Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.russischen Post machte ich mehrmals eine einzige Station während eines ganzen langen Tages. Wenn ich eine Uniform gewahrte, überfiel mich jederzeit ein Fieberschauer -- - ich mußte gefaßt sein, keine Pferde zu bekommen. In jedem Posthause gibt es eine auch zwei Gaststuben und dabei einen verheiratheten Kosaken, der sammt seinem Weibe die Fremden bedient und für sie kocht. Für das Zimmer ist nichts zu zahlen, der Erstkommende hat das Recht. Das Dienstpersonale ist so gefällig wie das Stallpersonale, und man hat oft Mühe, sich mit schwerem Gelde einige Eier, Milch oder sonst etwas zu verschaffen. Die Reise durch Persien war lebensgefährlich, die durch das asiatische Rußland aber so empörend, daß ich erstere unbedingt vorziehe. Von Pipis an nimmt die schöne Gegend wieder sehr ab, die Thäler dehnen sich aus, die Gebirge werden niedriger, und beide sind häufig baumlos und kahl. Ich begegnete heute mehreren Nomadenzügen von Tartaren. Die Leute saßen auf Ochsen und Pferden und hatten auch auf solche ihre Zelte und ihren Hausrath gepackt; die Kühe und Schafe, deren es stets eine große Menge gab, wurden nebenher getrieben. Die Tartarinnen waren meist sehr kostbar und zugleich sehr abgerissen gekleidet. Ihr Anzug bestand fast durchgehends aus hochrothen Seidenzeugen, die oft sogar mit Goldfäden durchwirkt waren. Sie trugen weite Hosen, einen langen Kaftan und einen kürzeren darüber, auf dem Kopfe eine Art Bienenkorb, Schaube genannt, der aus Baumrinde gemacht, roth überzogen, und mit Blechen, Korallen und kleinen Münzen behangen ist. Von der Brust bis zum Gürtel hatten sie die Kleider russischen Post machte ich mehrmals eine einzige Station während eines ganzen langen Tages. Wenn ich eine Uniform gewahrte, überfiel mich jederzeit ein Fieberschauer — - ich mußte gefaßt sein, keine Pferde zu bekommen. In jedem Posthause gibt es eine auch zwei Gaststuben und dabei einen verheiratheten Kosaken, der sammt seinem Weibe die Fremden bedient und für sie kocht. Für das Zimmer ist nichts zu zahlen, der Erstkommende hat das Recht. Das Dienstpersonale ist so gefällig wie das Stallpersonale, und man hat oft Mühe, sich mit schwerem Gelde einige Eier, Milch oder sonst etwas zu verschaffen. Die Reise durch Persien war lebensgefährlich, die durch das asiatische Rußland aber so empörend, daß ich erstere unbedingt vorziehe. Von Pipis an nimmt die schöne Gegend wieder sehr ab, die Thäler dehnen sich aus, die Gebirge werden niedriger, und beide sind häufig baumlos und kahl. Ich begegnete heute mehreren Nomadenzügen von Tartaren. Die Leute saßen auf Ochsen und Pferden und hatten auch auf solche ihre Zelte und ihren Hausrath gepackt; die Kühe und Schafe, deren es stets eine große Menge gab, wurden nebenher getrieben. Die Tartarinnen waren meist sehr kostbar und zugleich sehr abgerissen gekleidet. Ihr Anzug bestand fast durchgehends aus hochrothen Seidenzeugen, die oft sogar mit Goldfäden durchwirkt waren. Sie trugen weite Hosen, einen langen Kaftan und einen kürzeren darüber, auf dem Kopfe eine Art Bienenkorb, Schaube genannt, der aus Baumrinde gemacht, roth überzogen, und mit Blechen, Korallen und kleinen Münzen behangen ist. Von der Brust bis zum Gürtel hatten sie die Kleider <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0266" n="258"/> russischen Post machte ich mehrmals <hi rendition="#aq">eine einzige</hi> Station während eines ganzen langen Tages. Wenn ich eine Uniform gewahrte, überfiel mich jederzeit ein Fieberschauer — - ich mußte gefaßt sein, keine Pferde zu bekommen.