkeit gebracht hatten.

21. August. Noch immer blieben wir dem Araras nahe. Wir kamen mitunter an russischen und deutschen Kolonien vorüber; die Häuser in den letzteren sahen ganz wie jene in deutschen Gebirgsdörfern aus. Der Weg war stets sehr holperig und steinig, und ich begreife kaum, wie er von der Post befahren werden kann.

Heute wiederfuhr mir ein sehr unangenehmes Abenteuer.

Meine Karavane lagerte in der Nähe der Station Sidin, ungefähr fünfzig Schritte seitwärts der Poststraße. Gegen acht Uhr Abends ging ich bis an die Straße spazieren, und als ich wieder umkehren wollte, hörte ich den Glockenschall der Postpferde. Ich blieb an der Straße stehen um die Reisenden zu sehen, — ein Herr und neben

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0256" n="248"/>
        <p>In den neuern Geographien wird die Höhe des Ararat auf 16,900 Fuß angegeben, in den ältern auf 11,000. Den Berg Ararat nennen die Perser und Armenier Macis, die griechischen Schriftsteller geben den Berg für einen Theil des Taurus aus. Der Ararat ist ganz öde und oben mit Schnee bedeckt, der nie wegschmilzt; unten am Berge liegt das Kloster <hi rendition="#aq">Arakilvank</hi> an der Stelle, wo Noah seine erste Wohnung aufgeschlagen haben soll.</p>
        <p>20. August lagerten wir in der Nähe des Dörfchens <hi rendition="#aq">Gadis</hi>. In die Provinz <hi rendition="#aq">Ararat</hi> in Armenien setzen viele Ausleger der beiligen Schrift das Paradies. Auf jeden Fall ist Armenien ein Schauplatz der berühmtesten Begebeneheiten. Nirgends sind so viele und blutige Schlachten vorgefallen als in diesem Lande, da alle großen Exoberer Asiens Armenien unter ihre Bothmäßigkeit gebracht hatten.</p>
        <p>21. August. Noch immer blieben wir dem Araras nahe. Wir kamen mitunter an russischen und deutschen Kolonien vorüber; die Häuser in den letzteren sahen ganz wie jene in deutschen Gebirgsdörfern aus. Der Weg war stets sehr holperig und steinig, und ich begreife kaum, wie er von der Post befahren werden kann.</p>
        <p>Heute wiederfuhr mir ein sehr unangenehmes Abenteuer.</p>
        <p>Meine Karavane lagerte in der Nähe der Station <hi rendition="#aq">Sidin</hi>, ungefähr fünfzig Schritte seitwärts der Poststraße. Gegen acht Uhr Abends ging ich bis an die Straße spazieren, und als ich wieder umkehren wollte, hörte ich den Glockenschall der Postpferde. Ich blieb an der Straße stehen um die Reisenden zu sehen, &#x2014; ein Herr und neben
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0256] In den neuern Geographien wird die Höhe des Ararat auf 16,900 Fuß angegeben, in den ältern auf 11,000. Den Berg Ararat nennen die Perser und Armenier Macis, die griechischen Schriftsteller geben den Berg für einen Theil des Taurus aus. Der Ararat ist ganz öde und oben mit Schnee bedeckt, der nie wegschmilzt; unten am Berge liegt das Kloster Arakilvank an der Stelle, wo Noah seine erste Wohnung aufgeschlagen haben soll. 20. August lagerten wir in der Nähe des Dörfchens Gadis. In die Provinz Ararat in Armenien setzen viele Ausleger der beiligen Schrift das Paradies. Auf jeden Fall ist Armenien ein Schauplatz der berühmtesten Begebeneheiten. Nirgends sind so viele und blutige Schlachten vorgefallen als in diesem Lande, da alle großen Exoberer Asiens Armenien unter ihre Bothmäßigkeit gebracht hatten. 21. August. Noch immer blieben wir dem Araras nahe. Wir kamen mitunter an russischen und deutschen Kolonien vorüber; die Häuser in den letzteren sahen ganz wie jene in deutschen Gebirgsdörfern aus. Der Weg war stets sehr holperig und steinig, und ich begreife kaum, wie er von der Post befahren werden kann. Heute wiederfuhr mir ein sehr unangenehmes Abenteuer. Meine Karavane lagerte in der Nähe der Station Sidin, ungefähr fünfzig Schritte seitwärts der Poststraße. Gegen acht Uhr Abends ging ich bis an die Straße spazieren, und als ich wieder umkehren wollte, hörte ich den Glockenschall der Postpferde. Ich blieb an der Straße stehen um die Reisenden zu sehen, — ein Herr und neben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/256
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/256>, abgerufen am 22.11.2024.