</p> <p>In jedem Posthause gibt es eine auch zwei Gaststuben und dabei einen verheiratheten Kosaken, der sammt seinem Weibe die Fremden bedient und für sie kocht. Für das Zimmer ist nichts zu zahlen, der Erstkommende hat das Recht. Das Dienstpersonale ist so gefällig wie das Stallpersonale, und man hat oft Mühe, sich mit schwerem Gelde einige Eier, Milch oder sonst etwas zu verschaffen.</p> <p>Die Reise durch Persien war lebensgefährlich, die durch das asiatische Rußland aber so empörend, daß ich erstere unbedingt vorziehe.</p> <p>Von <hi rendition="#aq">Pipis</hi> an nimmt die schöne Gegend wieder sehr ab, die Thäler dehnen sich aus, die Gebirge werden niedriger, und beide sind häufig baumlos und kahl.</p> <p>Ich begegnete heute mehreren Nomadenzügen von Tartaren. Die Leute saßen auf Ochsen und Pferden und hatten auch auf solche ihre Zelte und ihren Hausrath gepackt; die Kühe und Schafe, deren es stets eine große Menge gab, wurden nebenher getrieben. Die Tartarinnen waren meist sehr kostbar und zugleich sehr abgerissen gekleidet. Ihr Anzug bestand fast durchgehends aus hochrothen Seidenzeugen, die oft sogar mit Goldfäden durchwirkt waren. Sie trugen weite Hosen, einen langen Kaftan und einen kürzeren darüber, auf dem Kopfe eine Art Bienenkorb, Schaube genannt, der aus Baumrinde gemacht, roth überzogen, und mit Blechen, Korallen und kleinen Münzen behangen ist. Von der Brust bis zum Gürtel hatten sie die Kleider </p> </div> </body> </text> </TEI> [258/0266]
russischen Post machte ich mehrmals eine einzige Station während eines ganzen langen Tages. Wenn ich eine Uniform gewahrte, überfiel mich jederzeit ein Fieberschauer — - ich mußte gefaßt sein, keine Pferde zu bekommen.
In jedem Posthause gibt es eine auch zwei Gaststuben und dabei einen verheiratheten Kosaken, der sammt seinem Weibe die Fremden bedient und für sie kocht. Für das Zimmer ist nichts zu zahlen, der Erstkommende hat das Recht. Das Dienstpersonale ist so gefällig wie das Stallpersonale, und man hat oft Mühe, sich mit schwerem Gelde einige Eier, Milch oder sonst etwas zu verschaffen.
Die Reise durch Persien war lebensgefährlich, die durch das asiatische Rußland aber so empörend, daß ich erstere unbedingt vorziehe.
Von Pipis an nimmt die schöne Gegend wieder sehr ab, die Thäler dehnen sich aus, die Gebirge werden niedriger, und beide sind häufig baumlos und kahl.
Ich begegnete heute mehreren Nomadenzügen von Tartaren. Die Leute saßen auf Ochsen und Pferden und hatten auch auf solche ihre Zelte und ihren Hausrath gepackt; die Kühe und Schafe, deren es stets eine große Menge gab, wurden nebenher getrieben. Die Tartarinnen waren meist sehr kostbar und zugleich sehr abgerissen gekleidet. Ihr Anzug bestand fast durchgehends aus hochrothen Seidenzeugen, die oft sogar mit Goldfäden durchwirkt waren. Sie trugen weite Hosen, einen langen Kaftan und einen kürzeren darüber, auf dem Kopfe eine Art Bienenkorb, Schaube genannt, der aus Baumrinde gemacht, roth überzogen, und mit Blechen, Korallen und kleinen Münzen behangen ist. Von der Brust bis zum Gürtel hatten sie die Kleider
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